Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Katecheten in der Wiener Erzdiözese und in Gesamt österreich, alles gewiß keine leichten, aber dafür um so dringlichere Unternehmungen. Und dies vor allem während des I. Weltkrieges (1914/18) mit seinen ner venaufzehrenden Behinderungen und lähmenden Nö ten und dann mehr noch in der so aufgewühlten Ära (1918/34) der kulturkämpferischen Sozialdemokratie und atheistischen Freidenkerei und der antiklerikalen, ja konfessionslosen Schulreform unter dem sozial demokratischen Präsidenten des Wiener Stadtschul rates Otto Glöckel (1920/34) und seiner Gesinnungs freunde®'). Den Katecheten, die damals Jahre hindurch allen Widerständen und Schikanen zum Trotz als eifrige und pflichtbewußte Religionslehrer nicht bloß durchhielten, sondern mutig und optimistisch am Auf bau und Ausbau einer fortschrittlichen, zeitgeforder ten Katechese mitwirkten, gebühren volle Anerken nung und bleibender Dank. Zu ihnen zählt in besonde rer Weise Katechet Jaksch. Der junge Priester hatte eben seine Anfangszeit hinter sich gebracht und seine ersten Erfahrungen ge sammelt, da wurde um die Jahrhundertwende der Wiener Katechetenverein neu gegründet. Aufgeschlos sen trat er sogleich bei und wurde nicht nur eifriges und interessiertes Mitglied, sondern schon bald treuer Mitarbeiter in den vom Verein angekauften und i. J. 1905 zu einer Zeitschrift für Religionsunterricht und Jugendseelsorge umgestalteten „Christlich-pädagogi schen Blättern". Durch das Miterleben des ersten „Pädagogisch-katechetischen Kurses" in Wien im Februar 1905 stark angeregt und durch sein gelegent liches Mitwirken beim Vereinsorgan 1907/08 unter der Redaktion des weithin bekannten und erprobten Kate cheten und Katechetikers Johann Evangelist Pichler — der hatte eben 1905/07 seine „Katholischen Volksschul katechesen" in Wien herausgebracht®®), — geschult, konnte Jaksch schon 1909 mit dem XXXII. Jg. sogar die Schriftleitung der „Blätter" ganz und allein über nehmen®^). Zwei Jahrzehnte lang redigierte er sie mit Gewissenhaftigkeit und Umsicht, berichtete selbst schon vom zweiten „Pädagogisch-katechetischen Kurs" in Wien im Februar 1908 und steuerte in den mehr als hundert Heften an die fünf Dutzend eigene Beiträge darin bei®'). Uberblickt man die Liste seiner Artikel®®), so merkt man sofort seine praktische Einstellung und Fachkenntnis und seinen Mut in der Stellungnahme zu den aktuellen katechetischen Problemen wie: Lehr plan für den Religionsunterricht, Katechismusfrage, neue Schulbibel etc. Der Schriftleiter verstand es, nicht nur allgemein durch konkrete Vorschläge zur Mitarbeit aufzumuntern, sondern namhafte Mitarbei ter zu gewinnen, wie das Brüderpaar Pichler®®). Ehrenkanonikus Josef Minichthaler®'), Prälat Eduard Krauß®®), Hof- und Burgpfarrer Ernst Seydl®®), Pro fessoren der Wiener kathol.-theolog. Fakultät, unter ihnen vor allem Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel'®), Prälat Heinrich Swoboda") und der spätere Kardinal Theodor Innitzer'®), weiters Professoren der philosoph.-theol. Hauslehranstalten in Heiligenkreuz und St. Gabriel, den Lehrerbildner P. Heinrich Giese SVD'®) und noch eine Anzahl von Theoretikern wie Praktikern, auch solche aus den österreichischen Bun desländern und aus dem benachbarten Ausland, vor nehmlich aus Deutschland. Mit „weiser Umsicht führte er dieses einzige katechetische Fachblatt Österreichs durch die harte Kriegszeit mit ihren Verknappungen und Behinderungen und durch die folgenden inflatio nistischen Nachkriegsjahre hindurch, als so manche Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen mußte". Er ver mochte mehrmals Kardinal Piffl zu kräftiger finanziel ler Mithilfe zu bewegen"). Auch schenkte er den seit dem Umsturz gärenden Schulverhältnissen volle Auf merksamkeit und sorgte dafür, daß auch Katecheten und Religionslehrer an Mittelschulen angeregt wur den, das Gute und Brauchbare aus der Schulreform für den Religionsunterricht zu verwerten'®). • Als besondere katechetische Leistung müssen seine „Katholischen Kirchengeschichtskatechesen" hervor gehoben werden. Nachdem er bereits 1908 in den ChrpBl. für die unterrichtliche Behandlung der Kir chengeschichte in der Bürgerschule'®) und für ein Kirchengeschichtslehrbuch daselbst") eingetreten war und er in den Jahrgängen 1908'®), 1909'®), 1910"®) und 1911®') mit einzelnen Proben praktisch aufgewartet hatte, ließ er zum Wiener Katecheten-Kongreß, der im Rahmen des XXIII. internationalen eucharistischen Kongresses im September 1912 abgehalten wurde, seine „Katholischen Kirchengeschichtskatechesen für die Oberstufe der Volksschule nebst einer Theorie des Kirchengeschichtsunterrichtes" erscheinen"®), die ihn „als Pionier \md Meister, Katecheten und Katechetiker zugleich, bei den dankbaren Mitbrüdern" und, den Urteilen nach, auch darüber hinaus berühmt mach ten®®). Nun waren für dieses, wenn schon nicht ver nachlässigte, so doch zu wenig betreute und befriedi gend bebaute Fachgebiet greifbare und verwertbare Hilfen geboten. 1927 kamen sie dann in zweiter, umge arbeiteter und vermehrter Auflage heraus®'). Hier sei gleich angemerkt, daß Jaksch auch noch andere Publikationen aufzuweisen hat, so die Zeit und Exaktheit fordernde Zusammenstellung „Katecheti sche Schriftsteller der Gegenwart und ihre Werke"®®), dann: „Führer durch die Christlich-pädagogischen Blätter"®®), weiters das Gebet- und Gesangbuch für katholische Christen „Sursum corda! Empor die Her zen!"®'), dem eine wohltuende Rücksichtnahme auf die liturgische Bewegung und Berücksichtigung des öster reichischen Liedergutes nachgerühmt wurde, weiters .kleinere und größere Beiträge für katechetische Lehrund Hilfsbücher, auch in dem verbreiteten „Steinbren ner-Kalender" (in Winterberg, Nordböhmen), worauf jedoch nur hingewiesen sei. Zu all dem kamen noch die organisatorischen Auf gaben und Ämter, die vom echten Vertrauen zeugen, das ihm nicht bloß die Religionslehrer der Wiener Erzdiözese erwiesen, für die er als Vertreter der Reli gionsinspektoren beim Wiener Stadtschulrat tätig war und wo er so manches durchzusetzen vermochte®®), sondern von der österreichischen Katechetenschaft, indem sie ihn 1927 zum Präsidenten des neubegründe ten Reichsbundes der Katechetenvereine Österreichs bestellte®®). Ob dieser allmählich angewachsenen Auf gaben und der damit verbundenen Überbürdung sah sich Jaksch jedoch im Jahr darauf gezwungen, von der Redaktion der ChrpBl. zurückzutreten und sie dem doch um fast zwanzig Jahre jüngeren Religionslehrer Stephan Matzinger®®) anzuvertrauen. Dabei ging er genau so gewissenhaft und verantwortungsbewußt

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