der maria-theresiaiiischen Zeit erfolgten. Da in der Diskussion immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß die Bevölkerungsballung in den Städten gerade in diesen auch ein Uberhandnehmen der Evan gelischen bewirkt habe und vom Burgenland ganz klar 90 Prozent Evangelische genannt wurden, begann meine Uberprüfung dieser Angabe mit diesem Bun desland, das ja in der Siedlungsstruktur seit damals kaum eine umwälzende Änderung erfahren hatte. Nach den Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Abt. Pfarrkarte, sowie in der Austria Sacra von Homma und im BurgenlandAtlas waren im Burgenland um 1580 von 136 Orten 90 evangelisch (66,2 Prozent) und 46 katholisch (33,8 Pro zent). Diese einfache Uberprüfung zeigte schon, daß damals die Bevölkerung des Burgenlandes nicht zu 90 Prozent, geschweige denn zu fast 100 Prozent evan gelisch war, vielleicht zu zwei Dritteln. Evangelisch waren damals die Orte: Apetlon, Bernstein, Bocksdorf, Breitenbrunn, Deutsch-Jahmdorf, Deutsch-Kaltenbrunn, Deutschkreutz, DeutschSchützen, Dürnbach, Donnerskirchen, Draßburg,Draßmarkt, Edelstahl, Eitendorf, Forchtenau, Gattendorf, Gerersdorf bei Güssing, Goberling, Gols, Großhöflein, Großpetersdorf, Güssing, Hannersdorf, Heiligenbrunn, Heiligenkreuz, Horitschon, Illmitz, Jennersdorf, Jois, Klingenbach, Kobersdorf, Königsdorf, Krensdorf, Kukmirn. Lockenhaus, Loipersbach, Lutzmannsburg, Man nersdorf a. d. Raab, Mariasdorf, Markt Neuhodis, Markt St. Martin, Marz, Mattersdorf, Oberpullendorf, Mörbisch, Müllendorf, Neckenmarkt, Neuhaus a. Kl., Neumarkt i. T., Neusiedl am See, Nickelsdorf, Nikitsch, Oberpetersdorf, Oberwart, Oggau, Olbendorf, Pilgers dorf, Pinkafeld, Pöttelsdorf, Pöttsching, Purbach, Rat tersdorf, Rechnitz, Ritzing, Rohrbach bei Marz, Rotenturm a. d. P., Rudersdorf, Rust, St. Andrä, St. Kathrein, St. Margarethen, St. Martin a. d. Raab, St.Mar tin i. d. Wart, St. Michael, St. Nikolaus bei Güssing, Schattendorf, Schützen a. Geb., Siegendorf, Sieggra ben, Stegersbach, Steinberg, Stoob, Tadten, Unter schützen, Unterrabnitz, Wallern, Weppersdorf, Wiesen, Zahling, Zumdorf. Katholisch waren geblieben: Andau, Antau, Baumgarten, Eisenstadt (Oberberg und Stadt), Frankenau, Frauenkirchen, Gaas, Großwarasdorf, Hagensdorf, Halbtum, Hornstein, Kaisersdorf, Kirchfidisch, Kittsee, Kitzladen, Kleinfrauenhaid, Kleinhöflein, Klostermarienberg, Kroatisch Gerers dorf, Leithaprodersdorf, Mogersdorf, Mönchhof, Ne bersdorf, Oberpetersdorf, Oslip, Pama, Pamhagen, Parndorf, Podersdorf, Rumpersdorf, St. Georgen, Schandorf, Stadtschleining, Stinkenbrunn (Stein brunn), Trausdorf, Unterbildein, Unterfrauenhaid, Un terpullendorf, Weiden am See, Wimpassing a. d. Lei the, Winden am See, Wolfau, Wulkaprodersdorf, Za gersdorf, Zillingtal. Da aber am Reformationsfest (31. Oktober 1965) während eines evangelischen Gottesdienstes wieder behauptet wurde, zur Zeit des Hochstandes der Re formation sei Österreich zu 90 Prozent evangelisch ge wesen, dehnte ich die Uberprüfung der damaligen Konfessionsverhältnisse auf ganz Österreich aus. Da — wie schon erwähnt — demographische Zahlen für diese Frühzeit fehlen, nahm ich auf Grund der flä chenhaften Eintragungen auf der Karte der „Konfes sionen in Österreich um 1580" diese Uberprüfung vor. Der Maßstab dieser Karte beträgt 1:1 Million. Durch Auflegung von Oleaten-Millimeterpapier konnte das damals von den einzelnen Konfessionen in Österreich bewohnte Gebiet auf den Quadratkilometer genau ausgezählt werden, denn 1 mm^ auf dem OleatenMillimeterpapier entspricht in der Wirklichkeit 1 km®. Das Zählergebnis in Prozenten zeigt folgende Tafel: Burgen- 1 NlederKärnten osterr. Ober- Salz- Steier Tirol Vorarl Wien Öster laod Osterr. bürg mark berg reich Katholiken 34,4 49,1 62,8 50,6 86,9 52,1 83,6 91,8 92,9 58,9 Lutheraner 65,6 50,9 37,2 49,4 13,1 47,2 16,4 7,1 40,7 Reformierte 8,2 0,2 Täufer (nur in Südtirol) — Springer 0,7 0,2 An Katholiken bzw.Evangelischen konnten in Un tergliederungen festgestellt werden: Niederösterreich nördlich der Donau 53,9 bzw. 46,1 Prozent, südlich der Donau 73,4 bzw. 26,6 Prozent, Oberösterreich Nord (Mühlviertel) 52,5 bzw. 47,5 Prozent, Oberösterreich Süd 46,6 bzw. 53,4 Prozent, Nordtirol 86,2 bzw. 13,8 und Osttirol 69,3 bzw. 30,7 Prozent. Die vorstehende Tabelle zeigt auf Grund von planimetrischen Ausmessungen und Berechnungen den damaligen Flächenanteil der Katholiken in Österreich mit rund 59 Prozent, den der Evangelischen mit rund 41 Prozent, wobei Wien mit 92,9 Prozent die Spitze der Katholiken, das Burgenland mit 65,6 Prozent Flächen anteil der Lutheraner jene der Protestanten anführte. Es mag vielleicht der Einwand erhoben werden, daß Flächenverteilung und tatsächlicher Bevölkerungs stand nicht vergleichbar seien. Solange aber keine anderen Unterlagen vorliegen, darf wohl auf das vor liegende Ergebnis hingewiesen werden, das nicht durch gefühlsmäßige, sondern durch eine rein stati stisch-kartographische Methode auf Grund einer neuen Art der thematischen Karte gewonnen wurde. Diese ermöglicht einerseits in eine Zeit zurückzublicken, in der noch genaue demographisch-statistische Quellen fehlen, anderseits weist das Ergebnis darauf hin, daß die Reformation auch in Österreich nicht nur ein religiöses, sondern mehr ein soziales und vor allem ein politisches Problem war, das eine relative Mehr heit gegenüber einer Minderheit in Form der „Gegen formation" zu lösen suchte, die auch die katholische Restauration brachte. Anmerkungen: ^) Ohne mosaisches Bekenntnis! — -) Anton Kerschbaumer schreibt in seiner „Geschichte des Bistums St. Pölten", Wien 1875, 1. Bd., S. 370: „Trotz unaufhörlicher Klagen über Unterdrückung waren die Protestanten in Österreich die herrschende Partei bis beiläufig 1580, welches als der Culminationspunkt des Protestantismus in Österreich betrachtet werden kann." Karl Eder meint in seinem Buch „Glau15
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