Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES . Nr. 9 (September 1965) 103. Jahrgang Nr.5 Wien, am 1. September 1965 6.Jahrgang Inhalt: 19. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913). II. Seine Berufung als Erzbischof-Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürsterzbischof (1910/1911) (Fortset zung). — 20. „Universität und Stadtverwaltung"(Ehrung von Theologen). — 21. Pfarren und Patrozinien der Wiener Erzdiözese (Fortsetzung). — 22. Regesten des Taubstummen-Institutes in Wien. 19. Kardinal Franz Xaver Nag!, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913) II. Seine Berufung als Erzbischof-Koadjutor von Wien und seine Erhebung zum Fürsterzbischof (1910/1911) (Fortsetzung) Dr. Franz Loidl Dem folgte nun wie üblich und in gewohnter Sach lichkeit die vom Kaiser mit Datum vom 1. Jänner 1910 in den Randvermerken auf obigem schriftlichen Vor trag des Ministers^") formulierte ah. Entschließung: „Ich verleihe dem Kardinal Fürsterzbischofe von Wien Dr. Anton Joseph Gruscha taxfrei das Großkreuz Meines St. Stephans Ordens und übergebe Ihnen das von Mir diesfalls vollzogene anverwahrte Handschrei ben. — Ich ernenne ferner den Bischof von TriestCapodistria Dr. Franz Xaver Nagl zum Koadjutor des Fürsterbischofes von Wien mit dem Rechte der Nach folge und finde anzuordnen, daß wegen Ordnung der sich aus dieser Ernennung weiter ergebenden Einzel fragen, insbesondere hinsichtlich der Dotationsver hältnisse als Koadjutor nach dessen Amtsantritte die weiteren Verhandlungen durchgeführt werden. End lich bewillige Ich dem Bischöfe Dr. Franz Nagl von seinem Amtsantritte als Koadjutor des Fürstferzbischofes von Wien angefangen eine Dotation aus den fürsterzbischöflichen Mensaleinkünften im vorläufi gen Ausmaße von 30.000 Kronen jährlich".^®) Mit demselben Datum wurde das ah. Handschrei ben an den Kardinal gerichtet: „Lieber KardinalFürsterzbischof Dr. Gruscha! Der Eintritt in das neunzigste Lebensjahr hat Sie zu der Bitte um Bei gabe einer weiteren Hilfskraft bei der Verwaltung Ihrer Erzdiözese veranlaßt und Sie haben dem darauf erwogenen Plane der Bestellung eines Koadjutors zu gestimmt. Indem Ich nunmehr in Gnaden diesem An trage willfahre, erinnere Ich Mich gerne und dankbar der bleibenden Verdienste um Staat und Kirche, wel che Sie sich in unverbrüchlicher Treue an Ihrem er habenen Beruf und an stets bewährter Hingebung an Mein Haus und das Vaterland durch eine fast siebzig jährige Tätigkeit erworben haben. — Als Zeichen Meiner fortdauernden Gewogenheit und steten Er kenntlichkeit verleihe Ich Ihnen das Großkreuz Meines St. Stephan Ordens mit Nachsicht der Taxe. F. J. m. p."2i) Dem schloß sich am 3. Jänner die Verständigung des Kardinals durch den Minister für Kultus und Un terricht Stürgkh über die Ernennung Nagls und die Dotationsfrage an.^^) Und beide Schreiben wurden für den Klerus im Wiener Diözesanblatt^) und für diesen und die Öffentlichkeit im Ministerial-Verordnungsblatt und in den Zeitungen wörtlich kundgemacht.^) Eben falls mit 3. Jänner datiert und gleichen Inhalts ist das Ernennungsschreiben genannten Ministers an Bi schof Nagl, das damit schließt, daß er „unter einem die Einleitung treffe, daß die von Sr. k. u. k. Apostel. Majestät vollzogene Nominationsurkunde ehestens an den HI. Stuhl gelange".^'^) Schon am 5. Jänner wandte sich der Neuemannte aus Triest an Kardinal Gruscha: „Euer Eminenz! So eben erhalte ich die Wiener Zeitung, welche mir anzeigt, daß mein Wirken in Triest dem Abschluß naht und ich unerwarteter und in nie geahnter Weise berufen werde, an der Seite Eurer Eminenz mein Wirken zur Ehre Gottes und zum Heile der See len fortzusetzen. — Indem ich E. Em. für diesen neuen Beweis väterlichen Wohlwollens von Herzen danke, bin ich mir wohl bewußt, welch' schwere Bürde mir auferlegt wird; wenn ich aber mit der Hoffnung auf besonderen göttlichen Beistand dem Rufe der höchsten Autoritäten (Kaiser und Papst) Folge leiste, tröstet mich dabei der Gedanke, daß ich den lieben Ordina rius (eben der Kardinal), der mich mit Rat und Tat stützen kann, in der Nähe habe, Hochweicher nach langjähriger Erfahrung in der Leitung der Erzdiözese in bester Weise den Koadjutor stützen wird. — Den hl. Purpur küssend bin ich mit dem Ausdrucke ganz besonderer Hochachtung Euerer Em. verehrungsvoll ster ergebener Diener in X®. + Franz Dr. Nagl, B. v. Tr.". Als Anmerkung ist dann beigefügt: „Ich bitte auch, meine herzlichsten Glückwünsche zur ah. Aus zeichnung zu genehmigen".^^) Das Schreiben an Minister Stürgkh vom 7. Jän ner lautete: „Eure Exzellenz! Ich beeile mich E. Ex. den Ausdruck ergebensten Dankes zu übermitteln, mit welchem ich das Schreiben E. Ex. v. 3. J. 1. J. entgegennahm, das mir die Ah. Entschließung v. 1. J. 1910 zur Kenntnis brachte, wodurch Se. K. u. K. Apostol. Majestät mich zum Koadjutor des Fürsterzbischofes von Wien, Kard. Dr. A. Gr., mit dem Rechte der Nachfolge huldvollst zu ernennen geruht hat. — Ich hoffe zu Gott, daß ich mich des von Ah. Seite in mich gesetzten Vertrauens würdig einweisen werde, indem ich gewillt bin, wie bisher meine schwachen 33

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