Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Zu so Hohem sind wir Priester berufen. So Himm lisches und Göttliches wird durch unser priesterliches Wirken, unsere priesterlichen Funktionen den Gläu bigen vermittelt. Jesus Christus, der gottmenschliche Erlöser und der Heilige Geist wirken mit uns und durch uns und unsterbliche Menschenseelen sind es, die durch unser mit Christus und vom Heiligen Geiste geeintes Wirken entsündigt, geheiligt, zur Erreichung ihres ewigen Zieles befähigt werden. O bleiben wir uns, hochwürdige Brüder in Christo, dieser Hoheit unseres priesterlichen Berufes der Hei ligkeit und Wichtigkeit unsei-es priesterlichen Wirkens stets bewußt! In herzlichen und ergreifenden Worten wurde sie uns in diesen drei Gnadentagen vom hoch würdigen Leiter der Exerzitien vor Augen gestellt und zu Gemüte geführt. Drei Tage lang haben wir, durch diese rührenden und ergreifenden Vorträge erbaut und gefördert, unter anhaltendem Gebet, ernsten Betrach tungen und Erwägungen unser Inneres durchforscht, über unseren bisherigen Wandel, unsere priesterliche Tätigkeit nachgedacht, haben die dabei entdeckten Fehler, Mängel, Nachlässigkeiten und Sünden aufrich tig und innig bereut, haben durch den möglichst wür digen Empfang des heiligen Bußsakramentes uns Ver zeihung derselben, innere Erneuerung und Heiligung geholt und wollen heute, bevor wir aus diesem Gottes hause, der heiligen Stätte unserer Übungen, scheiden, Jesus, mit dem wir uns im allerheiligsten Altarsakra mente vereinigt haben, feierlich geloben, daß wir in der Seelenstimmung, in welcher wir durch seine Gnade uns heute befinden, uns für alle Zukunft zu erhalten und von ihr beseelt, alle unsere priesterlichen Verrichtungen auf das Würdigste und Andächtigste zu vollziehen, unseres heiligen priesterlichen Berufes in jeder Hinsicht würdig zu wandeln uns bemühen wer den. Und damit uns dazu die Kraft nicht fehle, wollen wir die Gnadenmittel unserer heiligen Kirche, die wir als Priester anderen spenden, selbst recht oft auf das Würdigste gebrauchen,wollen beidem heiligsten Opfer uns täglich Jesus und durch Jesus dem Vater im Him mel opfern, wollen andächtig, eifrig und gerne beten; und in unserem Gebete, im Brevier- und in unserem Privatgebete, alle für jeden einzelnen und jeder ein zelne für alle um die Gnade der Beständigkeit, der Ausdauer bis an unser Lebensende, um das donum perseverantiae zum Vater im Himmel flehen. Der Er folg wird nicht fehlen. Unser gemeinsames Gebet wird Erhörung finden und wir werden, wenn wir aushar ren bis ans Ende, wie der Apostel sagt, im Jenseits der Seligkeit des Himmels teilhaft werden und Gott den Dreieinigen, durch die ganze Ewigkeit loben und preisen. Amen. II. Ansprache, am 8. Dezember 1887 in der zum goldenen Priesterjubiläum Papst Leos XIII.im Großen Musikvereinssaal in Wien veranstalteten Festversamm lung gehalten**): „Beim Herannahen des ersten Tages des neuen Jahres, an welchem Wir mit Gottes Gnade Unser Prie sterjubiläum feiern werden, schreibt der Hl. Vater im Breve v. 1. X. d. J., durch welches er, um alle seine Kinder aus dem Feste des Vaters Vortheil für ihr Seelenheil schöpfen zu lassen, allen, welche dieses Fest nach seiner Intention mit ihm feiern, reiche Ablässe zuwendet, — beim Herannahen dieses Festes jauchzen alle Völker der Erde und alle Classen der Gesellschaft, eines Herzens und eines Sinnes, auf vor Freude, und bringen Uns in den schwierigen Zeiten, in denen Wir nach Gottes Willen berufen sind, den erhabenen Stuhl Petri einzunehmen,feierliche Beweise ihrer Treue und Liebe, ihrer Hochachtung und Segenswünsche dar. *) WDbl. Nr. 17 (S. 180/82). — Vgl. dazu auch, ebd. 1885, S. 179f. **) Aus der Broschüre: Das Jubelfest Sr. Heilig keit Papst Leos XIII... Wien St. Norbertus-Verlag, 1887, S. 9—12. — *•*) Anspielung auf den sog. Drei bund (mitteleuropäisches Defensivbündnis), der 1883 zustandekam und eben 1887 erneuert wurde, aber spä ter doch wieder zerbrach. Der Stellvertreter des Hl. Vaters in unserer katnolischen Kaiserstadt, Se. Exzellenz, der