flatterte. Da er seine Schwester schon als Fünfzehn jährige verlor, die er zur Erlernung des Haushaltes in einem Wiener Kloster untergebracht hatte — sie sollte ihm wahrscheinlich später den Haushalt führen — und seine Eltern in Untermiete verstarben, waren die eigentlichen Bande zu seiner Heimat wohl abgerissen, dennoch kam Haider gern und sogar aus dem Orient nach Marbach, wie der gegenwärtige Pfarrer mittei len konnte. Zum Glück nahm sich der damalige Pfarrer des talentierten und fleißigen Knaben an und brachte ihn 1898 ans Gymnasium in Waidhofen a. d. Th."*). Einige Jahre darauf fand der Student Aufnahme im f. e. Kna benseminar zu Hollabrunn, dem er dann zeitlebens ein dankbarer Zögling blieb und wo er 1906 erfolgreich maturierte®). Die Vorbereitung auf das in geradliniger Berufung erstrebte Priestertum im alten Wiener Alumnat auf dem Stephansplatz und an der kath.- theol. Fakultät an der Wiener Universität beschloß die Priesterweihe am 24. Juli 1910 im Stephansdom®). Der Primiz im Heimatdorf, bei der ihm der bekannte n. ö. ßauernbund-Seelsorger und Landwirtschaftsfachmann Landeskammerrat P. Werner Deibl SOCist. aus dem Stift Zwettl') die Festpredigt hielt, die erste Anstel lung als Kooperator in Pernitz. Hier war es auch, wo ihn eines Tages, wie der bekannte und verdiente Chef redakteur der „Reichspost" und später der „Furche", Dr. Friedrich Funder, ohne Namensnennung berichtet, ein „alter Radetzkyveteran" um Rat fragte, wem er von seinem Vermögen Staatspapiere im Barwert von etwa 40.000 Kronen testamentarisch vermachen solle, und der befragte Kooperator vorschlug, diese Summe eben Funder zukommen zu lassen, der sie dringendst „zu Zwecken der Reichspost und zum Bau des HeroldHauses" in der Strozzigasse 41, Wien VIII, benötigte^). Weitere Kaplansposten waren für Haider Brunn am Gebirge, Gersthof (Wien XVIII.) und Neu-Ottakring (Wien XVI.). Längere Zeit schon kränkelnd mußte Haider um 1925 in Defizienz gehen. Er fand Aufnahme bei den Barmherzigen Schwestern in der Pouthongasse (Wien XV.). Nach einem Erholungsurlaub m Mattsee halbwegs wieder genesen, übernahm er 1927 die Lokalprovisur Regelsbrunn (Dekanat Hain burg), kehrte aber 1931 wieder nach Wien zurück und wurde mit 1. September Kaplan in St. Josef ob der . Laimgrube (Wien VI.). Hatte sich Haider schon immer nur wenigen ange schlossen oder gar eröffnet — und so blieb es immer —, so widmete er sich seit jeher mit Vorliebe und Aus dauer eingehenden Studien In Orientalistik und da vornehmlich der arabischen Sprache, die er 1926 auf Grund der Dissertation „Die drei direkten Quellen von 'Abdalqädir's Hizänat al-adab wa lübb lubäb lisän al- 'arab (I. Bd.)" (95 Seiten) mit dem Doktor der Phi losophie bekrönte, aber nicht beschloß, sondern sich immer mehr darin vertiefte. Ein halbes Jahr für eine längere Orientreise beurlaubt, nützte er die Gelegen heit gründlich aus, um zumeist zu Fuß die biblischen Landschaften abzuwandern und dadurch die mannig fachen Völker und deren Leben, Bräuche und Spra chen genau kennenzulernen, wie einer seiner engsten Freunde un^ Eingeweihten bezeugt. Mit 1. Dezember 1935 ernannte Kardinal Erzbischof Innitzer Haider zum Rektor des Pilgerhauses „Zur Hl. Familie" in Jerusalem"), da der bisherige Rektor und seit 1928 Weihbischof des Patriarchen Dr. Franz Fellinger schwer erkrankt war. Viele Heiligland-Pilger werden sich von da an des freundlichen Führers und der österreichischen Gastfreundschaft erinnern. Leider wurde diese Tätigkeit schon nach kaum vier Jahren jählings und gewaltsam unterbrochen. Denn Haider wurde noch am Tage des Kriegsaus bruches zwischen England und dem ns. Deutschland, d. i. am 3. September 1939, von der englischen Polizei abgeholt und später nach Acco ins Gefangenlager gebracht. Durch die ausgesprochen „miserable" Inter nierung schwer erkrankt, wurde Haider dann in die deutsche Kolonie Betlahem bei Haifa als InterniertenSeelsorger überstellt. Am 31. Juli 1941 wurde er schließlich gar von den Engländern mit deutschen Familien'®) per Schiff nach dem fernen Australien transportiert, wo er bis 1946 in einem Camp zubringen mußte. Wider Erwarten sollten aber für Dr. Haider gerade diese Jahre in angenehmster Erinnerung blei ben, wie er öfter erzählte. Er konnte während dieses Zwangsaufenthaltes mit anderen Herren die deutsche Jugend in den Gymnasialfächern, besonders in Deutsch und Latein unterrichten und sie so auf die Matura vorbereiten und überhaupt sein allseitiges Wissen und nicht zuletzt seine Heiligland-Kenntnisse angenehmst und fruchtbarst verwerten. Eine seiner Schülerinnen, die später Lehrerin wurde, gestand: „Ich wäre glück lich, wenn ich den Kindern so viel für's Leben mit geben könnte, wie Dr. Haider uns gab". Weil Weltpriester, erst 1946 aus dem Lager ent lassen und frei geworden"), wurde Haider vom Erz bischof von Melbourne (Hauptstadt des australischen Staates Viktoria), Mennings, auf mehreren Seelsorgsposten (Corowa, Camberwell, Melbourne) verwendet und so hoch eingeschätzt, daß er ihn seiner Erzdiözese dauernd erhalten wollte. Da bekam Haider endlich am 27. September 1950 durch die jordanische Regierung die Einreisebewilligung nach Jerusalem. Er begab sich sofort dahin und erlebte nun u. a. den grausamen Krieg zwischen Israel und Jordanien vor allem in sei nen fürchterlichen Folgen mit der Aussiedlung von etwa einer Million Arabern'^), die Ermordung des Königs Abdullah von Jordanien (1951) vor dem Hospiz und dessen Verscheiden darinnen und schließlich noch die Beschlagnahme des schönen Hauses durch die jor danische Regierung, die es gegen eine zu geringe Jah resmiete als Spital einrichtete und bis heute nicht ge räumt hat. Dadurch „überflüssig" geworden, wie Haider meinte, und weil ihn Kardinal Innitzer für die Stadt pfarre St. Peter in Aussicht nahm, begab er sich nach Österreich und Wien zurück, um Kardinal Innitzer und andere Stellen genauer zu informieren und mit ihnen seine Bemühungen um die Rückgabe des Pilger hospizes zu betreiben. Um noch allerlei wegen des Hospizes — es lag ihm dabei besonders der Pachtver trag am Herzen — zu ordnen, reiste Haider noch ein mal, im November, nach Jerusalem zurück'®). Er wählte diesmal den Landweg (6. bis 15. November), wobei er sich vor allem, wie er dem Schreiber dieses Aufsatzes anläßlich seines dreimonatigen Aufenthaltes bei den Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf (Wien VI.) mehrmals gestand, auf die ei-regende Fahrt über den Taurus und noch andere besondere Eindrücke freute. Nachdem er doch noch eine kleine Miete-Er13
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