Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nung der Wahrheiten innerhalb der ka tholischen Kirche (Ökumenismusdekret Art. 11); Gott, Christus, Kirche, die die zentralen Glaubensgeheimnisse sind. Kuiz möchte ich noch die ernste Sorge ansprechen, die ein Mitbnider bei einer Dekanatskonferenz so formulierte: werden wir mit den Schülern aus dem Religionsunterricht keine Gottesdienste mehr feiern können, da sie andere Lieder singen, andere Liturgie keimen und zu keinem Gemeindebe^ geführt wurden. Wozu brauchen wir diesen Religionsun terricht noch?'Als Leiter einer Gemeinde kann ich diese Sorge sehr wohl verstehen. Die Laienreligionslehrer gehen den Weg ihrer charismatischen Prägung, oft getra gen von Richtungen, die ihre Wurzeln mehr im ethischen Vorfeld haben, wo durch häufig auch keine traditionelle Bindung an Kirchlichkeit gewünscht wird. Schon bei meinem Weiterstudium in Wien und vor allem als AHS-Lehrer kam ich immer mehr zur Überzeugung, jeder junge Mensch braucht klare Ziele, muß wissen wofür und wozu er aufgefordert wird und müßte verpflichtend angehalten sein, den Weg der religiösen Bildung zu gehen. Nur so kaim groß und nachah menswert das Wort von Kardinal König ,3urch die Beschäftigung mit den Reli gionen lernte ich meine immer mehr schätzen" von den Schülern integriert werden,wenn sie ihre Religion bereits gut kennen. Sehr schön war es hier in Alt Erlaa mit einer Gemeinde neu beginnen zu dürfen (1978), zuerst in Hobbyräumen, dann in Vorräumen von Schulen und im Einkaufs zentrum. Wir versuchten, gemeinsam unterwegs zu sein, um erfahrbar imd erlebbar zu machen, daß Christsein auch heute und hier-inspiriert von allen Mög lichkeiten des Aufbruchs, der immer noch möglich ist - schön ist! Der Neubau der Kirche, von allen mitgeplant und mitgetragen, entspricht den Forderungen des Konzils und brachte einen Raum zu stande, der, wie viele (oft Fernstehende) betonen, „zu Gott fülut". Selbstredend war es wiederum die Liturgie, die von mir bewußt aufbauend eingesetzt wurde und wird. Dies war mir als Priester, der allein ist, nur möglich dank vieler Mitwirken der, sodaß der Grundsatz „Jeder tue alles, was ihm zusteht" sehr lebendig sich entfaltet. Sehr erfreulich waren imd sind die Einsatzmöglichkeiten für Frauen seil dem Konzil. Gerade diese Zusammenarbeit eröffnete viele Zugänge in der Seelsorge, die für die Kirche sonst verschlossen geblieben wären. In tmserer Gemeinde ist es vor allem in der Tauf-imd Firmpastoral durch die Mitarbeit von vielen Frauen möglich geworden, neue Wege der Hin führung und Betreuung zu schaffen. Die wöchentliche Kindermesse, getragen von Religionslehrerinnen, die sich in der Gestaltung abwechseln, erbringen mit Be achtung des Kinderkanons kindgerechte Feiern, die beliebte Ein- und Hinfühnmgen sind für die Kinder und oft auch für deren femstehende Eltern und Sympathi santen. Die Firmvorbereitung, ebenso mit Firmbegleitem gestaltet, erbringt die Einübung im Rahmen des liturgisch neu gestalteten Kirchenjalires zu einem Enga gement als Christ und somit die Fortset zung der Kinderarbeit. Bußsakrament als Beichte und Aussprachemöglichkeit wer den dabei bewußt aufgebaut und einge fügt, um heranzuführen an die großen Möglichkeiten, die uns in diesem Sakra ment zur Verfügung stehen. Die Euchari stie als Schwerpunkt des Sonntags mit der Gemeinde läßt viele Kandidaten ilm Leben neu ausrichten für einen geschätz ten Weg in imd mit der Gemeinde,zu dem sie sich immer wieder aufmachen. Eine weitere Möglichkeit aus dem Be reich der Krankenpastoral sei noch kurz gestreift; die Feiem der Krankensalbung in ihrer aufgegliederten und den einzelnen Gegebenheiten angepaßten Mögliclikeiten greifen wir gerne auf, um in Familien-, Freundes- oder Begleitkreisen mit dem Kranken zu feiem. Die Umstellung in der Pfarre auf den PC ließ uns noch eine weitere ausbauende Möglichkeit aufgreifen, gleichsam ein Fenster öffnen, wie Johaimes XXni. nachgesagt wird. Wie einst, so wollen auch jetzt die Menschen