Riesenausmaßen emporschwingenden Wahrzeichens von Wien werden. Nicht immer glückt es der Forschung,so lebendige Zusammenhänge für einen Kärchenbau mit den dafür tätigen Personen zu finden wie bei Maria Straßengel. Das Museum des Joanneum in Graz hütet eine rei zende Glasmalerei von der Straßengier Kirche aus der Zeit ihrer Weihe. Ein Mönch im Kleide der sonst weißen Kukulle, für welche jedoch zu besserer Effekt wirkung violettes Glas zur Darstellung verwendet wurde, kniet mit gefalteten Händen hinter der hl. Ka tharina, die auf ihrer rechten Hand das bekannte Rad trägt und deren Linke auf das .hinunterhängende Schwert greift. Der Mönch trägt die Chorkleidung eines Cisterciensers imd befindet sich auf der Scheibe in der Stellung eines Donators, also eines Wohltäters der Kirche. Wir lernen einen solchen in der Person des Priestermönches Johannes Zeiriker von Rein ken nen. Bevor wir aber auf dessen Lebenslauf eingehen, sei darauf hingewiesen, daß die gotischen Glasmale reien der Kirche von Straßengel ebenfalls von den in Wien herrschenden Stiltendenzen der Mitte des 14. Jahrhunderts abhängig sind,") Auch in St. Ste phan gab es eine ähnliche Darstellung der hl. Katha rina, die sich gegenwärtig im historischen Museum der Stadt Wien befindet. Doch während die Scheibe hier in einen Zyklus gehört, wendet sich dort der Donator mit der hl. Katharina als besondere Schutzpatronin gegen eine Zentralfigur auf eine ehemalige Mittelscheibe.^'i) Katharina galt ja auch als Pestpatronin und der begonnene Kirchenbau war in seiner Fortführung bald durch ein Massensterben in Frage gestellt. Wir können uns vorstellen, daß der liebevolle Förderer des Straßenglerbaues aus Dankbarkeit vor der Be wahrung vor der Pest und den glücklichen Abschluß seines Werkes diese Glasscheibe herstellen ließ. Eine Aufschreibung aus dem Jahre 1450 sagt: „Herr Hertwig, einst Abt von Rein, hat die Kapelle der seligsten Jungfrau in Straßengel mit Beihilfe der beiden leiblichen Brüder Zeyracher von Wien und Professen von Rein erbaut, die von ihrem Erbe reich lich beisteuerten, und er hinterließ sie seinem Nach folger Siegfrid zur Vollendung."^^) In der Anfangs zeit der Regierung des 1331 zum Abte erkorenen Hertwig fand eine Regelung für die aus der freigebi gen Wiener Familie der Zeiriker im Stifte Rein ein getretenen Brüder Johannes und Markus statt, wie man sie gelegentlich der Gelübdeablegung oder Profeß hinsichtlich des Familienerbes zu machen pflegt. Mit Zustimmung des Vaterabtes und Visitators Abt Albert von Ebrach sollten die beiden leiblichen Brüder alle ihnen zufallenden Güter von Seiten ihrer Eltern oder Verwandten zur Nutznießung auf Lebenszeit besitzen dürfen. Nach deren Tode jedoch sollten deren Erb güter in den Besitz des Stiftes Rein übergehen, wie eine am St. Ürbanustag, den 25. Mai 1333, darüber ausgestellte Urkunde kündet.^®) Aus den Totengedenkbüchem erfahren wir, daß die beiden Reiner Profeßbrüder auch zu Priestern geweiht worden sind. Mar kus ist als „Marcus dictus Zeyringer presbyter et monachus de Rüna" zum 23. August in das Nekrolog von Seckau eingetragen.^') Zum gleichen Monatstag findet er sich in Rein nur unter „Marcus, sacerdos et monachus".'