Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Sturm durch die aktive Teilnahme katho lischer Bischöfe zeigte. OStR P. Friedrich Debray SDB, 1949 zum Priester geweiht, war Ministrauten seelsorger, Geistlicher Assistent der Landjugend und Mitglied der Diözesankommission ßir Liturgie der Erzdiözese Wien. Die Theologie des Konzils-eine gute Basis Von Heribert Lehenhofer 1961 legte ich nebenberuflich an der Bundesstaatlichen Arbeitermittelschule in Wien 15 die Reifeprüfung - mit dem Ziel Priester zu werden- ab. Im Winterseme ster 1961/62 erfolgte dann mein Eintritt ins Wiener Priesterseminar. Bereits zu Weihnachten 1959 hatte Jo hannes XXin.das Konzil angekündigt und zwei Jahre danach mit der Apostolischen Konstitution ,Jfumanae salutis" für 1962 einberufen. Kurz vor Konzilsbeginn bin ich für ein Studienjahr nach Innsbruck ins internatio nale Theologenkonvikt „Canisianum" gegangen. Ich widmete mich hauptsäch lich dem Studium der christlichen Philo sophie, hatte aber auch die Gelegeiüieit genützt, bei Karl Rahner und Hugo Rah ner theologische Fächer zu belegen. Von Kardinal König war Karl Rahner zum Konzilstheologen berufen worden. Seine Seminarvorlesung; „Fragen zum Konzil" war für uns Theologiestudenlen faszinie rend. Ebenso beeindruckend war ein wei terer Konzilslheologe - der Liturgiker Joseph Andreas Jungmarm. Nach diesem Studienjahr - das für meinen weiteren Lebensweg sehr prägend war-setzte ich mein Theologiestudium in Wien weiter fort. Von Karl Hörmarm wurde ich als Studienassistent in sein Institut geholt, wo ich mich u.a. mit der Konzilsdiskussion über die Religionsfrei heit zu beschäftigen hatte. Da während meiner Seminarzeil meine Eltern in der Pfarre Hetzendorf, Wien 12, wohnten, hatte ich das Glück, in Pfarrer Joseph Emst Mayer einem Vertreter der liturgi schen Bewegung zu begegnen und konnte zu den Hochfesten bei ihm eine lebendige und schöne Liturgie mitfeiern. Rück blickend kann ich sagen, daß mein Theo logiestudium von den Vorgängen des II. Vaticanums begleitet und geprägt war, was ich nach meiner Priesterweihe 1966 in Verkündigung, Liturgie und Pasloral einbringen konnte. Noch während meiner Kaplanszeit in Döbling-St. Paul in Wien 19 wurde ich neben meiner Tätigkeit als Religionsleh rer Assistent am neu eingerichteten Insti tut für Liturgicwissenschafl - nach der Aufwertung zum Hauptfach durch das Konzil - bei Johannes H. Emminghaus, dem ersten Ordinarius dieses Faches in Wien. Die Worte Jesu Mt23-Programm für die Kirche Erfahrungsbericht zum Zweiten Vati kanischen Konzil Von Ernst Leber Neunzelm Jahre alt, Anfänger im Stu dium präkonziliarer Theologie, einge zwängt in meinen ersten, oben herum sehr engen Talar,sehe ich mit Entsetzen in der Zeitung das Bild des neuen Papstes Jo hannes. Ein Papst hatte Pius zu heißen und pius zu sein, ein über ims schweben der Asket, ernst und würdevoll. Und was hatte man uns beschert? Einen erden schweren Greis mit listigen Augen,seinen Mangel an würdevoller Schönheit mit einem lächerlichen Camauro häuptens unterstreichend. Einziger Trost: Er wird es nicht lang machen. Eine Kompromiß lösung, ein Übergangspapst. Ein Über gangspapst war er ja wirklich, wenn auch ganz anderer Art, aber das ging mir erst .später auf: Er schlug als Pontifex die Brücke, die den Übergang von der (meiner) Piuskirchenära zur (meiner) Johannesära möglich machte. Das Bild vom Frühling, der diuch Johannes in die Kirche kam, ist treffend. Seine erstaun liche Menschliclikeit wirkte befreiend, ließ das winterlich erstarrte Leben wieder wachsen und blühen: Denk- und Redeta bus wurden aufgebrochen. Ich kann mich nicht erinnern, daß mich seine Konzilsankündigung sehr aufgeregt hätte. Unionskonzil, bitte, .soll sein - aber