Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

im Prigglitzer Grundbuch sei ein „bloßer Irrtum"; das Neustädter Grundbuch sei ältert®). Diese bittere Pille wird durch die Erstattung von 30 fl 22 kr widerrecht lich erhobener Kontribution überzuckert. 1800^^) geht ein ähnlicher Streit mit der Gemeinde Peisching verloren. Die Pfarre muß restituieren. Bei der Grundbucheintragung der „Wiese am Thum zu Peisching", um die der Streit u. a. auch ging, dürfte es sich tatsächlich um eine primitive Fälschung Pfar rer Hausers handeln. Der endgültige Entscheid dürfte erst 1803 gefallen sein, da bis zu diesem Jahr die Ab gaben eingetragen sind. Auch mit der Herrschaft Frohsdorf schwelt ein Streit. Der Grund dieses Streites lag in der eigentüm lichen — aber durchaus nicht seltenen Stellung der beiden Herrschaften®^): Prigglitz hatte nur die Grund gerechtsame, während Frohsdorf die Personalobrigkeit innehatte. In einer Nota®^) wird festgestellt, daß die Holden zu „Grottendorf, Haderwörth, Schnozenhof und Prigglitz", ja selbst das herrschaftliche Schloß zu Frohsdorf der kaiserlichen Pfarre unteren seien. Im Dezember 1796 kommt es zu einem regelrechten Skan dal. Die Protokolle berichten: „Diese geben an, es sey gestern früh Herr Pfarrer von Prigglitz mit seinem Verwalter in des Oberauers Haus zu Frohsdorf ge kommen und habe ihnen... gleich im Anfange vor getragen, daß sie vermög einer Regierungs-Verordnung von nun an seine Unterthanen seyen, daß sie in Hin kunft die Gaben, Robathgeld und Pfundgelder an die Pfarre Prigglitz abzuführen, und an die Herrschaft Frohstorf nichts mehr bezahlen sollen... Weil er uns eine Schrift vorgewiesen hat, die er für eine Regie rungs-Verordnung ausgab, die wir nicht kannten, und weil er uns... drohte, daß wir würden vor die Regie rung citiert, und gestraft werden, so haben wir die geforderten Gewährtaxen bezahlt, und das Gewähr protokoll unterschrieben... Wir... Hessen uns durch das kayserl. Insigl, welches aussen aufgedruckt war, und auf welches er sich bezog, dahin verleiten, zu glauben, daß doch etwas an der Sache wahr sein möge... Diesem zufolge haben wir ihm unsere Gaben büchel eingehändiget, und einige alte Inventum; Ge währbriefe von Häusern konnten wir ihm keine geben, weil wir nie einige empfangen..."®®). Am folgenden Tage zahlte der Pfarrer dem Arzt von Frohsdorf 2 fl. Gewährtaxe zurück, was die anderen Untertanen als Beweis ansahen, „daß Herr Pfarrer das Recht nicht gehabt habe, die Hausgewährtaxen zu fordern"®^). Sie erklären ihre Unterschriften als Übereilung, „zu der wir von Herrn Pfarrer theils durch Schmeicheleyen, theils durch Drohungen verleitet worden sind". Ähn liches geben die Schwarzauer Bauern zu Protokoll,nur hätten sie sich nicht täuschen lassen und als der Pfar rer mit Zwangsrekrutierungen drohte, hätten sie ge meint, sie wollten es darauf ankommen lassen®®). Der Streit wurde durch alle Instanzen durch gefochten, wobei eine Reihe wichtiger Dokumente ver loren ging®®). Endlich, im Jahre 1818®') kommt zwi schen Pfarrer Augustin Werner (1806—1824) und der Herrschaft Frohsdorf ein Vertragsentwurf zustande. Damit tritt die Pfarre Prigglitz sämtliche Grundholden und Grundstücke im Amte Frohsdorf, Schwarzau und Breitenau ab. Nur der Schnozenhof und die Mühle