unserer heiligen Kirche gesund und wohl erhalten bleibe; den Bedrängten als Trost, den Verirrten als Licht, den Versuchten und Verlassenen als Helfer, den Gläubigen als Vater und mittelst der Gnade Got tes als unfehlbarer Lehrer und Führer auf die Reise zum Himmel, der katholischen Kirche als unerschüt terlicher Fels. Und, um dieser Verehrung, Anhäng lichkeit und Treue Ausdruck zu geben, wollen wir alle einmüthig unsere Stimmen erheben und rufen: Unser heiligster Vater Papst Pius IX., der glorreiche und unüberwindliche Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, lebe hoch!"®®). Auch darauf antwortete die illustre Tafelgesellschaft mit dröhnendem Beifall, und zwar zum Unter schied vom äbtlichen Redner, mit einem dreifachen Vivat!"®^). Dazu passend und ergänzend sei nun noch ver merkt, daß Abt Gangibauer dem schon als unterrichtet bezeichneten Biographen P. Mayer beteuerte, er habe seine Zustimmung zur Erwählung gegeben, nicht weil er sich eine so hohe Würde erträumt, nicht geblendet • durch den Glanz, der den ersten Kirchenfürsten des großmächtigen Kaiserstaates umgibt, sondern einzig und allein, weil er es für seine patriotische Pflicht (I) erachtete, dem Rufe seines Kaisers zu folgen®®). Hat nun gewiß der Ministerbesuch anläßlich der großartigen Jubiläumsfeier dazu beigetragen, daß man im Ministerium für Kultus und Unterricht auf Abt Gangibauer aufmerksam geworden war und ihn als möglichen Bischofskandidaten im Auge behielt oder gar in Evidenz führte; die Vermutung, ja Annahme, daß aber Carl Werner als treibender und letztlich entscheidender Faktor hinter der Ernennung stand, hat nicht weniger Wahrscheinlichkeit für sich, worauf der Wernerforscher Professor Josef Pritz den Ver fasser hinwies. Carl Werner und Gangibauer waren nämlich nicht bloß Studienkollegen am Stiftsgymnasium zu Krems münster, sondern standen sich auch durch ihre aus gezeichneten Studienerfolge nahe und blieben fürs Leben in echter Freundschaft verbunden. Werner war nach seiner Priesterweihe 1845 Professor der Moral theologie und dann des Neuen Testaments an der theologischen Lehranstalt zu St. Pölten, von 1870/80 o. ö. Professor des neutestamenüichen Bibelstudiums an der theologischen Fakultät in Wien und ausgerech net im Emennungsjahr Gangibauers 1881 k. u. k. Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht, was er bis 1882 blieb, um jedoch auch noch im Ruhe stand daselbst in außerordentlicher Verwendung zu stehen®®). Nun ist es durchaus möglich, daß Werner, der selbst zu den Kandidaten gezählt haben soll, lieber seinen Büchern und Forschungen treubleiben wollte, auf seinen Studienfreund hingewiesen habe, der ihm ob seiner Anlagen für die heikle Zeit des Liberalismus als geeignet erscheinen mochte. Dann wäre auch der noch in letzter Stunde von seinem Diözesanbischof Binder eingesandte Ergänzungsbericht über Gangi bauer erklärt®'). Merkwürdigerweise schob ein Unfall Gangibauers Bisehofsweihe und Inthronisation noch um Monate hinaus. Als er nämlich nach Abschluß der Unter handlungen am 23. März d. J. noch einmal beim Mini ster für Kultus und Unterricht Audienz nahm, um seine wiederholten Bedenken gegen seine Ernennung vorzutragen, tat er auf der Stiege einen so unglück lichen Sturz, daß die Strecksehne seines linken Beines oberhalb der Kniescheibe entzweiriß. Betreut von zwei ehemaligen Schülern des Stiftsgymnasiums®®), mußte er hierauf im Kremsmünster'schen Stiftshof in der Inneren Stadt einen Monat lang das Bett hüten. Sich der großen Schwierigkeiten und der ungeheuren Ver antwortung seines zukünftigen Kirchenamtes voll be wußt, sprach er auf dem Krankenlager begreiflicher weise mehrmals den Gedanken aus, der Unfall sei vielleicht eine Fügung der göttlichen Vorsehung, ihn seines Amtes zu entheben®"). Als er dann am 25. April als der erste Passagier der wohl vollendeten, jedoch noch nicht dem allgemeinen Verkehr übergebenen Kremstalbahn"") ins Stift heimkehren konnte, verbat er sich einen feierlichen Empfang. Die völlige Wieder herstellung seines schwerverletzten Beines brachte ihm erst der Gebrauch der Mineral-Schlammbäder in Pistyan (Slowakei) vom 13. Juni bis 15. Juli"^). Währenddessen waren die Unterhandlungen mit der römischen Kurie zu Ende geführt worden. Am 25. Juli teilte das Außenministerium mit, daß zufolge einer Eröffnung des h. o. Apostolischen Nuntius seitens des Hl. Stuhles gegen die Ernennung,nichts bemerkt wurde"®). Am 1. August legte der ernannte Erzbischof in Gegenwart des Ministers von Eybesfeld in die Hand Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät den Eid ab""). Mit 4. d. M. erfolgte die Präkonisierung durch Rom. Und nun -wurde für den 28. August, dem Fest des Kirchenlehrers St. Augustin von Hippo, die feier liche Bischofskonsekration festgesetzt. Sie geschah in der Stifts- und Abteikirche zu Kremsmünster und wurde vom päpstlichen Nuntius Erzbischof Vanutelli unter der Assistenz der Suffragane des neuen Metro politen, der Bischöfe Rudigier und Binder, und im Bei sein der Stiftsäbte von Admont, St. Florian, Hohenfurt (heute CSSR), Lambach, Melk, Michelbeuem, St. Peter (Salzburg), Schotten (Wien), Seitenstetten, Wilhering und der Abgesandten des Wiener Dom kapitels, d. i. der Kanoniker Stöger, Sochor und Grafen Ciurletti, dann des Sekretärs Msgr. Kaindl, des Zeremoniärs Seidl, des Oberhofkaplans Dr. Haubner, sowie anderer Kleriker und vor allem der Stiftskapitularen, die Gangibauer als seine nächsten Mitbrüder mit Schreiben vom 19. August besonders herzlich hiezu eingeladen hatte"'), vollzogen. Schließlich nahmen auch Vertreter der Staats-, Landes- imd Bezirks behörden teil mit dem Kultusminister Baron Eybes feld, dem o. ö. Statthalter Lothar v. Metternich und dem Landeshauptmann von Oberösterreich Dr. Eigner an der Spitze"®). Berichte"") und Bilder vermitteln heute noch eine Vorstellung vom Ablauf dieser in der Stiftsgeschichte zweiten Bischofsweihe"'). Der Markt war, da es an diesem Tag stark regnete und stürmte, am nächsten Abend bis aufs letzte Häuschen illumi niert. Am 1. September versammelte Erzbischof Gangi bauer,zum letztenmal das Stiftskapitel, um über seine Verwaltung einen kurzen Rechenschaftsbericht vor zulegen und die Abtwürde zurückzulegen. Erneut kam bei dieser „Entsagung der Abtei" seine Anhänglichkeit und Treue zum Stift zum Ausdruck: „Hochwürdiger Herr Prior, Hochwürdige Herrn Kapitularen! Nach Gottes gnädigem Rathschluß durch a. E. Sr. k. u. k. 20
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