Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite B E I L A g E Nr. 5(Mai 1965) DES WIENER DIÖZESANBLATTES 103. Jahrgang Nr.3 Wien,am 1.Mai 1965 6.Jahrgang Inhalt: 11. 1340—1965. 625 Jahre Chorbau von St. Stephan. — 12. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterz bischof von Wien (1911/1913). I. Bis zu seiner Erhebung auf den Wiener Erzbischofstuhl (1855/1910). — 13. Regesten der Pfarre Seibersdorf (Schluß). — 14. Pfarren und Patrozinien der Wiener Erzdiözese. ^ 11. 1340-1965 625 Jahre Chorbau von St. Stephan Im Jubiläumsjahr des Domkapitels von St. Stephan wollen wir uns an eines der wenigen sicheren Daten in der langen Baugeschichte des Stephansdomes er innern. Als Herzog Rudolf IV. am 11. März 1359 den er sten Spatenstich zur Erweiterung der Pfarrkirche zu St. Stephan tat^), standen schon beträchtliche Teile des Gotteshauses. Die Errichtung des Chores z. B. fällt noch in die erste gotische Bauperiode (1304—1340). Dieser „albertinische Chor" wurde 1304, vielleicht von der Bürgerschaft, begonnen-^) und nach einer zeitlichen Unterbrechung von Herzog Albrecht II. weiterge führt.'^) Der Bau wurde erst 1340 fertiggestellt und am 23. April dieses Jahres von Albert von Sachsen, Bischof von Passau, im Beisein mehrerer Bischöfe ein geweiht. Unter den Mitbeteiligten dieser Fexer, die mit großem Pomp gehalten wurde — das Haus Österreich wußte um den Wert der maiestas — befand sich auch der Passauer Weihbischof Petrus, Bischof von Marcopolis."^) Er scheint der Wiener Bevölkerung verbunden gewesen, denn „ex parte parrochianorum ecclesie parrochialis Wiennensis" wurde er um einen Ablaß ge beten, den er am 23. April, dem Weihetag des Neu baues, erteilte. Der Text dieser für die Baugeschichte des Stephansdomes bedeutenden Urkunde lautet folgen dermaßen: Universis Christi fidelibus presentes litteras inspecturis, Petrus dei gracia episcopus Marchopolensis salutem in domino sempiternam. Quoniam, ut ait apostolus, omnes stabimus ante tribunal Christi®) recepturi prout in corpore gessimus sive bonum fuerit sive malum oportet nos dlem messionis extreme misericordie operibus prevenire ac eternorum intuitu Seminare in terris quod reddente domino cum multiplicato fructu recolligere valeamus in celis firmam spem fiduciamque tenentes, quod, qui parce seminat parce et metet et qui seminat in benedictionibus in benedictionibus et metet vitam eternamh). Cum igitur ex parte parrochianorum ecclesie parrochialis Wien nensis nobis fuerit humiliter supplicatum ut omnibus venientibus causa devocionis ad anniversarium dedicacionis chori dicte ecclesie sancti Stephani, q u em h o d i e reverendus in Christo, pater et dominus noster Albertus, episcopus Pataviensis, nobis eidem assistentibus consecravit, dignaremur indulgenciam exhibere. Nos vero, de omnipotentis dei misericordia et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius meritis confisi, Omnibus vere penitentibus confessis et contritis, qui vel que dicte ecclesie chorum in anniversario dedlcacionis eiusdem et in festivitatibus patronorum singulorum altarium inibi fundatorum et in singulis dominicis causa devocionis visitaverint, XL dies indulgenciarum de iniunctis sibi penitenciis misericorditer in domino relaxamus, dummodo ad id predicti domini Alberti Pataviensis episcopi consensus accesserit et voluntas eiusdem ecclesie diocesani. In cuius rei testimonium presentes litteras sigilli nostri appensione fecimus conmuniri. Datum Wienne anno domini millesimo CCCmo XLo nono kalendas mai. sig. dep. a) Rom. 14, 10; 2 Kor. 5, 10. b) 2 Kor, 9, 6. ^) den ernsten slag mit unsers selbs henden getan haben auf dem ainliften tag mertzen von Christi geburd in dem newn und fumfczkistem jar und dar nach dez selben.jares auf den sibenden tag in aprül den ernsten stain der gruntvest mit gantzer begierd daselbs gelait haben..." Urk. Orig. Perg. dd. 1359 Juli 9. Wien, Diözesanarchiv Wien. ®) So vermutet Hans Tietze, „Geschichte und Be schreibung des St. Stephansdomes in Wien", S. 8. ®) Wenn auch der Stephansdom für immer mit dem Namen und der Persönlichkeit Rudolfs IV. verknüpft bleiben wird, so darf man doch nicht übersehen, daß vieles von dem, was er vollführte, von seinem eben falls genialen Vater begonnen wurde. Vgl. hiezu z. B. den Passus in der Urk. dd. 1357 April 29. Wien, in der Herzog Albrecht II. bekanntgibt, „daz unser hertzenlieber sun, hertzog Rudolf mit unserr gunst und gutem willen und wir mitsampt im, die chapellen, die er in AUerhailigen ere gestiftet hat in unserr purch ze Wienn... gefreyt haben recht und redlich..." Orig. Perg. Diözesanarchiv Wien. *) Petrus von Marcopolis gehörte dem Minoritenorden an und liegt in der Minoritenkirche zu Wien, vor dem Altare der hl. Katharina begraben. Die In schrift auf dem Grabstein lautet: „Anno Domini 1349 Dominus Petrus Episcopus Marchopolitanus Ordinis Fratrum Minorum 2 Idus Octobris hic sepultus." Dr. Henriette Peters 12. Kardinal Franz Xaver Nagl, Fürsterzbischof von Wien (1911/1913) I. Bis zu seiner Erhebung auf den Wiener Erzbischof stuhl (1855/1910). Dr. Franz Loidl Nagl war wie seine Vorgänger, die Kardinäle Klesl, Kollonitz, Rauscher und Gruscha, gebürtiger Wiener, zählt aber zu den mit kürzester Regierungs zeit bedachten Inhabern des Wiener Erzbischofstuhles. Er trat am 26. November 1855 im III. Wiener Ge meindebezirk, Landstraße Nr. 144^) in dieses Leben 17
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