einige andere Priester. Die Beschlüsse wurden in Rom von Papst Pius IX. bestä tigt und sodann in einem Hirtensclu-eiben dem Klerus mitgeteilt. Diese Synode wurde zum Vorbild ftlr die übrigen Me tropoliten der Monarchie. Die Provinzial synode wurde im Stephansdom abgehal ten. Kardinal Innitzer nalun die Vorberei tungsarbeiten seines Vorgängers Kardinal Piffl wieder aufund berieffür 16. und 17. März 1937 die Diözesansynode ein. Sie war entsprechend dem kirchlichen Ge setzbuch ausschließlich von Priestem beschickt. Die Diözesansynode wurde im Wiener Priesterseminar abgehalten. Das konziliare Dekret über „Die Hir tenaufgabe der Bischöfe in der Kirche" stellt fest: ,J!)iese heilige ökumenische Synode wünscht,daß die eluwürdigen Einrichtun gen der Synoden und Konzilien mit neuer Kraft aufblühen; dadurch soll besser und \virksamer für das Wachstum des Glau bens und die Erhaltung der Disziplin in den verschiedenen Kirchen entsprechend den Gegebenheiten gesorgt werden!" Kardinal König war entschlossen, dem Wmisch des Konzils nach Abhaltung einer Diözesansynode möglichst bald zu ent sprechen. Die Vorbereitungen begaimen schon 1966 durch die Einsetzung eines Präsidiums,dem ich angehörte, das in der Regel alle 14 Tage zusammengekoinmen war. Den Vorsitz führte Erzbischof Koadjutor Franz Jachym. Kardinal König war in unregelmäßigen Abständen anwe send. Es wurden 7 Kommissionen und 50 Arbeitskreise eingerichtet. In einem Schreiben an alle Katlioliken der Erzdiö zese rief der Kardinal alle zur Mitarbeit auf. Das Katholische Bildungswerk hatte sich ganz in den Dienst der Vorbereitung für die Synode gestellt. In Dekanatstreffen (meist mehrere zusammen) wurden tau sende Mitarbeiter informiert imd moti viert. Daneben veranstaltete das Bil dungswerk Vorträge mit bedeutenden Bischöfen, Theologen und Kennern des Konzils. Die Kardinäle Alfrink (Utrecht), König (Wien), Bengsch (Berlin). Die Theologen Hans Küng (Tübingen), Sem melroth (Frankfurt), Rahner (Innsbruck), Jedin (Bonn), Ratzinger (Tübingen), Kre mer (Aachen) tmd der unübertreffliche Priester-Journalist P. Mario von Galli (Zürich). Alle Vorträge fanden im überfüllten Auditorium Maximum der Wiener Universität statt. Bei den Einsät zen in den Dekanaten war der „Spitzenreiter" unser Geistlicher Assi stent, Monsignore Otto Mauer. Nach dem damals noch gülligen Codex waren bei Synoden nur Priester stimmbe rechtigt. (CIC, can 358). Kardinal König ersuchte in Rom um Dispens von dieser Vorschrift - mit Erfolg und folgender Auflage; Priester müssen zumindest die absolute Mehrheit haben, sowohl in den Kommissionen weim Plenum. ... daß die Laien von einwandfreiem Ruf seien und eine gute Erfahrung im pfarrlichen Leben wie auch in den katholischen Organisatio nen aufweisen..." ...„gewisse Fragen sollten dem Klerus vorbehalten sein". Am 15. November 1968 fand die Kon stituierende Sitzung in der Konzilsge dächtniskirche in Lainz statt. 160 Priester und 155 Laien waren gewählt oder ernaimt worden. Was für ein Wandel zu der Synode 1858 und 1937! Diese Synode war für mich ein überwältigendes Erlebnis, eine segensreiche ,JFrucht" des Konzils. Es war eine seltr intensiv arbeitende Ver sammlung, in der selir viel ,J!)enkarbeit" geleistet wurde. Kardinal König bestätigte umgehend die wichtigsten Beschlüsse: 1. Gliederung der Erzdiözese in 3 Vikariate 2. Der Pfarrgemeinderat. Eine wichtige Einrichtung für die Pfar ren, die entgegen negativen Prophezeiun gen sich weitgehend sogar selu" bewälirt hat. Das vorgesehene Schiedsgericht in schweren Konflikt zu schlichten war praktisch arbeitslos. Ich bin seit 1972 Stellvertretender Vorsitzender in meiner Heimatpfarre Floridsdorf. 