hinaus —, auf die Person eingehenden Kondolenz kundgebungen sind sich darüber einig, daß sie mehr oder weniger dem Toten Anspruchslosigkeit, Demut, Güte, Milde und Leutseligkeit nachsagen, ja nach rühmen; auch unterstreichen sie seine richtig in Pietät hineinreichende Verehrung und unerschütterliche Treue gegenüber dem Herrscherhaus und seinem Repräsentanten Kaiser Franz Joseph I., da er jede Gelegenheit wahrnahm, dies kundzutun und andere dafür zu erwärmen,wofür genug Beispiele vorliegen^''). Gleich in der Todesanzeige und in der damit ver bundenen Lebens- und Leistungsübersicht am 15. De zember heißt es im katholisch-konservativen „Vater land"'®), für Wien und seine Diözese sei der Verewigte ein Vater voll Milde und Güte, ein treuer und opfer bereiter Oberhirte gewesen. „Milde und Güte — das war sein Wesen. Seine Hand spendete im Verborgenen ungezählte Wohltaten. Seine Freundlichkeit und Liebe gegen alle, seine hochgesinnte Demut, seine Herab lassung und Selbstlosigkeit waren allgemein bekannt und gewannen ihm die Herzen. Oft hörte man von Besuchern sagen, in der Nähe des gemütvollen Kar dinals sei man geneigt, leicht zu vergessen, daß man einem hohen Kirchenfürsten gegenüberstehe. Wahr lich, Kardinal Gangibauer verstand die keineswegs einfache Kunst, bei eminent hoher Stellung demütig zu bleiben... Seine kindlich aufrichtige Frömmigkeit erbaute und rührte zugleich ... Seinem Kaiser weihte er eine Ergebenheit und Liebe, deren Beispiel im gan zen Reiche gewürdigt wurde. — Das oberste Haupt der Kirche ehrte er wie Söhne den Vater ehren Wiederholt äußerte er bei Privatunterredungen seine Genugtuung darüber, daß die Liebe zur Kirche und die Anhänglichkeit an den Apostolischen Stuhl jetzt viel größer seien als in den Tagen seiner Jugend. —' Sein Leben verlief äußerlich ruhig und doch sehr wechselvoll. Immer war es aber die Führung von oben, der er sich demutsvoll überließ. Er hat niemals sich selbst, immer dem Herrn zu dienen gesucht. — Er gehört wohl zu den edelsten Menschen, die unsere an der Materie hangende Zeit gesehen. Er war ein Nathanael im vollsten Sinn. — Die Zeit, in der er eine der wichtigsten Diözesen der Kirche regierte, war die Zeit einer gewissen Ruhe nach einer Periode hoch tobenden Kampfes (1867/79), zugleich auch die Zeit des allmählichen Wiedererwachens des katholischen Volks geistes nach einer Periode der Einschläferung und Betäubung. Wieviel Anteil der hohe Verstorbene an dieser Wiedererweckung hatte, das wird dereinst offenkundig werden. Wie sehr seine Sympathien dem galten, bezeugen seine begeisterten Worte, mit denen er die zum Katholikentag in Wien versammelten Gläubigen begrüßt hat..." Zusammen kann daher das Urteil lauten: „Ihn bestimmten gläubiges Vertrauen und männlich treue Gottesliebe, wofür sein Wahl spruch als demütiger Ausdruck zeugen mag, und kor rekt kirchliche Gesinnung." Ähnlich äußerten sich auch Kardinal-Staatssekre tär Tindaro Rampolla, da er den Verstorbenen ob sei nes Eifers, der Geradheit seiner Gesinnung und seiner Freigebigkeit gegen die Armen als für bewunderungs würdig bezeichnete'®), dann die beiden Suffragane, Bischof Binder von St. Pölten, der sogar von einer übergroßen Herzensgüte sprach"), und Bischof Dop pelbauer von Linz, der in einem längeren Nachruf sei nen Klerus daran