aber am 16. Dezember 1887 vom Vikar an der Hof burgpfarre zum Spiritualdirektor des Frintaneums auf""). Dazwischen war er im selben Jahr vom Wiener eb. Ordinariat auch als Religionsinspektor für Volks und Bürgerschulen in Hernais (Wien XVII) in Ver wendung genommen und ihm der Titel eines eb. Geist lichen Rates verliehen worden""*). Wie hoch Dr. Nagl bereits im Ansehen und Ver trauen stand, erweist der Umstand, daß er lt. kaiser lichem Dekret mit ah. Entschließung vom 14. März 1889 von Budapest aus zum Rektor der Anima in Rom ernannt"®) und dadurch zum Nachfolger des mit 17. Dezember 1888 von Kaiser Franz Joseph zum Bischof von Linz erhobenen Prälaten Franz Maria Doppelbauer wurde"®). Interessant ist dabei, daß unter den sechs bzw. sieben Kandidaten"') der erst 32 Jahre alte Subrektor des Wiener Alumnates und spätere Weihbischof Dr. Joseph Pfluger war, der ausgerechnet dann im April 1911 von Nagl zum Generalvikar er wählt werden sollte"®); dann der oben vor Nagls Be rufung zum Hofkaplan genannte Pfarrer von St. Au gustin Dr. Schneider, der jedoch ablehnte. Wieder hatten bei Nagl besondere Empfehlungen seines Bischofs Binder, der ihn in einem Brief an Doppel bauer als charakterfesten, kirchlich gesinnten und zu verlässigen Priester beschrieben und erklärt hatte, daß ihm Opferwilligkeit, Arbeitsfreude, Umsicht und Gehorsamsbereitschaft nachgerühmt würden, mit geholfen und auch Belobigungen von selten des Wie ner Fürsterzbischofs Gruscha mitgewirkt. Auch das war mitbestimmend gewesen, daß durch seine Ernen nung nicht wie im Campo Santo, dem deutschen Kolleg bei St. Peter, der österreichische Einfluß zu rückgedrängt würde. Sollte sein jugendliches Alter — Nagl zählte erst 34 Jahre — Schwierigkeiten bereiten, hieß es im diplomatischen Auftrag, so könne man ihn vorläufig zum Prorektor ernennen, was in ähn lichen Fällen zu geschehen pflege"®). Unterdessen war Doppelbauer am 10. März 1889 in der Kirche der Anima zum Bischof konsekriert worden"*®). Als Nagl am 30. d. M. die Kirche St. Augu stin nach seiner letzten hl. Messe verließ, so erzählte der langjährige Mesner Wilhelm Bezdek mehrmals dem Verfasser während seiner Kaplanszeit an dieser Kirche, habe man allgemein die Auffassung vertreten und auch damals geäußert, der als so stattlich Er scheinende werde sicher einmal als Erzbischof wieder kehren. Am 1. April traf er in Rom ein und konnte dort von seinem abtretenden Vorgänger die Geschäfte übernehmen, der mit der Abreise gewartet hatte"*'). Mit Dekret vom 18. April 1889 erhielt Nagl als blei bende ah. Ehrung den Titel eines Hofkaplans ver liehen*®). Auf den neuen Rektor stürmte nun die Vielfalt der Agenden, Aufgaben und Verpflichtungen gleich mit aller Wucht ein, denn er mußte die Vertretung einer Anzahl deutscher Diözesen, dazu von Österreich (Brixen, Salzburg, Trient) auf sich nehmen. Kardinal Gruscha übertrug ihm die Vollmacht, ihn in allen Rechten und Pflichten zu vertreten, die ihm als Inhaber der Titelkirche S. Maria degli Angeli zu kamen. Nagl wurde auch vom Kölner Erzbischof als Postulator im Kanonisationsprozeß für den deutschen Prämonstratenser und Mystiker aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, den seligen Hermann Joseph, eingesetzt, ohne freilich die Heiligsprechung erwirken zu können. Er betätigte sich auch als Mit telsmann, wenn es um Auszeichnungen ging, oder wenn es galt, solche zu verhindern, falls weniger Wür dige in Aussicht genommen "wurden. Man wandte sich sebstverständich auch in komplizierten Ehefällen an ihn und erhoffte sich, daß er eine sanatio in radice herbeiführen könne*"). Bereitwillig nahm sich Nagl auch der Rompilger an, und da vornehmlich derer aus Wien und überhaupt aus der ganzen Monarchie, indem er sie wie anläßlich der Pilgerfahrt der St.-Michaels-Bruderschaft im April 1890 dem Papst in der Audienz vorstellte oder, wie es anläßlich der Rom fahrt derselben Bruderschaft im Oktober 1895 geschah, da er in der Versammlung daselbst sogar als begei sterter Redner auftrat**). • Der gute Ruf des hilfsbereiten und geschäfts gewandten Rektors verbreitete sich im deutschen Sprachgebiet derart, daß man ihm in allen möglichen Anliegen Vertrauen schenkte, von ihm Vermittlung und Beratung erwartete. Natürlich tauchten auch un angenehme Angelegenheiten auf*"). So waren in Österreich unter dem Klerus Gegensätze zwischen den Anhängern der konservativen Partei, das ist dem Kreis um das „Vaterland", und der christlichsozialen Partei, das ist dem Kreis um die „Reichspost", ausge brochen, was sogar dazu führte, daß an der Kurie in Rom Verdächtigungen und - Anzeigen über letzt genannte Partei und deren Bestrebungen betrieben wurden*®). Daß der Rektor der Anima daran nicht einfach vorbeisehen konnte, sondern auch irgendwie damit befaßt war und darum befragt wurde, liegt auf der Hand, zumal er gerade noch vor seiner Ubersetzung von Wien nach der Ewigen Stadt i. J. 1889 in den vom Wiener Moralprofessor und Sozio logen Dr. Franz Schindler inaugurierten Kreis der sozialen Studienrunde im Hotel „Zur Ente" eingeführt worden war. Tatsächlich scheint Nagls Name in der Präsenzliste der ersten Versammlung auf*'). Am 26. November 1899 feierte die Anima das Er eignis der vor fünfhundert Jahren erfolgten ersten Ablaßverleihung. Festgeschenke liefen von allerhöch ster kirchlicher und weltlicher Stelle ein und verschiedentliche Wohltäter ermöglichten karitative Werke. Nagl und der ehemalige Kaplan der Anima Gymnasialprofessor Dr. Alois Lang aus Graz brachten als Festgabe die „Mitteilungen aus dem Archiv des deutschen Nationalhospizes S. Maria dell'Anima in Rom"(bei Herder in Freiburg i. Br.) heraus. Auch dem Kaiser wurde ein Exemplar ehrfurchtsvollst über reicht*"). Nagls Arbeiten und Verdienste hatten unterdessen bei Kirche und Kaiser ihre Anerkennung und Beloh nung gefunden, wie die mittlerweile erfolgte Ernen nung zum eb. Konsistorialrat, zum Päpstlichen Haus prälaten, 1893 gar zum Apostolischen Protonotar a. i. p. und dazu die Verleihung des Komtur-Kreuzes des Franz-Josephs-Ordens mit ah. Entschließung vom 11. Oktober 1895 (mit Kabinett-Zahl 2624) beweisen*®). Jedoch Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, wie Schulden und unaufschiebbare Zahlungsverpflichtun gen und dann der angegriffene Gesundheitszustand machten es verständlich, daß Nagl nach zehn Jahren 19
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