war DDr. Franz Arnold, der spätere Ordinarius für Kirchenrecht und Präsident des Diözesan- und Metropolitangerichtes. Damals Dozent, wurde er als Ver treter der kathol. Vereine und Verbände am Neubau als Mandatar der christlichsozialen Partei für den Gemeinderat vorgeschlagen und kam als Ersatzmann für den Gemeinderat Franz Zimmerl in die Stadtver tretung, der er vom 5. Dezember 1930 bis zur Auflö sung des Gemeinderates im Februar 1934 angehörte. In diesen Jahren, in denen die Wogen parteipolitischer Auseinandersetzungen auch in der kommunalen Ver tretung hoch gingen, war das Wirken eines Klerikers im Gemeinderat nicht leicht und von vornherein sehr begrenzt. Arnold war Mitglied des Gemeinderatsaus schusses III. Er sprach wiederholt im Ausschuß und im Plenum über Fragen der städtischen Fürsorge und Fürsorgeeinrichtungen, stellte Anträge auf Abände rungen des Gesetzes über die Wohnbausteuer, auf Herabsetzung der Gebühren für Grabstellen und Be erdigungen, auf Nivellierung der Bodenabgabe von unverkauftem Grund u. a. mehr. Durch die Auflösung des Gemeinderates im Februar 1934 wurde seine Tä tigkeit abgebrochen und Arnold war seither nie mehr in der Stadtvertretung tätig. Die Wiener Stadtverwaltung hat die Bedeutung der Universität für die kulturelle Stellung der Stadt früh erkannt und durch Verleihung kommunaler Aus zeichnungen an namhafte Kulturträger der Universi tät ihr Verständnis für die erste Kulturstätte der Stadt bekundet. Es gibt kaum eine städtische Auszeichnung, die nicht auch an eine Reihe von Universitätsprofes soren verliehen worden wäre. Dies trifft für die älte ste kommunale Auszeichnung, die Salvatormedaille, ebenso zu, wie für die höchste, von der Stadt zu ver gebende Ehrung, das Ehrenbürgerrecht. Desgleichen auch für die jüngsten, seit 1920 verliehenen Auszeich nungen, die Ehrenmedaille, den Ehrenring, die Preise der Stadt Wien u. a. Die Ehrung der Kultur träger der Universität erfolgt auch über den Tod hin aus durch Widmung von Ehrengräbern und Grab erhaltung auf Friedhofsdauer. Deutlicher kommt diese Ehrung durch Benennung von Verkehrsflächen nach Professoren zum Ausdruck, denn sie gibt weiten Krei sen der Bevölkerung von ihnen Kunde. Die Zahl der Universitätsprofessoren als Träger kommunaler Aus zeichnungen beträgt auf alle (damals) vier Fakultäten verteilt gegen vierhundert. Auf die kathol.-theol. Fakultät — und das inter essiert hier vor allem — entfallen — in alphabetischer Reihung — sieben: Thomas Ebendorfer v. Haselbach, hervorragender Theologe u. Exeget, bedeutendster österr. Chronist (1387—1464). Nach ihm ist die Ebendorferstraße (Wien I) benannt. Michael Pfliegler, Or dinarius f. Pastoraltheologie (1891, 1961 emeritiert), wurde mit der Verleihung der 1949 gestifteten Ehren medaille der Bundeshauptstadt geehrt und erhielt die silberne Ehrenmedaille am 21. XII. 1960 „für beson dere Verdienste um Wien". Jakob Ruttensfock,(1776— 1844), 1813—1830 Professor für Kirchengeschichte, dann Propst des Augustiner Chorherrnstiftes Kloster neuburg. In Unter-Meidling (Wien XII) trägt eine Straße seinen Namen. Ignaz Seipel (1876—1932), Pro fessor für Moraltheologie und dann Bundeskanzler, bekam ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof 14 C Nr. 7 und einen Platz im ersten Bezirk gewidmet. Heinrich Swoboda (1861—1923), seit 1895 Professor für Pastoraltheologie u. Katechetik, erhielt auf dem Baumgartner Friedhof (Nr. 2219/20) ein Ehrengrab auf Friedhofsdauer. Nach Cölestin Wolfsgniber (1848— 1924), Pröfessor für Kirchengeschichte, ist eine Gasse im 19. Bezirk (Grinzing) benannt. Hermann Zschokke (1861—1920), Professor für das Bibelstudium des Alten Testamentes und seit 1910 Weihbischof etc., erhielt am 23. VI. 1908 die Doppelt große goldene Salvator medaille verliehen. Ergänzend sei erwähnt, daß noch drei KlerikerGelehrte in diesem Rahmen geehrt wurden: Abt Franz Stephan Rautenstrauch, Direktor der theologischen Studien, 1734—1785, auf den die Rautenstrauchgasse in Simmering (Wien XI) verweist; schließlich zwei Angehörige des Missionshauses St. Gabriel bei Mödling, beide berühmte Professoren der Ethnologie, Martin Gusinde (1886), der 1952 mit der Dr.-KarlRenner-Stiftung beteilt wurde, und Wilhelm Koppers (1886—1961), o. Professor der Völkerkunde an der phil. Fakultät, der die Ehrenmedaille empfing. Zusammenfassend darf nun erklärt werden, daß diese Abhandlung, eine unter den vielen Schriften zum Universitätsjubiläum beachtenswerte Publikation, nicht nur ein Beitrag zur Universitätsgeschichte und zur Wiener Kultur- und Verwaltungsgeschichte, son dern wie die in ihrer Übersicht kaum bekannte kom munale Ehrung von'Professoren der kathol.-theol. Fakutät zeigt, auch ein Beitrag zur Wiener Kirchenund Personalgeschichte ist, auf die daher in diesen Blättern verwiesen sein soll. Dr. Franz Loidl 21. Pfarren und Patrozinien der Wiener Erzdiözese (Fortsetzung) Dr. Henriette Peters Betrachten wir nun die Patrozinien der Land pfarren, so fällt dabei gleich auf, daß diese — also ganz abgesehen von den Erwägungen des Gründers — stark traditionsgebunden sind. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die Muttergottes — insbesondere auf Maria Himmelfahrt, Patrozinium der Stifte und Klöster — dann auf Andreas, Jakobus den Älteren, Pilger und Brunnenheilige, auf Johannes den Täufer, Laurenz, Martin, Nikolaus, Peter und Paul, Ulrich, auf die Nothelfer Ägyd, Georg und Veit und natür lich auf St. Stephan. Der hl. Dreifaltigkeit sind 16 Kirchen geweiht. Man denkt bei dieser hohen Zahl unwillkürlich an die vielen Dreifaltigkeitssäulen und Bildstöcke in unserer Heimat. Diese Patrozinien hielten sich Jahrhunderte hin durch und weisen die höchste Zahl an Pfarrkirchen auf. Johannes dem Täufer wurden in unserer Diözese 29 Landpfarren geweiht, Jakobus dem Älteren 24, Martin ebenfalls 24. Vierzehn verschiedene Patro zinien scheinen mit mehr als 10 Kirchen auf. Diese Verbundenheit mit dem Althergebrachten ging so weit, daß Heilige, deren Leben und Schicksal eng mit dem Lande verknüpft war, wie der hl. Leo pold, St. Koloraan oder — geographisch gesehen etwas 38
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