Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

den. Der bereits genannte Direktor Spendou unterbrei tete deshalb die Anregung, „daß wegen der großen Teuerung aller Lebensbedürfnisse die Besoldungen der Professoren des theolog. Faches in der Hauptstadt als in den Provinzen erhöht werden sollen, da derrhal ein Capellan auf dem Lande um viel bequemer und standosmäßiger als ein solcher Lehrer leben könne und, wenn nicht Abhilfe geschehe, man bald keine brauch baren Kandidaten zu solchen Stellen der Theologie fin den werde". Bei dem herrschenden Priestermangel „be zahle nun jeder Pfarrer seinen Kooperator beträcht lich, um mit dieser Aushilfe versehen zu sein. Der Pro fessor lebe nur von trockenen Gehältern und die Teue rung sei für ihn um so mehr empfindlich, da er von seinem Gehalte auch Bücher kaufen solle.Der Koopera tor erhalte seine Kost sogar frei vom Pfarrer, habe eine nähere Aussicht nach einer Pfründe als sie der sich anstrengende und vorteilhaft auszeichnende Lehrer habe, und könne auch, da er sorgenfrei lebe, auf eine Verbesserung seines Schicksales leichter als der Lehrer warten. Bei solchen Umstän den sei es nicht denkbar, daß ein fähiger Mann nicht eine Kooperatorenstelle um viel lieber als ein Lehramt wählen könnte. So sei eine Theologie-LehTkanzel in Klagenfurt schon seit langer Zeit wegen Mangel an Lohramtskandidaten nicht ordentlich besetzt, da sich ungeachtet wiederholter Konkursausschreibung nie mand dafür gemeldet habe. Selbst um das hiesige Lehr amt der Dogmatik werbe, P. Braig ausgenommen, niemand und ein Zufall sei es, daß dieser die gehörige Fähigkeit dazu ganz habe". „Ferner sei zu wünschen, daß die Lehrer der Theologie nicht sehr junge Männer seien, die von der Seelsorge keine Erfahrung haben, sondern Priester, die schon einige Jahre in der Seelsorge zugebracht. Das Beste der Studien erfordere auch, daß die Lehrer ihre Lehrämter nicht schnell verließen, sondern durch meh rere Jahre dabei blieben und daher sei eine Gehaltsauf besserung unerläßlich, und zwar um den zu einem sol chen Lehramte geeigneten Kooperator dazu zu locken und bei den bereits angestellten Lehrern dieses Stu diums ein Verbleiben zu erwirken". Bei einem Vergleich mit den anderen Fakultäten zeige sich folgender Unterschied: Während nämlich die Lehrer der Arzneiwissenschaft mit 1000, 1200 und so gar 2000 fl. jährlich besoldet seien und die Lehrer der juristischen Wissenschaft gar bis auf 3000 fl. aufstie gen, müßten sich die Lehrer der Theologie, ungeachtet sie dem Staate nicht minder nützlich, ja sogar notwen dig seien, ohne Unterschied und Aussicht auf Verbesse rung ihrer Lage mit jähii. 800 fl. begnügen. Mät dem Hinweis auf ein Dekret v. 4. Okt. 1790, das Möglichkeiten biete, wurde daher vorgeschlagen, die Besoldung verdienter Professoren von Zeit zu Zeit, -z.B.alle 3 od. 5 Jahre, „verhältnismäßig" zu erhöhen. Auf die sechs Theologielehrer an der Wiener Universi tät nun angewandt, müsse daher „zum Besten der Wis senschaften" dazu geschritten werden, daß sie zwar mit einem Gehalt von 800 fl. jährlich angestellt wür den, nach guter Verwaltung des Lehramtes aber stu fenweise so aufgebessert würden, daß sie nach 5 Jah ren 1000 fl., nach 10 Jahren 1200 fl. erhielten und nach 15 Jahren mit 1500 fl. „erfreut" würden. Mit kaiserl. Entscheid v. 29. Okt. 1803 wurde also Darnaut „in Ansehung seiner Kenntnisse und Eigen schaften" zum Professor für KG an der kath.