die hl. Firmung empfangen hatten. Nachdem nun alle auf den Empfang der Firmung vorbereitet waren — die ungarischen Kinder durch einen Steuermann als Dol metsch — kam am 8. Februar der Erzbischof-Koadjutor persönlich in den in Flaggengala sich zeigenden Winterhafen und spendete in Gegenwart vieler Hono ratioren nach einer Ansprache an 59 Personen, dar auf noch zwei kranken Kindern, die er in ihren Kajü ten aufsuchte, das Sakrament. Auf der Linie lag auch die Bemühung um die Systemisierung neuer Hilfspriesterposten an den volkreichen Pfarreien^°°) und die Weckung des Laienapostolates „als von der Vorsehung Gottes gesandter Hilfe für die Seelsorge" im Dritten Orden und in den Kongregationen^"^). Gerade sie bie ten sich, hieß es, in den heute so schwierigen Verhält nissen der Seelsorge dem Priester als Hilfstruppen an in den Spitälern, bei Armen und verlassenen Kindern, bei Ordnung wüder Ehen usw.'"^). Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch dem Religionsunterricht die emsthafteste Sorge gewidmet: durch zeitgerechte Ge staltung von Lehrplänen, und zwar in allen Schul typen^"^), durch Anbietung praktischer Lehr- und An schauungsmittel, wofür dann das Wiener katechetische Museum gegründet wurde^"^), durch Ausarbeitung eines Gebet- und Gesangsbuches für die Schul jugend^"®), durch Schaffung neuer Inspektionsbezirke^""), durch Regelung des Schulgottesdienstes und der sog. religiösen Übungen^"') und nicht zuletzt durch Ermunterung und Weiterbildung der Kateche ten und Religionslehrer, wie es nach dem II. Wiener katechetischen Kurs i. J. 1908 der I. große österreichi sche katechetische Kongreß (im Rahmen des Wiener Eucharistischen Kongresses) vom 6. bis 11. September 1912 wiederum unter der bewährten Leitung Professors Swoboda in den drei Sektionen: Allgemeines und Volksschule, Gymnasium und Realschule und Lehrer bildungsanstalt, erfolgreich und zukunftweisend unter nahm^"^). Von weiteren planmäßigen Seelsorgswerken seien genannt: die Einführung eines Lehrlingsgottesdienstes in der damals in Europa kaum übertroffenen gewerb lichen Fortbildungsschule (in Wien VI, Mollardgasse) an den Sonntagen zwischen acht und neun Uhr vor mittags^"®), dann die Rekrutenfürsorge""), die Fest legung einer vom Touristenverein „Wanderfreunde" angeregten Gottesdienstordnung für Ausflügler und Bergsteiger^^^) etc. Daß Nagl auch beim Männerwerk P. Abels S. J. fördernd mithalf, war nur zu selbstver ständlich^^^). Schon im Spätherbst 1911 ließ er den Pfarrämtern ein eigenes Hirtenwort zur seelsorglichen Behandlung der von der katholischen Kirche Abge fallenen zugehen. Sache der Seelsorger werde es sein, leitete er dazu ein, „den verirrten Schäflein diesen väterlichen Mahnruf des für sie besorgten Oberhirten in geeigneter Weise zukommen zu lassen, um mit dem hilfebedürftigen Apostaten in persönlichen Kontakt zu kommen und so wiederum manchen zur Erkenntnis seines Fehltrittes zu bringen und zur Rückkehr zu be wegen", und trug auf, über den Erfolg dieser seelsorg lichen Einwirkung im einzelnen Bericht zu erstatten^^®). Daß in dieser Zeit die Gesellschaft der Salvatorianer, die bereits in Wien X, Salvatorianerplatz, und in Wien II, Kaisermühlen (seit Mai 1909 Herz Jesu-Pfarre, und nun im XXII. Bezirk) „in dankenswerter Weise in Seelsorge und Vereinswesen tätig" war, 1911 die endgültige Approbation erhielt^^''), und im September 1910 an der k. k. Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien eine eigene Abteilung für katholische Kirchenmusik errichtet wurde, wovon man sich mit Recht eine Auswirkung der kirchenmusikalischen Reformbestrebungen Pius' X. erhoffte^^"), sei hier interessehalber und für anderes Ähnliche erwähnt. Obwohl selber völlig sangesunkundig, ja unmusi kalisch und ohne Gehör ließ sich Nagl die Ausbildung und Pflege der Kirchenmusik und des Chorals von Anfang sehr angelegen sein. Sofort nach seiner Ankunft in Wien rief er den damaligen Domkapellmeister August Weirich zu sich und bekundete sein Interesse daran, indem er erklärte: „Wir werden sehr viel mit einander zu tun haben." Das Knabenseminar Hollabrunn bekam sogleich ein zweimanualiges Pedalhar monium und vier Übungsinstrumente zur Einführung des obligaten Harmoniumunterrichtes für die künf tigen Priester. Auch schaffte er sofort sämtliche Cho ralbücher zur Einführung des Choralunterrichtes an. Da Nagl das besondere Vertrauen Pius X. besaß, dürfte ihm der bei der Audienz bedeutet haben, daß Wien vor allem als berühmte Musikstadt auch als Haupt pflegestätte des Chorals und der Kirchenmusik in Be tracht käme (übrigens ist ja Pius X. dann zum Patron der Kirchenmusik erhoben worden), wie Möns. Dok tor Franz Kosch, Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst und Lehrbeauftragter für Musica Sacra, sicher bezeugen konnte. Geprägt als Bischof des vom Omnia instaurare in Christo erfüllten Pontiflkates des Reform- und Seelsorgspapstes Pius X. muß unbedingt noch auf zwei Haupt- und Lieblingswerke Nagls eingehender hinge wiesen werden: hier gleich auf seine Sorge um den Priesternachwuchs und später auf den XXIII. Inter nationalen Eucharistischen Kongreß im Jahre 1912. Nie ließ er es an väterlichen, aber eindringlichen Ermahnungen an seinen Klerus fehlen. Warmherzig wurde Jahr für Jahr zu den gemeinsamen Exerzitien im f. e. Klerikalseminar auf dem Stephansplatz (Nr. 3) aufgerufen und auf weitere Gelegenheiten im Exer zitienhaus der Jesuiten in Lainz und auch im Missions haus St. Gabriel b. Mödling hingewiesen^^"). Dabei blieb es bei dem Brauch, die erfaßbaren WeltpriesterExerzitanten namentlich in alphabetischer Reihenfolge im „Wiener Diözesanblatt" anzuführen, wobei Erzbischof Nagl und sein Weihbischof Pfluger an der Spitze aufscheinen^^'). Auch war er dem seit mehreren Jahrzehnten um die priesterliche Verinnerlichung und um die Förderung des Herz Jesu-Kultes und des Ge betslebens bemühten „Priester-Gebetsverein Associatio Perseverantiae Sacerdotalis in aufrichtiger Liebe zu getan, war seit 1911 Mitglied, übernahm im Oktober d. J. dessen Protektorat, las trotz Überbürdung mit Arbeiten dessen Vereinsblatt (das seit 1880 als Korre spondenz erschien), kam wiederholt in liebevoller Weise darauf zu sprechen und unterstützte durch Emp fehlung sehr gern die von der Vereinsvorstehung an die römischen Behörden gerichteten Suppliken", heißt es im Nachruf^''"). Sehr lagen ihm auch die Priesterkongregationen am Hei-zen, denn, so ließ er verlautbaren: „Wir Prie ster sind oft wie Brunnen, aus denen beständig ge schöpft wird,ohne daß ihnen Zeit bleibt, für sich selbst frisches Quellwasser zuzuleiten. Oft mag sich im Prie36
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