Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

weiterhin mit echter Besorgtheit und freundschaft lichem Rat Günthers Weg zum Priestertum (1821), dachte sogar ernsthaft daran, ihn als Kaplan und even tuellen Nachfolger für Brunn am Gebirge zu gewin nen, „denn solche Prachtexemplare von Freunden wie sie beide gebe es keine mehr in der ganzen Erzdiözese, weil sie sich von Anfang an so gut verstanden hätten", und bot sich sogar an, persönlich Erzbischof Firmian darum zu ersuchen. Kam es nun auch nicht dazu, da Günther nach seinem Austritt aus dem zweijährigen Noviziat bei den Jesuiten ab 1824 im Pfarrhaus „Am Hof" (Wien I.) Quartier nahm, wo er im Kreise des Pfarrklerus für seine Seelsorgsmithilfe und gegen ge ringe Aufzahlung auch die Kost erhielt und weiterhin als Privatgelehrter lebte, das gute Verhältnis blieb doch ungetrübt, und als Pfarrer Korn schon im Jänner 1825 starb, trauerte Günther um ihn fast wie um sei nen Vater und setzte sodann in seinem zweibändigen Werke „Vorschule zur spekulativen Theologie des posi tiven Christentums" (1828/29) dem Verstorbenen „für seine unermüdliche und treue Liebe" ein schönes blei bendes literarisches Denkmal in der Person des sym pathischen Onkel Peregrinus Niger (d. i. dem Pfarrer). Über Günther wurde auch Johann Emanuel Veith mit Pfarrer Korn (oder umgekehrt) bekannt und wahr scheinlich sogar richtig befreundet. Veith (später zu einem der größten Homileten des 19. Jahrhunderts ge worden) erzählt selbst von den oftmaligen Gängen, die Günther und er „zu dem prächtigen alten Pfarrer in Brunn gemacht haben,bei dem sie gewöhnlich in einem Zimmer übernachteten, Korns Humor und dessen Mit teilungen über die Brühler Freimaurer genossen". Auch der gefeierte Kanzelredner des Wiener Kon gresses Zacharias Werner schien bei Pfarrer Korn auf und „durchwanderte in seiner und seines Kaplans Perthen Gesellschaft die Gegend". Köstlich und für das damalige Polizei-Spitzelsystem bezeichnend ist die Epi sode, wie das Auge des Gesetzes dem eifrig predigen den Hofbauerjünger Werner auch nach Brunn folgte und vom Ortspfarrer bestimmte Auskünfte verlangte und der den Beobachteten wohl treffend charakteri sierte, aber auch mutig kund tat, daß Hofbauer und sein Schüler wegen ihrer echten Katholizität und Kirchlichkeit bespitzelt würden. Die oben angedeutete Vermutung, daß Pfarrer Korn P. Clemens Maria Hofbauer persönlich kennen lernte und ihm öfter sogar begegnet sein mochte, kann vielleicht noch dadurch unterbaut werden, daß fest steht, er habe 1815 den Universitätsdozenten Dr. Jo hann Madiener mit ihm zusammengeführt, der sich da durch offen von der Freigeisterei lossagte und nicht nur praktizierender Katholik, sondern Theologiestu dent und als Redemptorist Hofbauers Lieblingsjünger und Stütze seiner Ordensgemeinschaft wurde. Pfarrer Korns förderndes Interesse um den Orden des Heiligen mag auch dadurch noch bestätigt werden, daß sein am 17. Juli 1799 geborenes Pfarrkind Fried rich Held Hofbauerschüler und ab der Priesterweihe i. J. 1823 ein führender Redemptorist wurde, indem er von 1842 an die neue belgische Provinz leitete, der ab 1844 auch die amerikanischen Ordensniederlassungen unterstanden, und der nach der Gründung englischer Ordenshäuser 1881 in den Niederlanden starb. Abschließend sei es gestattet, den hochwürdigen Klerus auf diese reichhaltige und ausgezeichnete Fest schrift eigens hinzuweisen, zu der eine Anzahl von Säkular- und Regularklerikern (Karl Bednar, Josef Wodka, P. Hermann Watzl, Floridus Röhrig, P. Ed mund Kummer, Hans Lentze, P. Klemens Wieser) Bei träge beigesteuert haben. Auch darf zugleich die Ge legenheit wahrgenommen werden, auf den um die pro fane wie um die kirchliche Heimatgeschichte von Niederösterreich und Wien und den damit verbundenen Problemen so hochverdienten Verein erneut aufmerk sam zu machen und zu dessen eifriger Unterstützung und zum Beitritt als tätiges Mitglied einzuladen, ja sogar zu bereden. 8. Mitarbeiter am Kopallik'schen Regestenwerk: Pfarrer Dr. Leopold Picigas Dr. Franz Loidl Stammte aus Rudolfswerth (Novo Mesto) in Krain (JugosL), wo er am 30. I. 1863 geboren wurde, und empfing am 21. VII. 1886 in seiner Heimatdiözese Lai bach (Ljubljana) die Priesterweihe. War ein Jahr, d.i. im 4. Studien)ahrgang Presbyter im Seminar, dann als Kaplan in der Pfarre Mirna peö (in Unterkrain) an gestellt, von 1890 bis 1895 Benefiziat in Lichtenthurn und Volksschulkatechet in Idria und in den Jahren 1896—1898 Präfekt an der k. k. Theresianischen Aka demie in Wien. 1899 und 1900 vacans studiis theol. in universitate Viennensi erwarb er das Doktorat der Theologie daselbst.Stand vom 20.XI.1900 bisl.II.1911 der Pfarre Ringelsdorf und dann bis zu seiner Pen sionierung am 30. IV. 1921 der Pfarre Stetten bei Kor neuburg vor. Schied dann aus dem Dienst der Erzdiö zese und hat sich nicht in der Diözese Ljubljana, wie zu erwarten gewesen wäre, sondern in einer anderen unbekannten Diözese niedergelassen. Picigas war ein etwas streitbarer Jünger des Herrn und in gewisser Hinsicht ein Original, wie seine paar Anmerkungen in der Pfarrchronik von Stetten an zeigen, die er wohl erst bei seinem Abgang nachgetra gen hat. Bemerkte über die beiden Kriegsjahre 1917/ 1918, daß er habe Hunger leiden müssen, während seine Pächter goldene Zeiten hatten, und faßte seine Wirksamkeit in den lateinischen Spruch zusammen; „Duo lustra gregem Stettensem pascebam, quo tem pere saepe gemebam, dum panem meum cum lacrimis edebam et potum cum fletu miscebam". Zählte noch zu den „Pfarrherren", die mit Zylinder und Manschetten bekleidet waren. Soll ein guter Klavierspieler gewesen sein. War aber nicht bloß wissenschaftlich interessiert, war er doch korrespondierendes Mitglied des Vereins für Landeskunde von N. ö. und Dekan des damals noch bestehenden Wiener Theologischen DoktorenKollegiums, sondern zählt zu den gründlichsten Be arbeitern von Pfarr-Regesten, die fast Pfarrgeschich ten geworden sind,da er alles nur erreichbare Material zusammengetragen hat, und ist in dieser Hinsicht kaum übertroffen worden. Erarbeitete 1901/2 die Regesten der Pfarren Döbling,^) 1905 von Eggendorf im Thale"'^) und von Eggendorf am Walde^), 1907/9 von Ernstbrunn'^), 1915/19 von Großrußbach^). Leider sind aber 12

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