-theol. Fakultät ernannt und vom Kaiser verfügt, daß er zu seinem systemisierten Anfangsgehalt von 800 fi. die Hälfte der Besoldung, die er bisher als Hofkaplan er hielt. fortan beziehe"). Wie sein kirchlicher Vorgesetz ter, der Hof- und Burgpfarrer, äußerte und bestimmte, war eine Enthebung von der Hofkaplanei nicht nötig, da auch Frint bereits die Stelle eines Spirituals „bei dem jungen Klero an dem hiesigen neuen Convict" da zu übernommen hatte'»). Dieser „Hinauf'-Meldung hatte er noch beigefügt, „daß er sogar Hoffnung habe, noch einer oder der Andere der H. Hofkapläne werde bei öffentl. Lehranstalten angestellt"'»). Im Jahr da rauf, d. i. 1804, erwarb der Neuernannte den Doktor der Hl. Theologie. Als Nachfolger Dannenmayers mußte er nach des sen Buch; Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti (2 Bde. Wien 1788=), 1806),seine Vorlesun gen einrichten und halten, da es lt. Verordnung als ver pflichtendes Lehrbuch vorgeschrieben war und davon nicht abgewichen werden durfte. Konnte dieses Werk ob gewisser großer formeller Vorzüge als musterhaft bezeichnet werden, so ist es doch verwunderlich, daß es trotz seiner durchaus josephinisch-staatskirchlichen und antipäpstlichen Auffassung noch bis zum Jahre 1834 vorgeschrieben blieb»»). Leider wurde Darnaut schon nach ein paar Jahren durch ein heimtückisches Lungenleiden in seiner eifer vollen und ersprießlichen Tätigkeit sehr gehemmt und schließlich gar zur Aufgabe seines Lehramtes gezwun gen. Wahrscheinlich hatte er doch durch die Ausübung des Doppelberufes: Akademischer Lehrer und Hofseel sorger, seine physischen Kräfte überschätzt. Denn im Herbst 1809 meldete der Burgpfarrer, schon seit sie ben Jahren versehe Hr. Darnaut ununterbrochen das Predigtamt. Der sei ganz erschöpft und seine Brust fordere gebieterisch eine Erleichterung"). Sie wurde nun auch gleich anläßlich der durch den Tod des Hof predigers P. Zobel und die Berufung des Piaristen Bauer bedingten Veränderung durch allerh. Resolution Mitte Oktober verfügt, wonach D. nur „insoweit mit drei anderen Feiertagspredigern abwechselnd herange zogen werden sollte, als es seiner Gesundheit nicht nachtheilig sei"-'»). Aber schon am 3. Dezember teilte der- Kaiser dem Obristhofmeister in einem Handschrei ben mit, daß er den Hofkaplan D. bei Seiner Familie zu verwenden gedenke. Es sei diesem daher aufzutra gen, sich nach Ofen zu begeben, überdies sei der be vollmächtigte Hofkommissär zu verständigen, damit wegen der Lehrkanzel Darnauts „das Erforderliche vor gekehrt werde"»»). Die Supplierung der Lehrkanzel wurde für zwei Monate (Mitte Dezember bis Mitte Fe bruar 1809/10) „dem vorteilhaft" bekannten Stiftsgeist lichen und Lehrer der KG an der theolog. Hauslehran stalt in Klostcrneuburg, Jakob Ruttenstock, übertra gen, der aber auch dann noch weitei'hin einspringen mußte»'). Obzwar D. nochmals seine Lehrtätigkeit ver suchte und vom 6. XII. 1810 bis 5. XII. 1811 als Dekan der Fakultät waltete"), mußte er sich doch ,.wegen seiner mißlichen Gesundheit" schließlich pensionieren lassen, was auch anfangs 1812 „auf die ausdrückliche Anordnung des Ihm jedoch stets wohlwollenden Kai sera Franz I. geschah". Da sich bereits im Herbst 1810

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