Als.P. Urban Loritz nach Schottenfeld kam, war der eben geschilderte P. Honorius Kraus bereits 30Jahre dort Pfarrer und wurde nun, wie aus dem weiteren Verlauf des Lebens des P. Urban deutlich hervorgeht, sein Vorbild vor allem in der Armenbe treuung. Durch Wort und Beispiel förderte P. Urban, der sich bald zu einer überaus volkstümlichen und nicht minder originellen Priesterpersönlichkeit ent wickelte, eifrigst die Gesinnung werktätiger christ licher Nächstenliebe. Als großer Kinderfreund erteilte er noch im Greisenalter als Pfarrer Religionsunterricht bei den Kleinen. 1855 unternahm er mit zwei Mitbrü dern (P. Albert Gatscher und P.Ulrich Roiß)eine Reise ins Hl.Land,die er in den im gleichen Jahre im Druck erschienenen „Blätter aus dem Tagebuch meiner Pil gerreise in das Heilige Land im Jahre 1855"schildert; es erschienen 3 weitere Auflagen dieses Buches. Hand schriftlich existieren im Stiftsarchiv von ihm: „Meine Reise nach Rom im Jahre 1841" und: „Reiseskizzen 1870", sowie der bereits oben erwähnte Band: „Er innerungen aus meinem Leben". 1853 hat P. Urban die Kleinkinder-Bewahranstalt zur Unterbringung erziehungsloser Kinder in seiner Pfarre gegründet, 1873 zu diesem Zweck ein eigenes Haus um 37.000 fl angekauft. Persönliches Eigentum kannte P. Urban nicht; alles gehörte den Armen; man erinnert sich unwillkürlich an den Ausspruch des Patrons (St. Laurentius) seiner Pfarrkirche, der vor dem heidnischen Richter auf die Armen mit den Wor ten hinwies: „Das sind meine Schätze!" — Kein Wunder, daß angesichts solcher priesterlicher Tätigkeit es auch an Ehren nicht fehlte: 1867 verlieh ihm der Kaiser das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1869 der (liberale) Wiener Gemeinderat die große goldene Salvator-Medaille. 1880 wurde P. Urban anläßlich seines goldenen Priesterjubiläums Ehren doktor der theologischen Fakultät der Wiener Univer sität, im gleichen Jahr zum gleichen Anlaß Ritter vom Hl. Grab in Jerusalem und Bürger von Wien. Prälat Dr.Sebastian Brunner widmete dem Jubilar ein(hand schriftlich im Stiftsarchiv liegendes) Festgedicht, das nach Aufzählung der eben genannten Ehrungen, wie folgt, schließt: „Ein goldener Kranz schmückt Ihn am Altar, die Armen bringen Liebe und Dank Ihm dar. Die letzte Gabe ist auch die beste, sie geht mit durch den Tod bis zur Himmelsveste. Was die Welt kann geben, das nimmt sie auch, Ehren und Reichthum sind eitler Rauch. Denn Himmel und Erde werden vergehn, das Wort des Herrn wird ewig bestehn. Du kennst das Wort — und glaubst daran: „Was ihr den Armen thut, das habt ihr mir gethan." Der Herr wird es vergelten reichlich Dir, was Du den Armen gethan allhier."