angesprochen werden. So entstand ein Kreis von Mitar beitern, die im Briefapostolat nach Taufe und Firmung, in Gratulations- und Sym pathisantenkontakten, bei Kirchenbei tragssorgen... angetan von der Mentalität der neuen Mögliclikeiten in der Kirche tätig sind. Abschließend darf ich freudig zugeben;Es ist schön,die Aufforderungen aus dem Konzil immer neu zu bedenken und zu versuchen, sie im „Riggiomamento" mitzugestalten. P. Dr. Johann Fent SDB, 1965 zum Priester geweiht, ist Religionsprofessor und seit 1989 Pfarrer der Pfarre Wohnpark-Alterlaa. Umsetzung des Konzils: Von JosefSpreitzhofer Mario von Galli, ein Schweizer Jesuit, kommentierte wöchentlich im Rundfunk die Beratungen der Bischöfe und Konzils theologen aus Rom. Sehr begehrt war diese kurze Zusammenfassung am Sams tag abend von uns Studenten im Priester seminar. Von einem älteren Weihekandi daten habe ich ein kleines Rundfunkgerät übernommen. Offiziell war damals im Priesterseminar ein Radio am Zimmer nicht erlaubt. Ein spätberufener Mitbruder aus dem Europaseminar in Maastricht - ausgebildeter Ingenieur bei PhilippsEindhoven-hat dieses alte Gerät so weit repariert, daß Naclirichten gehört werden konnten. So saßen einige Interessierte mit mir Samstag für Samstag vor dem Gerät. Mit offenen Herzen nahmen wir die Bot schaften aus Rom auf. Mario von Galli hat mit seiner humorvollen und spritzigen Zunge diese Kommentare zu einem un vergeßlichen Erlebnis werden lassen, Priesterweihe und Primiz(1964)feier ten wir nach dem tridentinischen Formu lar, d. h. in Latein. Die ersten Auswirkun gen des Konzils ließen nicht lange auf sich warten. Probetexle in der Mutter sprache fanden schnell Eingang in die Liturgie. Ich erinnere mich noch, daß ich Freuden und Enttäuschungen den Taufntus selbst übersetzt habe, weil die Aktualisierung und der Druck der Texte naturgemäß längere Zeit bean sprucht haben. Auch für Gebete bei Seg nungen habe ich meine Lateinkenntnisse aufgefrischt. Mit großer Freude feierte ich mit den Gläubigen den Gottesdienst in der Mut tersprache. Die Entfaltung des Wortgot tesdienstes mit einer kurzen Homilie haben die Gottesdienstteilnehmer als eine große Bereicherung empfunden. Ein Bei spiel; In der Expositur Ottenthai der Pfarre Kirchberg am Wagram habe ich am ersten Freitag der Fastenzeit, ohne es eigens anzukündigen, eine Homilie gehal ten. Am nächsten Freitag war die Kirche voll, fast wie am Somitag. Mit dieser Umsetzung der Liturgieer neuerimg ging daim Hand in Hand die Errichtung der Volksaltäre in den BCirchen. Eine weitere Frucht - so habe ich es empfunden - war die Errichtung der Vikariate in unserer Diözese. Dadurch kam die Kirche zu den Leuten. Den Laien schenkte die Kirche Vertrauen und Ver antwortung. Damit war der Weg zu einer „demokratischen" Führung der Pfarre geöffnet durch das Gremium des Pfarrge meinderates. Viele Informationen auf regionaler Ebene waren notwendig, um dafür Interesse und Identifikation zu wekken. In der ersten Hälfte der Siebziger Jahre durfte ich als Provisor einen Diakon als Gemeindeassistenten begleiten. Sehr viele positive Erfahrungen gingen von diesem Experiment aus. Erwartungen gab es viele. Nicht alle wurden durch das Konzil erfüllt. Eine möchte ich nermen; Die Lösung der Zöli batspflicht. Fünfvon den 23 im Jahr 1964 zu Priestern Geweihten haben um die Laisierung gebeten. Gedämpft wurden manche Hofthungen durch die Ernennung von Bischöfen, die von einer restaurativen und konservativen Fülirung überzeugt sind. Die Eskalieiung haben wir im vergangenen Jahr 1995 erlebt. Vermutlich hat sich in der Kirchenführung teilweise Angst, statt HofBmng und Zuversicht, breit gemacht, Mich spricht vor allem die Sicht der Kirche und Pastoral an, wie sie Bischof Stecher ehrlich imd mutig lebt und in seiner aussagekräftigen Bildsprache for muliert. Abschließend ein Kindheitserlebnis: Meine Mutter hat mit mir aus dem Gebet buch die lateinischen Ministrantengebete

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