Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 3(März 1966} 104. Jahrgang Nr.2 Wien,am 1. März 1966 7.Jahrgang Inhalt: 31. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913). Seine Berufung als Erzbischof Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürsterzbischof (1910/1911), — 32. Die konfessionelle Gliederung Österreichs um 1580. — 33. Regesten des Taubstummen-Institutes in Wien. 31. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien(1911/1913). (Fortsetzung) Dr. Franz Loidl Während nun Kardinal Gruscha in seinem Fa sten-Hirtenbrief über den Glauben nicht die leiseste Erwähnung vom Koadjutor machte") und noch am 19. Jänner (1910) „seinen" Generalvikar Exz. Weih bischof Dr. Godfried Marschall ersuchte, dem Pfarrer von Sollenau Adolf Sedlaczek") die kanonische In vestitur auf die neugeschaffene Pfarre „Zur Königin des hochheiligen Rosenkranzes" zu Hetzendorf (Wien XII.) zu erteilen'®), erfolgte mit eben diesem Datum laut Bulle Pius' X. Nagls Erhebung zum Titularerzbischof von Tyrus und zum Koadjutor mit dem Rechte der Nachfolge von Wien.'®) Vielleicht zur Erinnerung daran und zur Unter streichung, welch hoher Wertschätzung von selten des Papstes sich der in so neue und schwierige Verhält nisse gestellte Koadjutor erfreute, und als Vertrauens vorschuß und Sympathiewerbung brachte die von Haus aus für ihn günstig eingestellte „Reichspost" den tele graphischen Bericht aus Triest v. 24. Jänner d. J., Papst Pius X. habe anläßlich der Benediktion der neuen Herz Jesukirche an Nagl folgendes italienische Handschreiben gerichtet: „Der ehrw. Bruder, der Hw. Pater Emil Volbert,") Superior des Hauses der Gesell schaft Jesu in der dortigen Stadt, benachrichtigt mich, daß für den 22. Jänner die Benediktion der dortigen Kirche anberaumt ist. Da ich es nun schon vor mehr als fünf Jahren übernommen hatte, an dieser Funktion durch einen Delegierten teilzunehmen, bitte ich Sie, ehrwürdiger Bruder, diesen Ihnen und mir so lieben Auftrag zu übernehmen, da es sich darum handelt, Sr. Majestät dem erhabenen Kaiser und Apostolischen König, dessen Jubiläum der sechzigjährigen Regieining bei diesem Anlasse gefeiert wird, unsere ehrerbietig ste und lebhafte Dankbarkeit zu erweisen. Für diesen Akt, den ich mir von Ihrer Güte verspreche, statte ich Ihnen den besten Dank ab und verbleibe mit apostoli schem Segen Ihr sehr geneigter Pius P. P. X. Aus dem Vatikan am 5. Jänner 1910".'®) Mittlerweile ging in diesen Tagen eine andere, zu Kombinationen Anlaß gebende Meldung durch Wie ner Blätter, daß die Abberufung des Wiener Nuntius Granite di Belmonte schon Tatsache sei und dieser durch den Bischof Verrasini von Toledo und nicht durch den Benediktiner P. Augustin Graf Galen — dessentwegen hier Erwähnung geschieht — ersetzt werde. Die „Reichspost" konnte dem von zuständiger Seite aber entgegenhalten, daß das Konsistorium, in dem der genannte Nuntius den Kardinalshut empfan gen werde, erst im April stattfinde, daher kein Grund für einen Wechsel in der Nuntiatur vorliege; weiters die Nachfolge noch nicht entschieden sei, jedoch beim Vatikan die Absicht bestehe, einen angesehenen päpst lichen Diplomaten italienischer Nationalität nach Wien zu entsenden.'®) Da sich in „eing-eweihten Kreisen" die Behauptung, ein Benediktiner sei als Nachfolger Belmontes ausersehen, erhielt, und unter den vielen Namen am meisten der Möns. Serafinis aus Monte Cassino genannt erschien, sah sich wiederum die „Reichspost" eine Woche später zu einem Dementi aus Rom angeregt.®®) Interessehalber sei hier auch ver merkt, daß sich damals in Zara (Dalmatien) eine ähn liche Veränderung in der kirchlichen Regierung wie in Wien vollzog, was der freisinnigen Presse zu ver schiedenen falschen Erörterungen Anlaß bot. Auch darüber konnte die „Reichspost" aufklären und die Hoffnung aussprechen, daß der Wechsel, abgesehen von kleineren Zwischenfällen, ruhig verlaufen werde.®') Während nun die „Piusvereinskorrespondenz" mit Datum 11. Februar Nagls Ankunft und Amtsüber nahme für die nächste Woche ankündigte,®') mußte die „Reichspost" dies wiederum am nächsten Tag wider rufen, und zwar mit der Begründung, daß zuvor ein päpstliches Breve an den Koadjutor erfolge, womit seine Enthebung von seinem bisherigen Amt und seine Betreuung eben als Koadjutor von Pius X. ausge sprochen werde. Uber die Zeit des Eintreffens dieses Dokuments, vor dem Nagl seinen Triester Posten nicht verlassen könne, sei daher nichts bekannt.®®) Genann ter scheint deshalb noch laut ausführlicher Mitteilung vom 14. Februar in der Liste der Honoratioren auf, die an der vom Handelsminister Dr. Richard Weis kirchner (1909/11) vollzogenen feierlichen Eröffnung des Franz-Josef-Hafens in Triest teilnahmen.®'')

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