Vitrinen die Zeugnisse verschiedener Heiligenverehrun gen aufnehmen. Besonders die Verehrung der Hl. Drei faltigkeit imd der Pestpatrone (Sebastian, Rochus, Rosalia) ist ausführlich dargetan, weil zum Thema der geistlichen Heilmittel zurückverweisend. Aber auch für die hll. Joseph, Florian, Johann von Nepomuk, Anna und Johannes d. T. konnten eigene Vitrinen ge schaffen werden. Eine eigene Vitrine ist einigen Ordensheiligen (Franz von Assisi, Antonius von Padua) gewidmet, von denen das Museum zahlreiche gute Kleinplastiken besitzt, zu denen sich entsprechend be malte Majolikakrüge und Godenschalen (Deckel schüsselchen mit Heiligenbildern im Grund)stellen lie ßen. Die den hll. Anna und Johannes d. T. gewidmeten Vitrinen sollen besonders auf die Lage des Kloster gebäudes zwischen der Anna- und der Johannesgasse hinweisen. Zusammen mit Karten, Beschriftungen usw. können ja gerade diese Vitrinen vielleicht einen ge wissen Eindruck der alten „Vienna sacra" vermitteln. Die reiche Kirchen- und Klosterkultur, die besonders der Inneren Stadt Wiens so deutlich ihren Stempel auf geprägt hat, wird ja von den Besuchern, den Wande rern im Stadtgebiet und schließlich auch den Fremden gar nicht mehr erfaßt, obwohl es sich dabei um eine äußerst wichtige Erscheinung im historischen Wiener Stadtbild handelt. Das Museum hat also versucht, die Aufgabe dieser Außenstelle auf diese Weise zu lösen, ganz selbständig, ohne eine einzige Leihgabe, und nur auf der internen Arbeit des Hauses aufbauend. Die Beschriftungen und Karten geben jetzt schon darüber einigen Aufschluß. Diese Zielsetzung wird vielleicht noch etwas deutlicher werden, wenn in absehbarer Zeit der ausführliche Katalog dieser Sammlung erscheinen wird. Die Sammlung Religiöse Volkskunst ist zur Zeit jeden Sonntag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Spezialinteressenten mögen sich an die Direktion des österreichi schen Museums für Volkskunde wenden, wo auch all fällige Führungswünsche anzumelden sind. Anmerkung der Schriftleitung; Siehe hiezu: Leo pold Schmidt, Die Sammlung Religiöse Volkskunst mit der alten Klosterapotheke im ehemaligen Wiener Ursulinenkloster, in: österreichische Hochschulzeitung 1966 (18. Jg.), Nr. 5, S. 4f. — Bericht in: Volkskunde in Österreich, 1966, Jg. 1, Folge 5, S. 18. — Trude Mauterer, „Christus als Apotheker". Religiöse Volkskunde im Herzen von Wien. Ibf. Wien 1966, Nr. 37, S. 15 ff. — 45. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzblschof von Wien (1911/1915) n. Seine Berufung als Erzbischof-Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürsterzbischof (1910/1911) Dr. Franz Loidl (Fortsetzung) Unbeirrt trotz all dem und gegen alle Widerstände ging nun Nagl unterdessen ans Werk. Er stattete sei nen beiden Suffraganen (in St. Pölten und Linz) seinen Antrittsbesuch ab. Besichtigte unter der Führung Bischofs Hittmair den Maria-Empfängnis-Dom in Linz, hierauf fand die Vorstellung des Domkapitels statt, bei der er offiziell mitteilte, daß die päpstliche Bulle ihn mit allen Rechten eines Metropoliten ausgestattet habe'^"). Dann benutzte er nacheinander die Gelegenheiten, um überall Kontakt zu gewinnen. Eine kurze, aber traurige Unterbrechung bildete dabei der nach länge rem schwerem Leiden eingetretene Tod Bürgermeister Luegers am 10. März (1910)""). Der Koadjutor nahm selbst nach dem Requiem die Einsegnung der Leiche im Stephansdom vor"') und legte bald darauf seine hohe und dauernde Wertschätzung für diese einmalige christliche Führerpersönlichkeit durch seinen Grab besuch auf dem Zentralfriedhof an den Tag'®). Den richtigen Anfang als Oberhirte machte er mit dem Empfang der katholischen Organisationen und Vereine Wiens am Sonntag, dem 13. März. Als Vertre ter und Vertreterinnen der rund 700 selbständigen Ver eine waren 360 Personen erschienen. Der Präsident des Wiener Diözesan-Komitees Baron Max v. VittinghoffSchell richtete im Namen der anwesenden Vereine „huldigende Worte" an den Erzbischof, worauf dieser in „längerer, ungemein herzlicher Weise antwortete" und nach der Vorstellung jedem einzelnen die Hände reichte und zu jedem freundliche Worte sprach, „was allen wohl für immer in der angenehmsten Erinnerung blieb"'®). Das katholische Vereinswesen hatte in den letzten Jahren in der Erzdiözese in und außer der Kaiserstadt einen sehr erfreulichen Aufschwung genommen und anregend, fördernd und ermutigend auch auf weite Kreise außerhalb der Erzdiözese gewirkt, wie lobend anerkannt wurde"®). Eine besondere Sorge aber er heischten und forderten die sog. Beharrlichkeitsver eine, „die sich die Aufgabe stellten, die der Schule entwachsene Jugend beider Geschlechter vor Unglau ben und sittlichem Verderben zu bewahren". Auf sie wurde deshalb „mit der innigen Bitte hingewiesen", die Pfarrer, Kooperatoren und Religionslehrer möchten die ins praktische Leben übertretenden Adoleszenten mit warmen, empfehlenden Worten aufmerksam machen, und dazu eine Übersicht der bestehenden kirchlich ge nehmigten katholischen Jugendorganisationen vor gelegt®'). Dabei erfahren wir, daß es in den XXI Wie ner Gemeindebezirken gab: 25 katholische JünglingsVereine, 12 Jünglings-Kongregationen, an StudentenKongregationen: 6 für Mittelschüler, 2 für Hochschü ler, 1 für Präparanden (im Kathol. Lahrerseminar in der Semperstraße, Wien XVIII), 5 Knaben-Kongrega tionen, 12 katholische Jungfrauen-Vereine, 16 sog. Apostolate der christlichen Tochter, 6 JungfrauenKongregationen (gemischt: Frauen u. Jungfrauen), 3 Lehrerinnen-Kongregationen, 3 Kongregationen für Schulmädchen, 25 Standes-Kongregationen für Jung frauen, an Filialen vom „Werk des hl. Philippus Neri", d. s. Patronagen: 8 Kinder-Patronagen, 12 Arbeiterinnen-Patronagen, 1 Dienstboten-Patronage, 9 Arbeite rinnen-Vereine, 5 Jugendhorte der Arbeiterinnen-Ver eine (Kinderschutz-Stationen). Gelegenheit zu Begegnungen mit den Vereinsmit gliedern und anderen Gläubigen boten für den Koad jutor die zahlreichen Festveranstaltungen und Ver sammlungen, wie der Festabend in der Leogesellschaft zur Jahrhundertfeier des Geburtstages Leos XIII.®®), die Klemens Maria Hofbauer-Feier im Sofiensaal (Wien III)®") u. v. a., die in reicher Abfolge veranstal tet wurden, deren Aufzählung allein schon hier unmög lich ist, worüber jedoch die Zeitungen jeweils vorher und nachher berichteten. 34
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