auch leiblich weit voneinander getrennt, uns wenig stens vor Gott nahe. Grüße mir Dein Weib, die Ib. Schwägerin, u. den braven Johann recht herzlich. Ist es Gottes Wille, sehen wir uns vielleicht im Herbste wieder. Ein Porträt von mir werde ich Euch einmal über schicken, damit dasselbe in dem mir so lieben, unver geßlichen Vaterhause als Erinnerung verbleibe. Deine Vermuthung über den alten Kammerhubersohn, daß derselbe ein Schwindler sei, dürfte wohl richtig sein. Wenigstens ist mir ein solcher gar nicht bekannt. Um so weniger kann derselbe bei mir eine Anstellung mit 900 fl. u. freie Wohnung erhalten. Eine solche ist jetzt gar nicht frei. Der Vater des Mädchens, um deren Hand derselbe sich bewirbt, hat Recht, wenn er vorsichtig ist. Sowie seine Aussage unwahr ist, daß er bei mir eine Anstellung zu hoffen habe, so ist viel leicht auch seine Angabe, daß er 3000 fl. besitze, un richtig. Ob derselbe überhaupt hier in Wien ist, weiß ich nicht. Möglich ist es. Aber hier gibt es viele, sehr viele Menschen, denen es nicht gut, sondern schlecht u. sehr schlecht geht. Die Verwandten hier sind alle gesund u. wohl u. senden Euch herzliche Grüße. Nur der Mann der Mathilde, Polizeirath Gabriel, ist seit längerer Zeit nicht unbedeutend erkrankt. Es stellte sich infolge einer inneren Entzündung, welche die Ärzte nicht er kannten, ein bedeutendes Exudat ein, was lange Zeit brauchen wird, bis es rückgesaugt wird. Derselbe befindet sich gegenwärtig in Kirchberg am Wechsel, um sich in der dortigen gesunden Luft schneller zu erholen. Grüßet mir alle Verwandten u. Bekannten. Herrn Pfarrer lasse ich mich freundlich empfehlen. In auf richtiger Liebe grüßt Euch alle herzlich Cölestin J. C. Gangibauer Erzbischof Wien, am 12. Mai 1885. IV. Lieber Brnder! Heute endlich komme ich dazu. Dir auf Dein Ib. Schreiben, mit dem Du mich zu Weihnachten er freutest, zu antworten. Mit Freuden habe ich dem selben ersehen, daß Dein Befinden, wenn auch nicht aller Seiten erwünscht,im ganzen erträglich ist. Es sind eben für uns beide die Jahre da, von denen schon in der Hl. Schrift es heißt, daß sie uns Menschen nicht gefallen. Je älter man wird, desto mehr fühlt man die Lasten u. Beschwerden des Alters. Und doch hängt der Mensch auch noch am alten Leben. Die gute Schwägerin, die sich damals, wie Du mir mitgetheilt, infolge des Impfens gar nicht wohl be fand, hat sich inzwischen hoffentlich wieder erholt u. so treffen Euch, so hoffe u. wünsche ich es, diese meine Zeilen alle im besten Wohlsein. Die Blattern haben jetzt hoffentlich auch in Eurer Gegend wieder aufgehört. So meldeten wenigstens vor längerer Zeit schon die Zeitungen. Hier in Wien leiden jetzt viele an Husten und Katarrh. Auch Lungenent zündungen sind nicht selten. Die Witterung ist eben rauh u. seit einigen Tagen liegt hier viel Schnee. Es ist der Winter wieder zurückgekehrt. Auch ich war einige Tage unwohl u. mußte drei Tage über Anord nung des Arztes im Bette bleiben. Jetzt ist es, Gott sei Dank, wieder besser. Dem P. Roman geht es hoffent lich gut. Er läßt nichts von sich hören. Wahrscheinlich hat er viel zu thun, da sich sein erkrankter H. Pfarrer noch immer nicht ganz erholt hat. Auch die Schwägerin hier ist