zu Breitenau sind ausgenommen. Bei einer jährlichen Rendite von 50 fl wird das Kapital mit 1000 fl ange nommen, um welchen Betrag Frohsdorf die Giebigkeiten ablöst. Es müssen aber noch zwölf Jahre vergehen, ehe der Grundbuchverkauf endgültig abgeschlossen ist. Der Nachfolger Werners, Lorenz Schneider (1824— 1851), gibt sich nicht so leicht geschlagen. Auf ein An suchen des.Pfarrers um Fristverlängerung antwortet das Kreisamt, daß es sich „durch keine wie immer ge arteten Einstreuungen — welche das Kreisamt von Ihnen herbeigeführt umso mehr befremden muß, als die Beendigung dieser Angelegenheit von Ihnen selbst früher so lebhaft betrieben wurde — abhalten lassen wird, die von höchster Hofkanzlei angeordnete Reali sierung des fraglichen Grundverkaufs an dem besagten Tage zu bewerkstelligen"®®). So wird diese leidige An gelegenheit am 12. August 1830 endlich erledigt. Mit der Aufhebung der Grundherrschaft und der Grundentlastung erlöschen die letzten Giebigkeiten der Helberterschen Stiftung. Die Initiative Hans Kudlichs hatte nicht nur die Bauern aus der Abhängigkeit gelöst, sondern auch — so kann man heute wohl sagen — die Pfarre von einer Last befreit, die sich mehr und mehr zum Nachteil der Seelsorge ausgewirkt hatte. ®0) 1565, VII 21. tom. 100, n. 6.— ®') 1689, VII 17. Prigglitz. tom. 100, n. 12. — 1689, VIII 5. Stixenstein. tom. 100, n. 13. — ®®) 1703. Pfarrarchiv tom. 100, n. 17 — Es ist allerdings nicht sicher, ob diese Wiese Kirchen- oder Pfründengut war. Nach einer Notiz im Kirchenrechnungsbuch hat Pfarrer Laurentius Schott (1620—1630) am 27. 6 1627 diese Wiese zur Kirche übernommen. — ®®) tom. 101, rm. 9—17(1701 bis 1759). _ 40) 1735^ XII 16. Wien. tom. 100, n. 32. — ^') 1759, V 16. Prigglitz. tom. 101, nn. 18, 18 a, 19, 1759, VI 22. Wien. tom. 101, n. 20, 1759, VII 28. Prigglitz. tom. 101, n. 21. — ^2) 1760, X 14. Wien. tom. 101, n. 30. — ^®) 1790, IX 1. Traiskirchen, tom. 102, n. 5. — ^^) 1789, Prigglitz. tom. 101, n. 119. — ^®) 1789, XI 28. Prigglitz. tom. 101, n. 120. — '^®) Pfarrarchiv tom. 102, nn. 52, 53, 54, passim — Vgl. Mayer, a. a. O., IV. Bd, S. 237. — ^') 1795, VII 6. Wiener Neustadt, tom. 102, n. 58. — ^®) Lt. Kreisamtsschreiben, 1796, VIII 14. tom. 102, n. 96. — 49) 1796, XI 24. Wien. tom. 102, n. 97. — ®®) 1800, VIII. Peisching. Klage der Gemeinde, tom. 103, n. 4, 1800, IX 12. Prigglitz. Bericht des Pfarrers, tom. 103, n. 5, 1800, X. 21. Gerasdorf. Untersuchungsprotokoll der Herrschaft Gerasdorf. — tom. 103, n. 6, 1800, X 27. Gerasdorf. Bericht der Herrschaft, tom. 103, n. 7. — ®') Vgl. den Urbarauszug von Pitten! — ®2) um 1790. tom. 10B, n. 83. — ®®) 1796, XII 14. Frohsdorf. tom. 102, n. 102. — ®^) 1796, XII 17. Frohsdorf. tom. 102, n. 103. — ®®) 1796, XII 14. Frohsdorf. tom. 102, n. 101. — ®®) 1824, IV 12. Prigglitz. Unter anderem fehlt ein Urbarium aus dem 14. Jahrhundert. — tom. 104, n. 98. — ®') 1818, VII 29. Frohsdorf. tom. 104, n. 51, 52. Es sind noch weitere Originale erhalten. — ®®) 1830, VIII 5. Wien. tom. 105, n. 9. Herausgeber Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlicher Schriftwalter: Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitaristen-Buchdruckerel. Wien VII, Mechitaristengaaae 4. 40

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