Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WI ENER DIÖZESANBLATTES Nr. 11 (November 1964) 102. Jahrgang Nr. 6 Wien,am 1.November 1964 5.Jahrgang Inhalt: 21. Kardinal Cölestin Joseph Ganglbaußr, Fürsterzbischof von Wien. IV. Tod und Beurteilung. — 22. Mitarbeiter am Kopallik'schen Regestenwerk: Pfarrer Josef Pürrer. — 23. Mitarbeiter am Kopallik'schen Regestenwerk: P. Petrus Regalatus Joannes Rysanek O. S. Fr. — 24. Regesten der Pfarre Seibersdorf. 21. Kardinal Cölestin Joseph Gangibauer,Fürsterzbischof von Wien IV.Tod und Beurteilung Dr. Franz Loidl Nur etwas über acht Jahre Bischofswirksamkeit sollten Gangibauer zugeteilt sein. Schon mitten im siebenten Jahr seines Episkopates^), am 23. Mai 1888, wurde der erst Einundsiebzigjährige während der Fir mung im Stephansdom von einem leichten Schlag anfall gerührt, von dem er sich nach kurzer ärztlicher Behandlung und einem Kuraufenthalt in Bad Gastein wieder erholte. Im nächsten Frühjahr wiederum leise daran gemahnt, erholte er sich noch einmal so, daß er die Visitationen planen konnte. Dem folgte jedoch am 5. Juni 1889 ein jäher Abbruch. Vom f. e. Sommerschloß in Ober St. Veit (Wien XIII.) ins Palais hereingekommen, präsidierte der Kardinal bei einer Konsistorialsitzung und empfing noch eine Anzahl von Besuchen. „Da verwirrte sich plötzlich während der Konversation seine Sprache, er begann matter und abgebrochen und schließlich unzusammenhängend zu reden." Die ihm stets Assistierenden, Kanonikus Seidl und der seit 5. November ernannte und aus Ober österreich stammende Zeremoniär Dr. Joseph Pfluger^), ließen den Patienten zu Bett bringen. Der nebenan im Zwettlhof wohnende Leibarzt Dr. Caspar Schwarz®) und Professor Hermann NothnageP) wurden gerufen, die eine Gehirncongestion feststellten. Prälat Koller spendete das Viaticura. Da man nach drei Wochen den Kranken über dem Berg wähnte, wurde er in einer vom kaiserlichen Hof bereitgestellten sanitätswagen artigen Equipage nach Ober St. Veit gebracht. Die eingetretene Besserung war aber nur ein Schein, wie sich nach der Rückkunft in die Rotenturmstraße zeigte. Ab 25. November verschlimmerte sich der Zustand täglich so, daß am 11. Dezember zu Betstunden auf gerufen werden mußte. Am täglich ausgegebenen Bulletin verfolgten hoch und nieder den Verlauf der Krankheit. Nachdem der Sterbende noch am Morgen die hl. Messe seines Zeremoniärs mitgefeiert und dabei kommuniziert hatte, entschlief er am 14. Dezember nach ein Uhr Mittag. Die Leiche wurde im Sterbe zimmer, d. i. im Arbeits- und Bibliothekszimmer des Verstorbenen, aufgebahrt"^). Sogleich begab sich, wie vorgeschrieben, General vikar Weihbischof Angerer in die Hofburg, um dem Kaiser die Todesmeldung zu erstatten, desgleichen auch zum Apostolischen Nuntius, der die Nachricht nach Rom telegraphierte. Nachdem Dr. Angerer nachmittags per acclamationem zum Kapitelvikar ge wählt worden war, oblag ihm, wie üblich, die Pflicht, wegen Beisetzung der Leiche in der Gruft der Metropolitankirche beim Kaiser anzusuchen, die Ein balsamierung zu veranlassen und die Begräbnisfeier lichkeiten vorzubereiten. Als interessant wurde ver merkt,-daß der erste Kranz vom Kirchenbau-Komitee der kleinen Ortschaft Gablitz bei Purkersdorf gespen det wurde, daß der emeritierte Direktor des Schotten gymnasiums, P. Bernhard Frieb OSB., am selben Tag starb®), damals wie zum Abklingen des vorher über mächtigen Liberalismus der freisinnige Dramatiker und Erzähler Ludwig Anzengruber auf dem Zentral friedhof beigesetzt wurde, worauf wegen antichrist licher und antikirchlicher Grabreden protestiert wer den mußte'), und der Jahrestag des Todes (17. Dezem ber 1888) des großen Vorkämpfers der nach ihm be nannten Studienreform Leo Leopold Grafen ThunHohenstein®) begangen wurde. Nicht nur die einzigartige hohe Rangstellung in der Kirche®) — er war seit 10. November 1884 auch Kardinal, und zwar mit der Titelkirche S. Eusebio — und im Staat^°), sondern auch die persönliche Wert schätzung waren es, die eine große und allgemeine Teilnahme erweckten und das Leichenbegängnis am 18. Dezember zu einer „imposanten Kundgebung der Liebe und Verehrung der Diözesanen" und darüber hinaus derer führten, die ihm begegnet waren, wie in den verschiedenen Presseberichten noch nachzulesen ist^^). In Anwesenheit des Kaisers und vieler Hofmit glieder, des höchsten und hohen Klerus^^), zahlreicher Säkular- und Regularkleriker und einer dichten Volks menge nahm der Nuntius, Erzbischof Galimberti(1887— 1893) unter der Assistenz der beiden Benediktiner äbte, Prälat Dr. Hauswirth von den Schotten und Prä lat Achleithner von Kremsmünster, die Einsegnung vor, worauf der Sarg vor dem unter Gangibauer ge schaffenen Herz Jesu-Altar im Frauenchor in die Gruft daselbst^®) gebettet wurde. Es heißt, daß 700 Sicherheitswachleute zur Aufrechterhaltung der Ord nung aufgeboten waren, im Dom aber ein solches Gedränge herrschte, daß einige Bänke in Trümmer gingen und sogar einige schwarze Tücher dabei abhan den kamen. Fast alle über die stereotypen Beileidsfioskeln 41

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