dcite. Sich als richtiger Pfarrherr fühlend und vom bürgerlichen Elternhaus her es gewohnt, hatte er sich sein Pfarrhaus in der Steindigasse 6 gepflegt und kul tiviert eingerichtet. Eine Durchnahme der umfangrei chen Veiiassenschaftsabhandlungen^ö) gewährt einen aufschlußreichen Einblick in die damalige Pfarrhofkul tur. Erwälmt sei noch, daß der spätere Ordinarius für Kirchengeschichte an der kath.-theol. Fakultät Prof. C. Wolfsgruber aus dem benachbarten Schottenkloster Pfarrer Kui-z, der seit April 1895 auch Ehrendomherr des Metropolitan-Kapitels von St. Stephan war,®!) zweimal als Viennensia-Sammler bezeichnet. Und zwar, da er ihm, dem langjährigen Pfarrkooperator von St. Augustin, im Vorwort zu seiner Geschichte dieser Pfarre dafür dankt, daß er ihm die reiche Collection von kleineren Drucken zur Geschichte eben dieses Got teshauses zur Verfügung gestellt,2"),und dann im Vor wort zur großen Biographie Kard. Migazzis, worin er erklärt, Pfarrer Kurz sei ihm mit seiner in vielen Stükken beachtenswerten Sammlung von Viennensia dien lich gewesen.'-") Eine genaue Überprüfung der nach gelassenen Bibliothek ergab allerdings, daß sich ein richtiger Viennensia-Sammler nicht zu viel erwarten durfte.'!®) Fast wie ein Zukunftssymbol für seine Pfarre er scheint es, wenn man liest, daß der kränkelnde 76jährige Greis — und er sollte ja ihr letzter Pfarrer sein — zwei Tage vor seinem unerwarteten Tod (an einem Samstag) ob eines Selbstmordversuches das Allerheiligste aus dem geschändeten Gotteshaus in die nahe Stanislaus-Kapelle übertragen lassen mußte. Nachdem er noch am Tag zuvor zejebriert hatte, erlag er am 15. Mai um vier Uhr früh einer Herzlähmung. Am Tag darauf wui-de das Sanktissimum in die wieder geweihte Kirche zurückgebracht.®!) An der großen Leichenfeier-!®) beteiligten sich der Nuntius Granito di Belmonte33) der Reichskriegsminister v. Pitreich®!) Dr. Lueger, P. Abel u. v. hohe und höchste Persönlichkei ten. Nach der Einsegnung durch den Hof- und Burg pfarrer Mayer, der dem Verewigten einst den Hof kaplanstitel verschafft hatte, wurde der Leichnam nach Maria Enzersdorf überführt. Allgemein lautete das Urteil, daß'mit Stadtpfar rer Kurz der Typus eines alten Wiener Pfarrers dahin gegangen war. Die unbesetzte Pfarre providierte vorläufig der später als Kunst- und Reiseschriftsteller bekannte Dr. K. Weczei-zik Edler v. Planheim, bis 1908 die Auflas sung dieser Pfarre im Prinzip beschlossen war. Die Rechtsnachfolge, was den Sprengel, die Matriken etc. angeht, trat die Geburtspfarre Pfarrers Kurz, St. Pe ter, an, während Kirche und Stanislaus-Kapelle von den Jesuiten als Residenz „St. Stanislaihs" übernom men und bis 31. Juli 1952 behalten wurden®®). Koope rator August Schaurhofer übersiedelte als General sekretär des „Kathol. Volksbundes" und Präses des Kathol. Arbeiterinnenheimes in den IX. Bezirk, Pramergasse 9. Anmerkungen: Hauptsächl.Quellen u.Lit.: Eb.Ord.Wien,PersonalTabelle rv fol. 99 f.; Personalstand der Wr. Erzdiö zese; Wiener Diözesanblatt Jg. 1877/288, 1882/264, 1887/72, 1895/96, 1905/120; Wr. Diöz. Archiv, Klerus kartei; Kurz Joseph, Gedenkbuch d. 1. f. Stadtpfarre zu den neun Chören der Engel am Hof. Wien 1891;. Vaterland, Jg. 1905; Reichspost, detto. !) Trauungsbuch d. Pfr. Schotten 44 (1827/36) fol. 42. 