Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite B E I L A Q E Nr. 3(März 1965) DES WIENER DIÖZESANBLATTES 103. Jährgang Nr.2 Wien,am 1.März 1965 6.Jahrgang Inhalt: 6. P. Urban Loritz O. S. B., der populäre Vorstadtpfarrer (1807—1881). — 7. Pfarrer Johann Michael Korn von Brunn am Gebirge und Hofbauer-Jünger. — 8. Mitarbeiter am Kopallik'schen Regesten werk: Pfarrer Dr. Leopold Picigas. — 9. Kleines heiliges Wien: Religiöse Hauszeichen und Pietäts gegenstände (Nachtrag und Ergänzungen). — 10. Regesten der Pfarre Seibersdorf. 6. P. Urban Joseph Loritz O.S.B., der populäre Vorstadtpfarrer (1807-1881) F. Cölestin Rapf O. S. B., Wien*) Joseph Loritz wurde am Neujahrstag 1807 in der Schottenpfarre (Tom. 45, Fol. 181) in Wien geboren; seine Eltern waren in der gleichen Pfarre (Tom. 40, Fol. 146) getraut worden. Sein Vater Franz Loritz, bür gerlicher Uhrmacher, war zur Zeit der Geburt seines Sohnes Joseph bereits 67Jahre alt und im Hause„Zum hl. Joseph", Tiefer Graben Nr. 182, wohnhaft. Die Mut ter Josephs hieß Katharina geb. Esterl und war aus Bayern gebürtig; ihr Vater war Webermeister zu Frad, ihre Mutter hieß Katharina geb. Seiler. Der Vater Franz Loritz war laut Schotten-Trauungsbuch Tom.38, Fol. 201, in erster Ehe mit Anna Waldschütz, Köchin, gebürtig von Stockerau, verheiratet; Franz Loritz wird als von Wien gebürtig (ohne Angabe der Pfarre) be zeichnet. In P. Urbans handschriftlich erhaltenem stattlichen Band „Erinnerungen aus meinem Leben" wird erwähnt,daß seine Mutter Katharina Esterlseinem Geburtshausgegenüber im Dienst stand und als „armes SOjähriges Frauenzimmer" im Jahre 1806 seinen Vater, einen Witwer, „Groß- und Kleinuhrmacher" heiratete. ^ Im Alter von kaum 4 Jahren verlor er seinen Va ter, wodurch bittere Armut seine Kindheit umschat tete. Den Gymnasialstudien oblag Loritz an dem da mals nur sechsklassigen Schottengymnasiüm in den Jahren 1817—1823, absolvierte sodann die beiden philo sophischen Obligatkurse an der Wiener Universität und trat am 10. Oktober 1825 als Novize ins Schotten stift ein. Philosophie und Theologie studierte eir an der Wiener Universität mit gleichem ausgezeichnetem Er folg wie vorher die Gymnasialfächer. Nach seiner Ordensprofeß (1828) wurde er 1830 zum Priester ge weiht. Am 22. 6. 1832 und am 17. 1. 1833 unterzog er sich den Rigorosen „ex omnibus fere s. theol. disciplinls". 1831 wurde Loritz auf eigenes Ansuchen Seelsor ger im Cholera-Spital in Gumpendorf (Wien VI), 1832 Kooperator in Eggendorf im Thal bei Hollabrunn,N.ö. 1836—1841 war er supplierender Professor für Päda gogik und Pastoraltheologie an der Wiener Universität *) Aus archivalischen Quellen des Wiener Schotten stiftes zusammengestellt. sowie daselbst akademischer Prediger. 1841 wurde er Kooperator in Schottenfeld (Wien VII.), 1850, nach dem Tod des P. Honorius Kraus, Pfarrer daselbst. Über seinen Amtsvorgänger P. Honorius Kraus sei kurz folgendes vermerkt; Geb. 19. 8. 1773 in Kronstadt (rumän. Brasov, ungar. Brassö, Siebenbürgen, Burzenland), besuchte das Gymnasium in seiner Heimat und trat 1794 als Novize ins Schottenstift ein; 1797 Profeß, 1798 Priesterweihe nach vollendeter theol. Ausbildung an der philos.-theol. Hauslehranstalt im Stifte,die nach Aufhebung der Generalseminarien (1790) wieder er öffnet worden war. Als Katechet an der Stiftsschule rief P. Honorius die später allgemein eingeführte Sonntagsschule ins Leben. 1801 wurde er Novizenmei ster, 1802 Professor für Kirchengeschichte und Kir chenrecht an der theolog. Hauslehranstalt im Stifte (bis 1807). An dem 1807 gegründeten Schottengymna sium lehrte P. Honorius (bis 1811) als Professor der zweiten Humanitätsklasse „eloquentia". Der hochbe gabte tüchtige Lehrer fand aber erst in der Seelsorge, besonders auf dem Gebiete der Armenbetreuung, sein eigentliches Arbeitsfeld. 1811 zum Pfarrer von Schot tenfeld ernannt, gründete P. Honorius Kraus 1818 den Armen-Hilfsverein, 1819 einen Leichenverein, 1823 den ersten organisierten, behördlich genehmigten Kirchen musikverein Wiens, 1829 führte er die Enthebungs karten von Neujahrswünschen ein, was durch die k.k. Landesregierung autorisiert wurde. Gemeinsam mit Dr. Ludwig Wilhelm Mauthner gründete er 1837 das erste Kinderspital zu St. Anna (damals: Schottenfeld, Kaiserstraße 26). Gemeinnützige wohltätige Anstalten zählten ihn zu ihrem bedeutenden Förderer. 1821 er hielt er die mittlere goldene „Civil-Ehrenmedaille mit Oehr und Band" „zur Belohnung seiner angerühmten Seelsorger-Verdienste" vom Kaiser verliehen. Er ist auch der Verfasser des Buches „Die Kirche und Pfarre SanktLaurenz im Schottenfelde. Als Beytrag zur kirch lichen Topographie und als Ehrenbuch der vorzüg licheren Wohltäter dieser Kirche", Wien 1821, 2. Aufl. 1826; 1839 erschien sein „Denkbuch der Pfarre und Kirche zum heiligen Laurenz im Schottenfelde. Mit einem Anhang: Das Stift Schotten." Neben kleineren gedruckten Predigten und Erbauungsworten finden sich in der Handschriftensammlung des Schottenstiftes aus seiner Feder:Aufgaben aus dem Katechismus,Ent würfe der Kristen-Lehren, Gelegenheitsworte, Ernst und Laune,Miscellen,Religionsunterricht für die Schü ler der ersten und die der 2. Kl. —

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