®) Dagegen heißt es bei seinem Bruder zum 28. Oktober: „Johannes Zeyricarius, sacerdos et monachus, consolator conventus largifluus".'") Johan nes konnte durch seine lange Lebenszeit der reichli cher spendende Wohltäter des Konventes und auch die Hauptstütze der Äbte für den Bau der Kirche von Straßengel werden. Doch haben beide Brüder von ihrem Erbgute weitgehendst zur Deckung der Kosten des Baues beigetragen: de patrimonio largas impensas contulerunt".^") Abt Hertwig, der am 8. Dezem ber 1146 den Grundstein dafür legte^'), sagt ausdrück lich: „Und dieselben chapelle habent uns die egenannten zwen herren und ir vreund mit iren guet getreuli chen geholfen ze pawn."22) Die Mithilfe der Zeiriker Brüder und deren Verwandtschaft für den Kirchenbau am Straßenglerberge schuf auch die Verbindung zu St. Stephan in Wien. Mit dem neuen Herrschergeschlechte der Habs burger waren gleichfalls neue Leute in Wien einge zogen, darunter aus Steiermark die reiche Bürgers familie der Zeiriker und das Stift Rein. Dort, wo man von der Steiermark her in den Südteil der Donau metropole einzieht, kaufte 1276 Abt Bernhard von Rein, der sein Stift gotisch umbaute, Häuser und Bau gründe an der Kämtnerstraße zur Pippingerstraße, heute Annagasse.^®) Gerade an dieser Stelle offenba ren sich zum erstenmale die Beziehungen der Zeiriker \on der oberen Mur zum Stifte Rein im mittleren Murgebiet der Steiermark. Abt Heinrich, der so wie für die Besucher der Stiftskirche und der Reinerhofkapelle in Graz auch für Straßengel bereits einen Ab laß eingeholt hatte,^^) verpachtete nämlich zwei Häu ser mit Hofstätten im Jahre 1296 an Konrad Zeiriker für drei Pfund Pfenninge Jahreszins.^^) Dieser Kon rad hinwider verkaufte zwanzig Jahre später, am 24. August 1310, sein Haus neben der Badstube bei dem Roten Turm an Nikolaus Blöder von Veltsperch.^) Der Käufer dieses Zeirikerhauses an der Nordseite von St. Stephan bei der Rotenturmstraße ist niemand anderer als der Vater der nachherigen Reiner Cistercienser Johannes und Marcus. Nikolaus von Veltsperch, einer Ried bei Zeiring in Obersteier mark, hatte sich mit Agnes, einer Tochter des Seifrid Zeiringer von Wien, verehelicht. Diese schenkte im Jahre 1334 dem Kloster ihrer Söhne zehn Pfund jährlichen Zinseinkommens in Wien, und zwar drei Pfund am Graben und sieben Pfund am Kienmarkt, die Matthäus Blöder zu zahlen hatte.^') Zur Einhebung dieser und anderer Gülten für ihr Stift kam einer der Zeiriker — nach 1348 nur mehr der überlebende Jo hannes — jährlich nach Wien. Daselbst brachte P. Jo hannes noch derlei andere Einkünfte an sein Profeßhaus.^®) Zu den Voraussetzungen des Eintritts der Brüder Zeiriker, die in Wien heranwuchsen im großen Zeirikerhause beim Roten Turm unterhalb des gerade im Bau begriffenen Chores des St. Stephansdomes, finden sich auch in der Steiermark selbst Familienbeziehun gen zum Stifte Rein. König Rudolf von Habsburg hatte im Jahre 1279 Oberzeiring nördlich von Judenburg an der Handelsstraße von Oberösterreich nach Venedig besucht, das damals die bedeutendste Silbergrube be saß. Der größte Förderer dieses Bergbaues war Abt Heinrich von Admont, der damals als Landschreiber von Steier der Leiter des herzoglichen Finanzwesens in Steiermark war.^") Ihm folgte in diesem Amte ein Bürger des berühmten Bergwerkortes selbst: Albrecht von Zeiring, der gegen 1320 starb.^") Johannes und Markus nahmen sich als Religiösen des Stiftes Rein 18
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=