Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

König Rudolf I. von Habsburg (1273—91), war in West falen tätig*^). Seine Schwiegersöhne, die Herzoge von Braunschweig und Sachsen-Wittenberg, unterstützten gemeinsam mit dem Erzbischof von Köln, dem Lan desherrn von Westfalen, seinen Sohn Albrecht I. im Kampf um die deutsdie Kaiserkrone"). König Albrecht I. begann den Hallenchor zu St. Stephan in Wien im Jahre 1304. Auf der Bahre lag er 1308 bei den Cisterciensern der schweizerischen Abtei Wettin gen. Sein Sohn, Herzog Albrecht II., ließ die für den Donauraum beispielgebende Chorhalle von St. Stephan durch den zuständigen Bischof von Passau, Herzog Albrecht von Sachsen-Wittenberg, ebenfalls einen Enkel Rudolfs von Habsburg, am 23. April 1340 konsekrieren, der 1318 schon Pfarrer von St. Stephan war. Der Name „Albertinischer Chor" besteht also dreimal zu Recht, nämlich durch Vater, Sohn und Neffen. Nach diesem Plane orientierte man sich bezüglich des Kirchenraumes in Straßengei ebenfalls noch während der Regierungszeit Albrechts II. von 1330 bis 1358. Durch den Hallenchor erhält die Feierlichkeit der Halle ihre höchst weihevolle Stimmung, eine Harmo nie höherer Sphären. Die Vergeistigung der Materie schafft den erhabenen Raum,in der der Mensch selbst aufgehört hat, das Maß aller Dinge zu sein. Der Mensch erlebt im Gegenteil das Gotteshaus als eine Stätte des Heiles, in der das Gefühl für die Gemein schaft in Gott der eigenen Wesenheit Höchstform und Endbestimmung zeigt^®). 40. Von den in Wien als ns. Opfern 1945/45 hingerichteten geistlichen Personen Dr. Franz Loidl Als Ergänzung zu dem eben erschienenen höchst verdienstlichen Werk von Benedicta Maria Kempner: „Priester vor Hitlers Tribunalen", Rütten & Loening Verlag, München 1966, 496 Seiten, worin zum ersten mal „131 Fälle von Priestern" wissenschaftlich darge stellt werden, und zu einem eventuellen Gebrauch für wissenschaftlichen Darstellungen seien aus dem Ster bebuch (Landesgerichts-Gefangenenhaus I, Wien VIII, Landesgerichtsstraße 11, Katholische Seelsorge, I. Stock) die Todesdaten der darin 1943/45 justifizierten geistlidien Personen dargeboten. Es sind acht Persön lichkeiten; drei Weltpriester, drei Ordenspriester, ein Theologiestudent, eine Klosterfrau. Von ihnen waren vier bzw. fünf Angehörige der Wiener Erzdiözese, je einer der Diözesen Seckau, Gurk, Eisenstadt. Der Unterzeichnete fühlte sich als Diözesanhistoriker und mehr noch deshalb zu dieser Zusammenstellung ver pflichtet, weil er — und das bot die Zutrittsmöglich keit — als Standortpfarrer von Groß-Wien i. N.(1942/ 45) einer Anzahl von verurteilten Wehrmachtsangehöfigen in den letzten Stunden beistehen mußte und dabei Schwester Restituta, Chorherrn Scholz und Heintschl V. Heinegg Minuten vor dem Tod kennenlernen und mit Dalla Rosa sogar noch ein längeres Gespräch führen konnte. Alle wurden von dem Gefangenenhaus- ") Redlich, Rudolf von Habsburg, S. 442. ") Strnad Alfred A., Das Bistum Passau in der Kir chenpolitik König Friedrichs des Schönen (1313—20), in Mittl. d. oberösterr. Landesarchivs 8 (1964) 217—9. ^") Nach Kornfeld, a. a. O., S. 21 f. Seelsorger Möns. Oberpfarrer Eduard Köck, dem „Engel des Gefangenenhauses und Tröster in der Todeszelle", betreut und vorbereitet. Er führte auch diese Matrikeleintragungen (wegen der besonderen Umstände aber die letzten drei nicht selbst) gewissen haft