Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

siegelt „Ott weiland hertzog Otten saeligen chamerschreiber".^-') Später verkaufte Elisabeth, die Schwe ster dieses Ottos, des Kammerschreibers Herzogs Otto, ihrem „Oheimbruder Jans dem Zeyrekker, Conventualen zu Reun" und dem Kloster daselbst ein halbes Joch Weingarten in Hemels. Den Verkaufsakt vom 30. April 1354 besiegelten der Bruder Elisabeths, Otto der Kammerschreiber, imd der Oheim, Perchtold der Ploder;*^) Die Stellung dieses Otto muß unser Inter esse erregen, weil er in Wien seinem Oheimsbruder Pater Johannes Zeiriker bei Verträgen mit der Ver wandtschaft bereitwilligst mit seinem Siegel zur Seite steht. Er bekleidete das Amt eines Schreibers in der herzoglichen Kammer Ottos des Fröhlichen, des Grün ders der zweiten Cisterze Steiermarks zu Neuberg an der Mürz im Jahre 1327. König Friedrich der Schöne, der 1330 aus diesem Leben schied, hatte bereits sei nem jüngstem Bruder Otto dem Fröhlichen, unter an derem die Verwaltung der Vorlande in der Schweiz und im Elsaß überlassen. Nunmehr wurde er Mitre gent Herzogs Albrecht II. (1330—1358) und starb 1339 einige Monate vor der Weihe des gotischen Hallen chores der Stephanskirche.'^") Pater Johannes Zeiriker konnte als Oheimsbruder Ottos, der sich weiterhin als Kammerschreiber Herzogs Otto des Fröhlichen betiteln läßt, von den Planungen in der Residenzstadt Wien, besonders an der seinem Vaterhause zunächst gele genen St. Stephanskirche, gut am laufenden gehalten werden. Allerdings für den Turm kommt in allerster Linie der am Allerheiligentage 1339 erstgeborene Sohn Ru dolf aus der Ehe Herzogs Albrecht II. mit der elsässischen Gräfin Johanna von Pfirt als Planer und Grün der anläßlich der Erweiterung der Stephanskirche im Jahre 1359 in Betracht. Voll von jugendlichem Taten drang suchte er bereits im zarten Jünglingsalter als Herr des habsburgischen Territoriums in den Vor landen die ihm untertänigen Städte auszubauen. Mit seiner Gemahlin Katharina schlug er dann 1357 seinen Hof in Rheinfelden auf.*'^) Sein Schwiegervater, der als Kaiser Karl IV. in Prag residierte, gab ihm das Beispiel eines Erbauers des St. Veit-Domes daselbst. Der für alles Großartige begeisterte junge Herzog Ru dolf hat selbstverständlich die Neuheit des Turmes am Münster in Freiburg im Breisgau, das auch eine der Städte Vorderösterreichs werden wollte, bewundert und nachzuahmen gesucht. Die Gelegenheit bot sich ihm in Wien, wo er neunzehnjährig seinem Vater in der Regierung nachfolgte. Wie bereits erwähnt, wurde unter Abt Siegfrid von Waldstein der Kirchenbau vollendet. Daß darun ter auch der Turm zu verstehen ist, geht aus den dokumentarischen Belegen hervor, die gerade von 1356 bis 1366 im Zusammenhang mit dieser zweiten Bauperiode stehen. Nicht ohne Grund betont die Vollendung des Straßengier Kirchenbaues unter Abt Siegfrid das Urbarium C von 1450 zweimal ausdrück lich.''^) Mit der Weihe der gotischen Hallen vom Sep tember 1355 war in der Tat kein Abschluß gegeben, denn schon im kommenden Jahre 1356 am St. Lam bertstage, also ebenfalls im September, erbat sich nach dem Beispiel seines Vorgängers auch Abt Siegfrid vom Archiabbas Johannes IV. beim Generalkapitel des Ordens in Citeaux einen Gnadenbrief. Allen Förde rern an der Endgestaltung des Heiligtums auf dem Straßengler-Berge wurde die Teilhaberschaft an allen frommen Werken des Ordens zugesichert.