warum sollte mich das berühren, aufgeho ben in der alleinseligmachenden Kirche, die im Glanz der Wahrheit lebte, und von der ein Abglanz auf die „getrennten Brü der" fiel. Meine Mutler Kirche hatte zwar einige Unvollkommenheiten, sie saß mir (nicht nur oben herum)eher eng wie mein Talar, aber das war eben der Preis filr Sicherheit, Heil und Geborgenheit,die sie mir bot. FünfJahre Theologie hatten mich in dieser Überzeugung bestärkt. Im zweiten Monat meiner Kaplansar beit begann dann das Konzil. Es war nicht weiter beunrulügend: Tausende alte Män ner, bis auf wenige Exoten in vertrauter weißer Tracht, schritten, saßen und berie ten würdevoll im römisch-katholischen Zentrum, weit weg von mir. Ich war in einer Wiener Vorstadlpfarre mit Freude und Eifer bemüht, meine geliebte Mutter Kirche jungen Menschen als unsere ge meinsame Heimat näherzubringen. Nicht niu"(aber vor allem) beim Got tesdienst spürte ich, wie weit weg ich von iluien war. Mit dem Rücken zu den Men schen flüsterte ich rubrikentreu in fremder Sprache fremdheilige Worte; das Kommuniongitter stand als verbindungstrennendes eisernes Symbol zwischen ihnen und mir. Experimente, den Schranken zu überwinden, folgten, freilich im Rahmen des Erlaubten; ,/hythmische Messen" waren der große Hit. Wie gerufen kam die Konzilskonstitution „De sacra liturgia". Die heilige MutNach meiner Promotion 1972 wurde ich von Kardinal König ztun Seelsorger der Laientheologen an der katholischtheologischen Fakultät in Wien ernannt. Dies war weiter eine Mögliclikeit, Im pulse des Konzils in Bezug auf kirchliche Dienste aufzugreifen und verwirklichen zu helfen. Bei Tagungen gab es zahlreiche Kontakte über Diözesangrenzen hinweg und auch eine Kontaktaufnahme zu den Laientheologen in der BRD mit intensi vem Erfahnmgsaustausch. Schon während dieser Tätigkeit erging an mich der Rufzu einer Lelulatigkeit In Liturgik an der Religionspädagogischen Akademie der Erzdiözese Wien, an der ich jetzt mitverantwortlich in der Leitung tätig bin. Nebenberuflich übe ich ver schiedene kirchliche und pastorale Funk tionen aus. In all diesen Diensten habe ich eine gute Basis in einer vom Zweiten Vatika nischen Konzil geprägten Theologie. GR Prof. Dr. Heribert Lehenhofer (Weihejahrgang 1966) ist Abteilungsvor stand an der Religionspädagogischen Akademie derErzdiözese Wien. ter Kirche hatte beschlossen, das clunstliche Volk, „das königliche Priestertum", zur „vollen, bewußten und tätigen Teil nahme" aufzurufen, ganz im Geist der späteren Konstitution ,üümen gentium": Kirche als pilgerndes Gottesvolk. ,üesimgen und einige Orationen" sollten nicht mehr nur in der Sprache der Mutter, sondern auch in der Muttersprache mög lich sein; eine starre Einheitlichkeit sollte nicht mehr Pflicht sein, ,michl eimnal im Gottesdienst". Müßten die liturgischen Bücher ab mm nicht anders gedruckt werden: Text rot und Rubriken schwarz? (Ich brauchte einen etwas weiter ge schnittenen Talar.) Eine heilige Erregung brach aus. De kanatskonferenzen waren plötzlich inter essant geworden. Begeisterte saßen Ängstlichen gegenüber, die eine Protestantisierung unserer Kirche fürchteten, „wo doch jetzt das Wort so betont wird". Für die meisten aber war klar: Jetzt geht die Kirche richtig los, das Wehen des Geistes ist spürbar. Meine liebe (damals noch nicht) Frau meldete sich später aus ihrem(zu meinem Schutz) freiwilligen Exil in Rom, man höre bislang Unerhörtes, Paul VI. wolle verheiratete Priester begnadigen. Zusätz lich zur großen Kirchenhoffnung noch bange menschliche Hoffnung filr zwei Einsame,die schon Trennung beschlossen und durchgefülut halten aus Treue zur Kirche.(Auch der erweiterte Talar wurde 10

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