Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

8. Ohne Datum. Eben erwähntes Inventarium, worin ein .^Schmerzhafter" und ein Sebastiani-Altar genannt erscheinen. 2 Petschaft. Unterschr. Dechant Treitl, Pfr. Teigel. 9. 1784 August 3. Seibersdorf. Petita descriptio Parochi in S.: Karl Teigel, gebürtiger Österreicher, alt 43 Jahre, Gottesgelehrthelt Doktor und gewesener Dekan auf der k. k. Universität Wien, ist als landesfürstl. Pfarrer in der neu errichteten Pfr. im Markt S. i. J. 1783, den 25. April, installiert worden. 10. 1786 März 23. Weigelsdorf. Dechant Treitl be richtete ausführlich dem Konsist. über die ihm auf getragene Untersuchung der Anklagen wegen anstößi gen Lebens des Pfarrers Teigel in dessen Pfarrhof(?!) und die jenem angeratene Resignation etc. (sh. Be richt!). 11. 1786 März 14. Seibersdorf. Eine andere Sache betreffende Anzeige eines Unbekannten aus der Nach barschaft wider Pfr. Teigel beim Konsist., der dies „aus Liebe zu seinen Nebenmenschen unternimmt und um unparteiische Untersuchung bittet": 1) „hat er aus eigener Schuld von seinen Pfarrkindem nicht das mindeste Zutrauen, welches daher rührt, weilen er sie bey den kleinsten ihm aufstoßen den Umstand, wo er durch eine nicht bedeutende Sache beleidigt zu seyn glaubt, oder durch Zutragung einer weiblichen Schwätzerey öffentlich in Predigten und Christenlehren Dummköpfe, dumme und einfäl tige Bauern nennt, ihnen ihre besonderen Fehler vor rupfet, und solohergestalten particularisiert, daß die Leuthe, wie sie auß der Kirche gehen, sich einander sagen, der und der ist heut recht getroffen imd her genommen worden; 2) macht er sich lächerlich und verhaßt durch seine in einen ? ausartende Habsucht, da er einen Handel mit geweihten Sachen treibt, mit seinem Ge halt unzufrieden von der Gemeinde immer mehr für Haltung besonderer Gottesdienste verlangt; 3) haltet er oftmals gar nichts fruchtende — son dern meistens das Volk erbitternde Predigten und Christenlehren; 4) macht er die landesfürstl. Gesetze und Verord nungen durch seine Publication kein Hel(?), und ver kündiget solche nur nach seiner eigenen irrigen Aus legung; 5) überschreitet er in Abnehmung der Stollgebüh ren die maßgebigen Vorschriften; 6) läßt er sich die Beförderung des Armeninstitu tes sehr wenig angelegen seyn; 7) ist er eben so lau und nachläßig in Besuchung der Schule; 8) läßt er seine Passionen gegen Jedermann öf fentlich in Gottesdiensten merken, zur Ärgerniß der Gemeinde; 9) bedient er sich in gelstl. Verrichtungen aller un anständigen Gemächlichkeiten; 10) vernachläßiget er die Sterbende mit seinem Besuche, und versagt ihnen öfter den verlangten Beystand, so daß einige ohne der letzten Wagzöhrung und ohne geistlichen Zuspruch verscheiden mußten; 11) findet er sich bey öffentlichen Lustbarkeiten im Würthshauß und bey Hochzeiten ein, wo er tanzt und sich berauscht; ist deshalb 12) nachmittags und abends zur Seelsorge untaug lich, und läßt sich 13) im Pfarrhaus von seiner Wirtschafterin(!?) be herrschen, nimmt alle Schwätzery von ihr an, so daß durch sie die meisten Uneinigkeiten entstehen". 12. 1786 April 2. Pfr. Teigel teilt dem Konsist. mit, daß er schon am 20. März Sr. Majestät dem röm. Kai ser mit beigelegtem Attest des hiesigen Medikus resig niert habe, denn die Lage des Ortes sei seiner leider traurigen dreijährigen Erfahrung der beständigen Krankheiten und so vielen „Kossen" wegen höchst schädlich. Er stünde in Gefahr, allda sein Leben voll ends einzubüßen. „Ich resigniere also nach dem Machtspruche Sr. Maj. der Pfarre dem Hochwürdig sten Konsistorium meine Pfarre. Der Patron der Kirche, Se. Exz. Graf v. Cavriani, dermalen Präsident zu Brünn in Mähren, und bitte um eine baldige allergnädigste Entlassung von derselben. Empfehle sich zugleich in ferneren Gnaden". Unterschr. — Rückvermerk des Konsist. Resignation ist aufzubewahren, der Konkurs für die Pfarre auszuschreiben. 13.—18. Betreffen eine weitere Anzeige des Pfrs. wegen Abreißens der Gottesdienstordnung von der Kirchentüre, wie überhaupt die weitere Behandlung der Causa Teigel und die Einsetzung des Kooperators von Moßbrunn Franz Boes als Pfarrprovisor. 19. 1786 April 18. Seibersdorf. Zwölf Zeugen, meist Bauern, aus S. bestätigen mit eigenhändiger Unter schr., „daß sie wider Pfr. Karl Treitl gar keine Klagen haben, sondern mit ihm vollkommen zufrieden sind, auch ihnen herzlich leid ist, wenn sie ihn wegen sei ner kränklichen Umstände verlieren sollen, was sie sich allenfalls auch mit einem Eid zu beteuern ge trauen. Sie bitten sogar fußfälligst, daß er ihnen alle zeit belassen werden möge." Dies änderte aber nichts an der Resignation und Absetzung. 20. 1786 Mai 6. Liste der Bewerber um die Pfarre S. und Laab. Empfohlen wird Joh. Bapt. Hoffmann, Pfarrer zu Schwarzau i. Gebirge. 21. 1786 Juni 16 u. 21. Juli 16, betreffen den Ge haltempfang von daher, von wo ihn der f Pfr. Teigel erhalten. 22. 1786 Juli 15. Brünn. Präsentation des nach dem Ableben des Pfrs. Teigel sich um S. bewerbenden Peregrin Schlesinger. 1 Petschaft. Unterschr. Ludwig Graf Cavriani. — Rückvermerk, daß Genannter am 17, August canonice investiert worden. 23. 1786 Sept. 18. Weigelsdorf. Dechant Treitl mel det dem Konsist., daß er Peregrin Schlesinger am 17. d. M. installiert habe und die Inventarien von ver gangenen Pfr. unverändert vorhanden sind. . (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Veraendung: Mechitaristen-Buchdruckerel, Wien VII, Mechitarlstengasse 4. 48

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