... P. Urban schrieb auch ein „Gebeth- und Erbau ungsbuch für kath. Christen: Der Herr sei mit Euch!", Wien 1844, mit 5 weiteren Auflagen; ferner: „Des Kin des Engel, Gebeth- und Erbauungsbuch für die christkath. Jugend", Wien 1846; „Andachtsübungen für Kranke", Wien 1845, Neudruck 1871. — Auch Predigten und Erinnerungsblätter erreichten durch den Druck weitere Ki-eise der Bevölkerung Wiens. — Der Wiener Bildhauer Hanns FrÖmmel modellierte die Büste des P.Urban,F.Seifert schuf für den UrbanLoritz-Platz in Wien VII, eine Bronzebüste auf einem Granitsockel, die mit der Widmungstafel: „Dem Men schenfreund P. Urban Loritz — Die Gemeinde Wien" 1901 enthüllt wurde. Im 2. Weltkrieg wurde diese Bü ste der Rüstungsindustrie zugeführt, eine neue dann nicht mehr aufgestellt.Erhalten blieb aber der Name des Platzes imd hält die Erinnerung an diesen edlen „Vor stadtpfarrer" und sein vorbildliches Priesterwirken wach. — P. Urban Loritz starb am 30. September 1881 im Pfarrhof Schottenfeld und wurde am Hietzinger Fried hof beerdigt. — (Todesursache: Lungenschwindsucht). Weitere literarische Hinweise, die allerlei köstliche Anekdoten über diesen Volkspriester bringen: P. Max Klinkowström S. J. „Ein Markstein auf dem Lebenswege eines Priesters. Gedanken und Ideen, entwickelt bei Gelegenheit der fünfzigjährigen Priester-Jubelfeier (in der k. k. Universitätskirche in Wien am 1. August 1880) Sr.Hochw.des HerrnP.U.L., Kapitularen des altehrwürdigen Benedictiner-Stiftes zu den Schotten, Doctors der Theologie, dreißigjähri gen Pfarrers zu St. Laurenz am Schottenfelde, Ritters mehrerer Orden, Bürgers von Wien, f. e. geistl. Rates etc. etc. „im Selbstverlag, Mechitharisten-Druckerei (W. Heinrich), W. 1880. Beim schriftl. Nachlaß des P. U. L.im Archiv des Schottenstiftes findet sich diese Predigt auch handschriftlich mit der persönlichen Wid mung des Predigers auf dem 1. Blatt: Urbane Maximiiianus Amicus Amico. Nur ein gesproch'nes Wort hat wahres Leben, Doch wird ihm durch die Schrift der Tod gegeben. Das ist das Trauernde, daß so manches Wort Geschrieben stirbt, was lebend tönt an manchem Ort! Hier ist es anders doch — denn dem am heil'gen Ort' zu Sanct Laurenzius gesproch'nem Gottes Wort, dem hast das Leben selber D U gegeben. Ich sprach von DIR — d'rum wird's auch im mer leben!" — Bei der Sekundiz assistierte Abt Othmar Helferstorfer mit anderen älteren Stiftspriestern. Bürgermei ster Newald war auch anwesend. Papst Leo XIII. sandte durch die Nuntiatur telegraphisch seinen Apostol. Segen. — Alte und neue Welt, „Katholische Zeitge nossen", von Dr. Cöl. Wolfsgruber O. S. B., Jg. 1880, S. 729f. — Deutsche Zeitung, „Ein deutscher Priester und Menschenfreund. Zur Enthüllung des Urban Loritz-Dekmals". Jg. 1901, S. 5 (19. Mai). — Neuigkeits-Welt-Blatt, Jg. 1901, 19. Mai. — D e11 o, „Pater Urban Loritz, Pfarrer von Schotten feld. Zur 50. Wiederkehr des Todestages eines popu lären Priesters in Alt-Wien". Jg. 1931, 27. Sept.(Sonn tag), S. 29. — Nagl-Zeidler,Deutsch-Öster reichische Literaturgeschichte, 2. Bd., 1. Abt., Wien 1914, S. 194, worin Loritz als anekdoten gefeiert wird. — Alfred Missong, Heiliges Wien, Wien 1933, S. 151 und 1948, S. 178, wo er als jene volkstümliche Wiener Priesterpersönlichkeit ge nannt wird, die es verstanden hat, in origineller Weise der Mittler zu sein zwischen den wohlhabenden und den armen' Pfarrkindern.—Pfarrblatt Schot tenfeld, 1961, Folge 9—10, Sept.—Okt. Titelseite: „P. Urban Loritz starb vor 80 Jahren am 30. Sept. 1881 10
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