durch und schuf damit und vor allem durch seine Anmerkungen verläßliche und aufschlußreiche Quel len. Nun folgt die Reihung der Namen nach dem Toten buch: Jahr 1943, fol. 28, Reihenzahl 166: 30. III. (18 Uhr 20 Min.) Kafka Helene, Ordens schwester vom Orden des hl. Franziskus (Schwester Restituta),geb.1.V.1894in Kussewitz bei Brünn,zuletzt wohnhaft; Mödling, Weyprechtgasse 12. — 48 Jahre alt — Enthauptung durch Fallbeil — Zentralfriedhof. — Todesurteil: VG Berlin in Wien 8J 214/42 und 5H94/42 am 29. X. 1942 wegen Vorbereitung zum Hodiverrat. — Gelübdeerneuerung. Hat durch ihr vorbildliches Verhalten in der Armensünderzelle einige Mithäftlinge zur katholischen Kirche zurückgeführt. Starb gefaßt und gottergeben. — Siehe dazu: Kempner a. a. O., S. 469/482. Jahr 1944, fol. 104, Rz. 123: 1.0. V. (17 Uhr 48 Min.) Scholz Karl Roman, r.-k. Priester, Augustiner-Chorherr des Stiftes Klostemeuburg, Theologieprofessor, geb. 16. I. 1912 in Mähr. Schönberg, zuletzt wohnhaft: Wien XXVI,Stiftsplatz 1. — 32 Jahre alt — Enthauptung durch Fallbeil. — Zen tralfriedhof (übergeführt auf den Heiligenstädter Friedhof). — Todesurteil VG Berlin in Wien 7 J 877/41 und 2 H 166/43 am 23. II. 1944 wegen Vorbereitung zum Hochverrat (österr. Freiheitsbewegung). — Vor bildliche Lebensbeichte abgelegt. Hl. Sakramente jede Woche empfangen. — Sh. dazu: Kempner a. a. O. S. 360/367. Detto, fol. 141, Rz. 345: 5. XII.(18 Uhr 32 Min.) Heintschl v. Heinegg Hans Georg, Student der Theologie, geb. 5. IX. 1919 in Knischitz.Bez.Schüttenhofen,Böhmen, Pfarramt Petrovitz, zuletzt wohnhaft: Wien IV, Wohllebengasse 7. — 25 Jahre alt. — Enthauptung durch Fallbeil. — Todes urteil: VG Berlin in Wien (II. Senat) 7 (8) J 7/44 und 2 H 166/43 am 23. II. 1944 wegen Vorbereitung zum Hochverrat (österr. Freiheitsbewegung). — Hl. Sakra mente oft und vorbildlich empfangen. — Sh. Kempner a. a. O. nur Nennungen S. 361, 362, 364 (als Mitange klagter V. Scholz). Jahr 1945, fol. 147, Rz. 28; 24. I. (18 Uhr 24 Min.) Dalla Rosa Heinrich, Pfar rer, geb. 16. II. 1909 in Lana bei Meran, zuletz wohn haft: St. Georgen bei Obdach, Kreis Judenburg, Steier mark. — 35 Jahre alt. — Enthauptung durch Fallbeil. — Zentralfriedhof. — Todesurteil: VG Berlin in Wien 3 J 680/44 am 23. XI. 1944 wegen Wehrkraftzersetzung. — Sh. dazu: Kempner a. a. O. S. 52/60. — Die Leiche wurde 1945 exhumiert und nach St. Georgen über führt. Detto,fol. 155, Rz. 73: 22. III. (18 Uhr 40 Mip.) Dr. theol. et phil. Maler Heinrich, Priester, geb. am 16. II. 1908 in Groß-Weikersdorf, zuletzt wohnhaft: Wien XVIII, Bischof-Fa ber-Platz 7. — 37 Jahre alt. — Enthauptung durch Fallbeil. — Todesurteil: VG Berlin in Wien 6 J 158/44 und 5 H 96/44 am 28. X. 1944 wegen Hoch- und Landes verrat (österr. Freiheitsbewegung).— Sh. dazu: Kemp ner a. a. O. S. 263/266. Die folgenden Drei „befanden sich anfangs April (1945) als zum Tode Verurteilte im E Parterre (des Landesgerichts) und wurden am 15. IV. 1945 im Ge fängnishof der Männerstrafanstalt Stein a. d. Donau von der ff erschossen und in einem Massengrab des Gefängnishofes daselbst bestattet". Jahr 1945, fol. 157, Rz. 85: Dr. Steinwender Eduard (P. Angelus), Provinzial der österr. Provinz des Franziskanerordens, Dr, theol. GR. d. Diöz, Seckau, geb. 1895 in Maria-Lankowitz, Steiermark. — Erschießung durch die ff. — Todesurteil 29

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