2) Taufbuch d. Pfr. St. Peter 1829 fol. 84. — Das Gasthaus hieß „zur Tabakspfeife" in der Goldschmied gasse. Sh. Groner R., Wien, wie es war. 1934®, S. 488. ®) Wolfsgruber C., Die k. u. k. Hofburgkapelle u. d. k. k. geistl. Hofkapelle, Wien 1905, S. 519, 652. !) Gedenkbuch d. 1. f. Stadtpfarre zu den neun Chören der Engel am Hof, Wien 1891, 6 Abb., 139 S. 5) N. zum Gedenkbuch etc., 32 S. 3) N. zum Gedenkbuch etc. mit bes. Rücksicht nahme auf d. Mariensäule, 20 S. !) Zur Geschichte der Mariensäule ,,Am Hof" u. d. Andachten vor derselben. Mit Titelbild, W. 1904, 46 S. — Ist eine neuerliche Zusammenstellung (sh. Vorwort) dessen, was im Gedenkbuch (1891) u. im 2. Nachtrag (1897) — beide längst vergriffen — von der Mariensäule bereits gebracht wurde. «) War V. März 1841 bis Okt. 1847 Koop. „Am Hof". Starb am 21. 4. 1882 als Propst v, Wr. Neustadt. Kurz, Gedenkbuch, S. 129. !>) W. 1887. !") W. 1900, mit 4 Abb., VH-88 S. !!) Gedenkbuch d. Pfr. Großmugl fol. 55. !*2) So wurde u. a. 1890 der Herz-Jesu-Altar reno viert, 1892/94 das Kirchenäußere und -innere überholt, 1895 wurden die Glocken repariert, dann Altäre ver-' goldet etc. Gedenkbuch. S. 21, 2; Nachträge, S. 17; Mariensäule, S. 34. !•!) Sh. die Übersicht im Gedenkbuch, S. 76/79. !«) 2. Nachträge, S. 18 f. !5) Gedenkbuch, S. 77. 16) Ebd. !!) Jubel = Predigten anläßlich des lOOjähr. Be standes der 1. f. Stadtpfarre zu den neun Chören der Eingel „Am Hof"... Selbstverlag d. Pfr. 1883. !6) Gedenkbuch, S. 78. !6) A. a. O. S. 78 f. 26) Mariensäule, S. 32 f. 2!) A. a. O. S. 34—40. Sh. hiezu das Programm der Immakulata-Huldigungsfeier im Anhang (S. 40/46. 22) Eine kaum nachahmenswerte Eigenart, ja un bekümmerte Unart war sein auffälliges und geräusch volles Räuspern und Spucken in und außer der Litur gie und ging so weit, daß er z. B. während der hl. Messe oder gar des Hochamtes vom Altar aus oder vom Beichtstuhl aus zielsicher hinwegspuckte. Dies trug ihm denn auch allgemein den Spitznamen: der Spuckpfarrer, ein. Freilich muß gesagt werden, daß dies in abgeschwächter Form eine weit verbreitete un ästhetische und unhygienische Unsitte war, wie die überall angebrachten Verbotstafeln in jener Zeit an zeigten. 23) Z. B. Erzherzogin Elisabeth, deren Tochter Königin v. Spanien, von der er den königl. span.Orden Isabella d. Kathol. erhielt. 24) Umfaßt 16 S. (dabei die Predigerliste seit 1812). 25) Das Vaterland, 1905, Nr. 132; Reichspost 1905, Nr. III. -®) Archiv d. Stadt Wien, Verlassenschaftsabhand lung, Bezirksgericht Innere Stadt Ü-W/Abt. I,AI52/5. 2!) Besaß noch das päpstl. Ehrenkreuz. Pro Ecclesia et Pontifice, war Ritter des kaiserl. österr. Franz Joseph-Ordens, hatte die Ehrenmedaille f. 40jähr. treue Dienste, war Korrespondent f. Kunst- u. histor. Denkmale, Bürger v. Wien, Direktor der I. österr. Sparkasse. 28) Wolfsgruber C., Die Hofkirche zu St. Augu stin in Wien, Augsburg 1888, S. VI. 29) Ders., Chr. Ant. Kard. Migazzi, Fürsterzb. v. Wien, Ravensburg 18972, S. XI. 29
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