3. Einlieitliches Firmalter mit 14 Jah ren. Darüber ist lange diskutiert worden. Manche wollten ein geringeres Alter, andere 17 oder 18 Jalu"e. Das Ergebnis - 14 Jahre - wurde aber mit großer Mehr heil angenonunen. Als die Debatte einmal sehr hitzig wurde und ein immer höheres Firmalter verlangt wurde, meldete ich mich zu Wort und sagte; ,Jch danke Gott, daß ich schon gefirmt bin". Die Synode war wirklich ein Aufbruch mit einem anderen Kirchenbild. In dieser Atmosphäre der Freiheit wurde viel wert volle Arbeit im Dienste der Seelsorge geleistet. Als Vorsitzender des Katholi schen Bildungswerkes bin ich Kardinal König zu Dank verpflichtet, daß wir in der katholischen Erwachsenenbildimg stets freie Hand hatten und uns nie bevormimdet fülilten. Auch wenn wir ange zeigt wurden, stand er immer auf unserer Seite. So wurde unser Geistlicher Assi stent Msgr. Otto Mauer wegen eines pro vokanten Vortragstitel angezeigt (,X'öst sich die Kirche selber auf?"). Ich ver sprach dem Herrn Kardinal, mir den Vor trag anzuhören und zu berichten. Ergebnis war, daß Mauer, so wie wir ihn kannten, in der ersten halben Stunde die Kirche auflöste und dann in eineinhalb Stunden ein so großartiges Kirchenbild entwickel te, daß ich heute noch auf der Suche nach einer solchen Kirche bin. Wenn man 50 Jahre zurückblickt, so hat die Kirche vieles bewegt; Einsatz in der Familien- und Sozialpolitik, Dritte Welt-Projekte finanziert durch die jähr liche Sammlimg der Jungschar zu Drei könig, durch die Frauenbewegung zum jälirlichen Familienfasttag, Bruder in Not durch die Männerbewegimg und viele, oft der Öffentlichkeit unbekannte Initiativen. Die vielenjungen Frauen und Männer,die als Entwicklungshelfer in fast allen Ent wicklungsländern arbeiten. Dazu immer wieder konkrete Hilfe in dringenden Fäl len: als Beispiel sei das ehemalige Jugo slawien erwähnt. Alle großen kirchlichen Initiativen werden durch Gliederungen der Kaütolischen Aküon organisiert und be wältigt. Dazu das breite Angebot, das auch inuner angenommen wird, in der religiös-theologischen Fortbildung; Tlieologische Kurse, Seminare für kirchliche Berufe, Religionspädagogische Akademie und schließlich die Katholisch-Theologi sche Fakultät Wien. Immer melu- Laien studieren Theologie. Das alles gibt Hoff nung für die Zukunft der Kirche in unse rer Erzdiözese. Hofrat Markus Bitt)ier, Vizepräsident d. Stadtschulrates fiir Wien i. R., war durch viele Jahre Vorsitzender des Bil dungswerkes der KA derEtzdiözese Wien. Ein Laie erinnertsich Von Kurt Adel „Aggiomamcnto" war ein weithin be kanntes und beliebtes Keimwort,das Johan nes XXin. und das Konzil in eins faßte. Für die Kirche begann eine neue Zeit,dcmi nicht nur Christen verfolgten mit Interes.se die Vorgänge im Vatikan. Keimzeichnend für die Erwartxmgen war das Erlebnis eines der Kapläne unserer Kirche; Er war ein kräftiger jimger Mann, wurde auf der Straße ange sprochen mit den Worten; „Göh, Schwoaza, jez g'freust di,jez kriagst a a Frau". Die innerkirchliche Bewegung verlief stürmisch tmd überflutete die gewohnte Ordnung. Das Ausmaß der deutsch gespro chenen Gebete wuchs über den erlaubten Bereich hinaus, die ,holländischen" Meß texte wurden in manchen Pfarren statt der vorgesehenen Meßtexte verwendet. In ilmen wurde der Glaube an die Gottheit Cluisti und an die Auferstehung unterwandert. Bei melireren Priestem fülulen meine Proteste zur Aufgabe des Abonnements dieser Texte. Bibelkritik ohne Vorbehalte, VemacWässigung des Lehrstoffs im Religionsunterricht, Jugendehe, freizügiges Benehmen wurden im Verein mit der 1968er Bewegung ein vielteiliger Strom, der nicht auf einz.elne Altersgnippen und soziale Gruppen begrenzt blieb. Dagegen eriioben sich kleinere und größere Bewegungen um einzelne Priester, um neu gegründete Zeitschriften, als imierkircliliche Spaltgnippe. Christen bekamen Angst um die Einlreit wenn nicht um den Fortbestand der Kirche. Die Inlialte der Verirandlungen der einzelnen Konzils-Kommissionen erlangten trotz der raschen Veröftentlichiu^ nicht allgemeine Bekarmtheit. Große Bedeutung hatte die Bitte um Vergebung, an die Juden gerichtet, die /Vierkeimung des Airteils an der Walirheit auch in den nicht christlichen, den nicht an einen Gott glaubenden 13
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