Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidite BEILAGE DES WIENER DIÖZESANBLATTE5 Nr. 11 (November 1966} 104. Jahrgang Nr. Wien,am 1.November 1966 7.Jahrgang Inhalt: 48. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913). II. Seine Berufung als Erzbischof-Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürslerzbischof (1910^911). III. Die kurze Regierung als Oberhirie und Kardinal (1911/1913). — 49. Die Bruderschaft der Allerheiligslen Jung frau zur Erlangung einer guten Sterbestunde in Neunkirchen. — 50. Vorkämpfer der K. A. und NS-Opfer Oberstleutnant Franz Heckenast (tl939). 48.Kardinal Franz Xaver Nagt, Fürsterzbisdiof von Wien (1911/1915) n.Seine Berufung als Erzbischof-Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürsterzbisdiof (1910/1911) Dr.Franz Loidl Fortsetzung Nun wieder zurück zu Wcihbisdiof Marschall, über dessen Heiliglandfahrt die Wiener standig von der Presse auf dem laufenden gehalten, ja über Details sogar unterrichtet wurden: so u. a., daß er sidi zwei Wochen in Jerusalem aufgehalten, daß er in Vertre tung des Patriarchen die Palmweihe und das Hochamt in der Grabeskirche gehalten habe, was zusammen fünf Stunden dauerte'^). Betont wurde auch, daß er die schweren Reisestrapazen sehr leicht ertragen habe''®). An Bord der „Cleopatra" traf er dann über Triest am 20. April in Venedig ein, wo er einige Tage Station machte. Sein Zeremoniär, der Kooperator von St.Stephan,Johann Forster(Priester seit 1902), warihm dorthin zur Begrüßung enlgegengefahren."®) DieRück fahrt erfolgte sodann ohne Unterbrechung auf der Südbahn nach Wien, wo man am 27. April mit dem Abendschnellzug einlangte. Wie der Abschied gestal tete sich auch die Heimkehr zu einmaligen Sympathie kundgebungen. In Gloggnitz empfing den Weihbischof bereits ein Vertreter des Empfangskomitees, der ihn namens der Delegiertenkonferenz willkommen hieß und ihm mitteilte, daß ihm im Wiener Südbalmhof ein olfi-' zieller Empfang zuteil werde. In den Stationen Wiener Neustadt und Baden, wo der Zug einige Minuten hielt, wurde Marschall von der dortigen Geistlichkeit be grüßt. In Wien erwartete ihn eine nach Hunderten zählende Menschenmenge. Im Vorraum der Ankunfts halle sang der Meidlinger Männer-Gesangsverein den Chor „Das ist der Tag des Herrn,. Ein Mädchen bot ihm ein Blumengewinde dar, Oberrevident K. Wesssly überreichte ihm eine Massen-Adresse, die Tausende Unterschriften trug. Der Redner betonte, daß er im Namen von vierzig Gemeinden der Wiener Erz diözese spreche und den Weihbischof der Sympathien sämtlicher Diözesanen versichern könne. Für den größ ten Frauenbund übergab Frau S.Gutmann ein prächtiges Blumenbukett. Nach dem Verklingen der abermals er tönenden Hochrufe, dankte der Gefeierte mit einigen herzlichen Worten, wobei er sagte, daß er im Heiligen Land bei jedem seiner Gebete zunächst seiner Heimat und seiner lieben Wiener gedachte, für die er auch in der Ferne den Segen Gottes herabflehte. Nach diesen offiziellen Zeremonien wurde Weihbischof M., heißt es weilef im Zeitungsbericht, noch vom Magistratsdirek tor Appel begrüßt. Geleimt vom Komitee und zahl reichen Geistlichen, verließ er unter großen Ovationen den Bahnhof."') Eine treue Anhängerschaft folgte ihm sogar bis auf den Stephansplatz und in seine Wohnung im Zwettlhof, „ein Beweis für die unge zwungene Verehrung,'die er in Wien bei Groß und Klein, Arm und Reich, Geistlichen und Weltlichen genoß"."') MitGenugtuung und Freude wurde sein gutes, fri sches Aussehen festgestellt, das jedoch insofern etwas fremdartig anmutete, als er sich naA Pilgerart einen stattlichen Vollbart hatte wachsen lassen,den er nun wei ter trug."') Tatsächlich entwickelte Marschall wieder einen tätigen Eifer. Schon drei Tage nach seiner Heim kehr konsekrierte er die neuerbaute jetzige Pfarrund Wallfahrtskirche „Mariä Schmerzen" im Kaasgraben (Wien XIX),"*) weihte in seinem Lieblings heiligtum (in der Ro.«;enkranzkirche zu Hetzendorf, Wien XII) am 1. Mai die Lourdesstatue und hielt da vor die erste Andacht mit Predigt,"®) pontifizierte bei der Klemens Maria Hofbauer-Feier in Maria am Ge stade und nahm die Ehrenbürgerschaft von Inzersdorf bei Wien entgegen;"®) beteiligte sich im Mai an der Wiener Jubiläums-Wallfahrt nach Maria Taferl,"') hielt die erste Fronleichnamsprozession in Hetzen dorf,"®) ließ die Ehrenbürgerschafl von Gber-Themenau (Filiale von Unterthemenau bei Staatz, heute CSSR.) über sich ergehen,"®) assistierte bei der vom Apöstol. Nuntius Januarius Granito Pignatelli di Belmonte vorgenommenen Weihe des £rzbi.<;chofs und Generalabtes der Mechitharisten Gregor v. Govrik,'*®) feierte den 25jährigen Bestand von Weinhaus(Wien 18) mit'-*') etc. etc. Auch der Erzbi.schof-Koadjutor hatte sich voll in die Arbeit gestürzt, Stadt- und Land-Pfarren, Klöster und andere Einrichtungen besucht. Z. b. war er am 9. Mai 1910 auch in Marschalls Geburtsort Neudorf b. Staatz gewesen und hatte dort 120 Kinder gefirmt und beschenkt'*') Für Weihbischof Marschall .sollte aber das Jahr 1910 das letzte sein. Noch erlebte er, daß Kardinal Gruscha die Vollendung seines 90. Lebensjahres kirch41

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