erinnerte, daß Gangibauer ein Sohn seiner Diözese war und ihr bis zum Tode in innigster Liebe und Anhänglichkeit zugetan geblieben, und führte dann aus, daß er sich des besonderen Wohl wollens erfreute und der Kardinal bei verschiedenen Gelegenheiten, namentlich in der Anima in Rom, wo er 1888 sein Gast war (Doppelbauer war von 1887 bis 1889 Rektor daselbst), und noch bei der letzten Bischofskonferenz in Wien ihm dies erwies. „Er war einer der liebenswürdigsten Charaktere, die mir und gewiß allen, hochw. Mitbrüder, in diesem Leben be gegnete. Seine Ernennung zum Fürsterzbischof hat auf seine hervorragende Bescheidenheit und Anspruchs losigkeit nicht den geringsten alternierenden Eindruck ausgeübt", erklärte er weiter und führte dann die Stelle aus dem Brief an, den Gangibauer nach der Ernennung am 26. Juli 1881 an den hochseligen Bischof Rudigier, geschrieben: „Über meine Zukunft ist ent schieden. Mein inständiges Gebet, daß der liebe Gott die wichtigste, schwierigste und verantwortungsvollste kirchliche Würde auf geeignetere und kräftigere Schultern legen wolle, fand nicht Erhörung. Sein unerforschlicher Ratschluß hat mich, seinen unwürdig sten Diener, für selbe ausersehen. Ich beuge mich demütig anbetend demselben und opfere den Rest meiner schwachen Kräfte seinem heiligen Dienste. Mein unermüdetes Bestreben soll es sein, den Wahl spruch unseres heiligen Ordens zur Wahrheit zu machen: Ut in omnibus glorificetur Dens. Gott, der stark ist im Schwachen, wird helfen. Ich hoffe und erbitte dies umso zuversichtlicher als so viele und ausgezeichnete Männer mit mir darum bitten. Dominus spes mea"'®). Vom selben Tenor ist auch die Correspendenz des Priester-Gebetsvereines „Associatio perseverantiae sacerdotalis" als Sprachrohr des Diözesanklerus be stimmt'®) und nicht weniger drücken dasselbe auch katholische Vereinsblätter aus^®). Nicht unerwähnt bleibe das Beileidschreiben des „Unterstützungsverei nes der ehemaligen Kremsmünster-Studenten", der seinen hohen Protektor verlor und worin, wie schon früher einmal daran erinnert wird, daß der Verewigte ein warmfühlender, väterlicher Freund der Jugend war, den so viele als Professor aufrichtig lieben ge lernt und dessen unvergleichliche Güte denen unver geßlich sein werde, die in den Jahren der Jugend unter seiner Leitung gestanden'-^'). Zuletzt sei noch der sinnigen Kranzspende der Alumnen gedacht, denen der Verstorbene mit 26. April 1885 den Spiritual Dok tor Gustav Müller zum fast vier Jahrzehnte amtieren den und die zwei folgenden Priestergenerationen prä genden Vorsteher gegeben hat^'^), indem sie durch die Abänderung des f. e. Wahlspruches in „Sacra crux sit tibi lux" auf der Schleife ihrer dankbaren Verbunden heit mit dem abgeschiedenen Oberhirten beredten Ausdruck verliehen^). Am kürzesten und bleibend kennzeichnet aber die Inschrift unter der Büste im Stephansdom sein Wesen, die einfach sagt:...principi humillimo benignissimo. Freilich, besser noch als schöne und ehrenvolle Nachrufe bezeugen zahlreiche Episoden, ja die ganze Lebensweise die Grundeinstellung Gangibauers, und vor allem wie er sich stets treu geblieben ist als auf rechter, echter und schlichter oberösterreichischer Bauernsohn und regeltreuer Ordensmann: so wenn er 42
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