^®) Man darf sich bei dieser Gelegenheit auch fragen, ob der Reiner Abt auf der Reise zum Generalkapitel nicht einmal vor der Überquerung des Rheines auch Freiburg im Breisgau besuchte und den großartigen, lichtdurch fluteten Turm als ersten dieser hochgotischen Bau weise bewunderte. Auf jeden Fall tat dies Rudolf, der als Herzog Rudolf IV. der Stifter in die Geschichte eingegangen ist. Von hier holte er sich auf seinen Reisen in das habsburgische Elsaß und in die elsässische Heimat Pfirt^°) seiner Mutter die Idee für den Riesenturm von St. Stephan, zu dem er 1359 den Grund legte.®^) Wie lange er schon vorher daran plante, wissen wir allerdings nicht. Jedoch in Straß engel hat man den zur Nachbildung für Wien vor handenen Freiburger Plan zuerst verwirklicht. Die ursächliche Beziehung des schönsten und interessan testen Turmes der Steiermark zu diesem äußerst un ternehmenden Herrscher, dessen Regierungszeit von 1358 bis 1365 auch den größten Teil der Bauperiode in Straßengel beinhaltet, sieht dem Besucher dieses Heiligtums greifbar entgegen: Am zweiten Turm geschosse ist in gleicher Anordnung wie auf dem Prunksiegel an einer gelegentlich seines Gra zer Besuches von Anfang 1360 für Rein ausgestellten Urkunde das herzogliche Wappen angebracht.''"'^) Wie sehr er überhaupt darauf Gewicht legte, auch in Straß engel als Stifter fortzuleben, künden zwei Urkunden vom März 1365, worin er auch sagt, daß er einen Altar in der Mitte dieser steirischen Wallfahrtskirche hatte errichten lassen.^') Bei all diesen Abmachungen steht der verdienstreiche P. Johannes Zeiriker bescheiden im Hintergrund. Doch im gleichen Jahr 1360, in dem Herzog Rudolf der Stifter mehrere Privilegien für das Stift Rein in Graz ausstellte, erfahren wir auch, daß er höchstpersönlich beim Senat der Stadt Wien intervenierte, um das Haus des Johannes Zeiriker in Wien von der Belastung einer jährlich an das städti sche Bürgerspital abzuliefernden Gült oder Geldrente zu befreien.®"*) Bei dem empfindlichen Ausfall der UntertanenLeistungen durch die große Sterbeziffer in den Pest jahren 1348/49 suchte das Stift Rein die nötigen Mittel für den Fortschritt des Turmbaues in Maria Straß engel auch in Wien aufzubringen. Deshalb verwendete sich Herzog Rudolf auch für den Loskauf von der Zinszahlung eines anderen Wiener Hauses an Johann von Tyrnau.®®) Zum folgenden Jahre 1361 lesen wir: „De eodem fratre Joanne Zeirecker Professo notantur haec in Repertorio B, p. 3, N. 8: Niclas Mülner, Mar garetha sein hausfrau, und ires Suns Verzicht ainer Erbschaft, die Bruder Hans Zeireker Profeß zu Rhein der Margareta geschafft hat des Datum 1361."®®) Da mit haben wir wieder ein Zeugnis der regen Tätigkeit des P. Johannes für sein Profeßkloster im Kreise sei ner Wiener Verwandten und Bekannten. So kam es der Allgemeinheit zugute, daß man einzelnen Mönchen das Recht einräumte, ihnen zufallende Erbschaften zu besitzen.®"*) P. Johannes Zeiriker, dessen Lebenswerk der Bau des Marienmünsters nach dem Vorbilde des großen Domes seiner Vaterstadt Wien war, hat sich noch lange Jahre daran erfreuen und zu seiner Aus schmückung beitragen können. Wir erfahren aus den Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, daß die Stadt gemeinde „Neun Pfund geltes purkrechts, die brueder 20

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