krank. Einen Tag war ihr Zustand nicht unbedenklich, da ihr Magen gar nichts, nicht einmal die Medizin, vertrug. Doch jetzt geht es wieder besser u. sie wird sich hoffentlich wie der bald erholen. Alle übrigen Verwandten hier sind gesund u. wohl. Nächstens wird Euch der Maler aus Wels, von dem Du in Deinem Briefe geschrieben hast, mein Porträt überbringen. Ich habe dasselbe bereits gesehen u. glaube, daß es ganz gut gelungen ist. Be wahrt es im lieben Vaterhause auf****) u. denkt öfters an den, den es darstellt, besonders in Eurem Gebete. Vergesse ja auch ich nie auf Euch. Wenn es Gottes Wille ist, werden wir uns im näch sten Herbste wieder sehen. Freilich sind noch viele Monate bis dahin; doch sie vergehen schnell. Von Her zen wünschend, daß diese Zeilen Euch im besten Wohlsein treffen mögen, grüßt Euch, alle Verwandten u. Bekannten recht herzlich Cölestin. Herrn Pfarrer bitte ich mich freundlich zu emp fehlen. Wien, am 16. März 1887. 22. Mitarbeiter am Kopallik'schen Regestenwerk:Pfarrer Josef Pürrer Dr. Fränz Loidl Wurde am 20. März 1867 in der Ortschaft Holl, Gemeinde und Pfarre Aspang, nun Unteraspang, ge boren und am 25. Juli 1891 im Stephansdom zum Prie ster geweiht. Wirkte als Kooperator ab 24. August 1891 in Großmugl, 28. Mai 1894 in Gersthof (Wien XVIII.), wurde mit 24. April 1897 Pfarrer in Krumbach, mit 1. September 1912 in Höbersdorf und kehrte am 1. März 1914 als Pfarrer in seinen Geburts- und Hei matort Aspang zurück, wo er am 28. Juli 1937 als e.b. Konsistorialrat starb und am Friedhof daselbst bestat tet wurde. Verdient in der Reihe der Mitarbeiter Kopalliks, bzw. seiner Nachfolger erwähnt zu werden, da er während seiner Pfarrertätigkeit in Krumbach (1897/1912) Regesten über die drei Pfarren: Elsarn^), Engabrunn^), Enzersdorf am Gebirge(= Maria Enzers dorf, Dekanat Mödling)®) bearbeitet hat. Quellen u. Lit.: Eoa, Personal-Tabelle III 497; Per sonalstand d. Wr. Erzd.; Wr. Diözbl. 1891, S. 132; 1897, 96; 1912, 187; 1914, 31; 1937, 21. Nekrolog, d. Erzd. Wien (1. I. 1915/30. VI. 1962), S. 88. Anmerkungen: i) Wr. Diözbl. 1906, S. 273/275, 278/279; 1907, 8/11, 23/24. — Ebd. 1907, 30/35. — 3) Ebd. 1907, 116/119, 124/132, 138/142. 23. Mitarbeiter am Kopallik^schen Regestenwerk:P.Petrus Regalatus Joannes Ryäanek O.S. Fr. Dr. Franz Loidl Wurde am 25. Juli 1855 zu Kumovic (heute CSSR) geboren, trat am 2. Oktober 1875 in den Franziskaner orden ein, legte am 22. November 1879 die feierliche Profeß ab und empfing am 18. Juli 1880 die Priester weihe, nachdem er 1877, 1878 Philosophie in Dunaföldvär (Ungarn), Theologie 1879, 1880 in Baja (Ungarn) und 1881, 1882 in Wien studiert hatte. Wirkte von 1883 bis 1887 im Wienerkonvent als Frühprediger und confessarius slavicus und im TV. Bezirk als Bürgerschul katechet und war bis 1905 in gleicher Eigenschaft und als Sonn- und Feiertagsprediger und Präses des III. Ordens an der Wallfahrtskirche Maria-Lanzendorf, Nö., tätig. Scheint dann 1906 als säkularisierter Fran ziskaner-Ordenspriester und Aushilfspriester in der •***) Hängt noch pietätvoll in goldenem Rahmen im „besseren Zimmer" des Elternhauses und wird dem Besucher voll Stolz gezeigt. 46
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=