Apostolische Nuntius Erzbischof Galimberti, den wir bei der heuti gen Jubiläums-Festversammlung in unserer Mitte ver ehren dürfen, wird freudig bewegten Herzens sich überzeugen, daß das katholische Österreich und seine Haupt- und Residenzstadt Wien in treuer Anhänglich keit an die Kirche, in Liebe und Ergebenheit, in be geisterter Verehrung ihres gottgesetzten Oberhauptes, des Hl. Vaters, mit den übrigen katholischen Ländern und Städten nicht imwürdig um die Palme ringt. Durch weltumgestaltende Ereignisse im Laufe der Geschichte, hervorgegangen aus dem römisch-deut schen Kaiserreiche, ist die österreichische Monarchie der idealen Aufgabe jener Schöpfung Carls des Großen und des großen Papstes Leo XIII. als Schutz imd Hort der römisch-katholischen Kirche und ihres Oberhaup tes stets getreu geblieben. In ruhigen und bewegten Zeiten stand Österreichs Kaiser mit seinen treuen Völ kern stets auf Seite der Kirche und ihres Oberhauptes. Den Traditionen seines erlauchten Hauses treu ist auch Se. Majestät, unser allergnädigster Herr und Kaiser, wie milder Herrscher, geliebter Vater seinen Völkern, so treuer Sohn der Kirche, erlauchter pietätvoller Verehrer ihres väterlichen Oberhauptes. Österreichs Völker theilen die Gefühle ihres Kaisers und hängen mit innigster Liebe und Verehrung wie an ihrem er lauchten Landesvater, so am gemeinsamen Vater der katholischen Christenheit. Was darum als Herzens wunsch der Katholiken der österr.-ungarischen Mon archie in deren gemeinsamen Vertretungskörpem Ausdruck fand, tönt heute aus dieser feierlichen Fest versammlung als Jubiläumswunsch an den Hl. Vater nach Rom hinüber. Daß der himmlische Friedensfürst Jesus Christus, dessen gnadenreiches Geburtsfest dem Jubelfest des Hl.Vaters so nahe ist,aus dem Friedens bunde zwischen Österreich, dem Deutschen Reich und Italien***), dessen katholisches Volk dem Hl. Vater so sehr am Herzen liegt, auch für die Kirche jenen Frieden wolle wachsen lassen, den er der versöhnten Welt vom Himmel brachte, und in diesem Frieden für Seinen Stellvertreter auf Erden die Seiner Würde ent sprechende Stellung, die zur unbehinderten Verwal tung seines vom Gottmenschen ihm übertragenen Amtes unentbehrliche Unabhängigkeit, Selbständig keit und Freiheit, steigt wie aus dem Herzen des HL, Vaters selbst, aus dem Herzen aller Katholiken, so aus unserem, und den Herzen der katholischen Völker Österreichs als heißes Gebet zu Gott empor. Die wun derbaren Erfolge, die der Hl. Vater in Verwaltung, Organisierung und Regierung der Kirche, in Vertheidigung ihrer Freiheit und unveräußerlichen Rechte, in Vermittlung des Friedens zwischen Staaten und Völ kern, durch Weisheit, kluge Mäßigung und Milde, ge paart mit Festigkeit und Muth in allem Wesentlichen bereits erreicht hat, Erfolge, welche ihm die Liebe und Bewunderung der Welt, die Verehrung und Aner kennung der Fürsten und Mächtigen dieser Erde, nicht bloß der christlichen, sondern auch mohammedani scher und heidnischer,eingetragen,lassen auch die end liche Erhörung der Bitten hoffen. Von dieser Hoffnung beseelt wollen wir, nach dem erhabenen Beispiele des Hl. Vaters und seiner Mahnung, mit der ganzen Kirche, der streitenden hier auf Erden und der trium phierenden im Himmel, im Gebete fortfahren, bis wir bei Gott, in dessen Hände die Geschicke der Kirche, der Staaten und Völker, der gesamten Menschheit, ruhen, in der von seiner Weisheit festgesetzten Zeit Erhörung finden. Mit Gott und für Gott, alles zur Förderung Seiner Ehre! Amen." in. Lieber Bruder! Deine Ib. Zeilen machten mir viele Freude, weil ich aus denselben ersehe, daß Ihr alle gesund u. wohl seid. Auch ich bin gesund; nur gibt es immer, beson ders jetzt um die hl. Pfingstzeit, viel zu thun. Gott wird mich gesund erhalten u. mir helfen, daß ich meinen hl. Pflichten immer genügen kann. Daß Ihr in Eurem frommen Gebethe öfters meiner gedenkt, dafür danke ich Euch recht herzlich. Auch ich gedenke in meinem Gebethe täglich Euer; u. so sind wir, wenn 45

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