Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

sondem von üim Geliebte zu sehen; möchten schließlich die Hoffnung auf Israels Hinwendung zu Christus- denfelix exitus dramatis salutis - als apostolisches Erbe und unabdingbares Glaubensgut der Kirche verkünden". Stammen die in „Wort und Wahrheit" gebrachten Antworten vor allem aus Laienkreisen, so ist ergänzend darauf hinzuweisen, daß eine älmliche, weniger spektakuläre Umfrage unter den Priestem der Erzdiözese Wien von Kardinal König -er gehörte damit zu den von Otto Mauer angesprochenen „rühmlichen Ausnahmen" - im Sommer 1961 veranlaßt wurde". Im Wiener Diözesanblatt wird über deren Ergebnis berichtet": 136 Antworten wur den eingesandt. Diese stammten aus der Erzdiözese Wien(117, davon auch melirfach gemeinsame Stellungnalmien von Dekanatskonferenzen und Priesterkrei sen), aus Österreich, Schweiz, Japan. Auch von Laien kamen Antworten. „Die vorgelegten Anregungen und Gedanken beziehen sich melir oder weniger fast auf alle Gebiete, mit denen sich die vorberei tenden Kommissionen zu beschäftigen haben". Besondere Schwerpunkte waren: Wiedereinrühmng des Diakonates als eigener Weihegrad,aszetische Ausbildung der Priester, Förderung der Mitverantwor tung der Laien und ilue Berücksichtigung im CIC. Selir zahlreich waren die Äuße rungen zu der Frage der Litiugie. „man erwartet eine großzügige Emeuenmg und Vereinfachimg",3ie Muttersprache möge weitgehendst verwendet werden dürfen". Ebenso wurde eine Neuordnung der Pcrikopen, unter verstärkter Berücksichtigung auch des Alten Testamentes. Im Wiener Diözesankalender hat Msgr. Erwin Hesse seine Erwartungen an das Konzil wiedergegeben". Dieses werde vor allem folgenden Fragen und Themen gewidmet sein: Dem Amt der Bischöfe; Bibel und Liturgie; dem Werden der Weltkirche; den Laien. Zur Frage der Litiugie schreibt Hesse; „Es wird darum gehen, melu* als bisher der Eigenart der Völker in der Gestaltung des Gottesdien stes Raum zu gewähren". Zum Schwer punkt „Werden der Weltkirche" betont Hesse: ,Also ein Refonnkonzil wie in Trient. Fast möchte ich meinen, noch mehr! Und je tiefer ich über das kom mende Konzil nachdenke, um so melu drängt sich mir der Vergleich mit dem ersten, mit dem Apostelkonzil selber auf. ... „Nun geht es darum, daß auch das abendländische, lateinische Getto ge sprengt werde. Daß die Kirche Kirche ftlr alle Rassen und Erdteile werde! Spüren wir, welch epochale Bedeutung das kom mende Konzil hat? Sein Ergebnis wird sein: Einheit der Kirche ist nicht so selir Einheit in der Sprache und in den Zere monien, sondem im gemeinsamen Glau ben und - in der Liebe". Zur Frage der Laien fülirt Hesse, besonders auch im Hinblick auf die Gläubigen der Erzdiöz ese Wien aus: „Weim man das 1918 ... veröffentlichte kirchliche Gesetzbuch betrachtet, daim erkeimt man, daß der Laie darin keine große Bedeutung hat. ... Inzwischen ist aber der Kirche aufgegan gen, welch ungeheures Kraftpotential die Laien in ihr bilden, das aber gar nicht voll ausgewertet wurde. Das Konzil wird das alles sammeln und eindringlich die Rechte wie Pflichten der Laien formulie ren". ... Vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang envähnen, was gerade uns Österreichern besonders am Herzen liegt. Wir würden uns freuen, werm schon bei diesem Konzil das sogenannte ,3uiendiakonat" verwirklicht werden würde". An die Laien gewendet schließt Hesse: „Was ist angesichts des kommenden Konzils unsere Aufgabe? Zunächst einmal geistige Besinnung, damit wir nicht unin teressiert und verständnislos seinen Bera tungen und Entschlüssen gegenüberste hen. Dann aber: Unsere Bischöfe reisen zunächst kraft ihres apostolischen Amtes nach Rom.Doch sie reisen dorthin auch in unser aller Namen als die Sprecher ihrer Diözesen und dessen, was diesen an Not und Problemen aufgegeben, aber auch an geistlichen Erkenntnissen und Erfalinmgen geschenkt wurde. Wir haben daher ein Recht, mit unseren Bischöfen mitzu denken und mitzuraten. Wie oft hat Gott in der Kirchengeschichte durch einzelne Laien oder durch richtige Bewegungen aus ihren Kreisen Entscheidendes ge wirkt. Endlich: Ein Konzil geschieht nicht bloß unter dem Einsatz menschlicher Mi'ihe, sondem in der Kraft des Heiligen Geistes. Damit ist das Größte und Wich tigste, das wir tun können und sollen, gemäß den Verheißungen Christi und im Vertrauen auf sie, um diese Hilfe des Heiligen Geisteszu flehen". Am 13. Juli 1962 hielt Kardinal König eine Ferasehansprache zum bevorstehenden Konzil. Darin erklärte er u.a.: ,3i der Heilsgeschichte geht es immer wieder lun die Seele des einzelnen. Und nur über den einzelnen Menschen kann die Welt und das Menschengeschlecht gebessert werden. Die Sorge um den Menschen als Individuum und als Ge meinschaftswesen, um sein ewiges und zeitliches Wohl, wird daher auch die Sorge des Konzils sein. Es wird durch sein Bemtihen auch der Welt neue Kräfte des Friedens und des einträchtigen Stre bens zur Vertilgung stellen. Es ist wohl kein Zufall, daß dieses Konzil von einem Papst einbemfen und geleitet wird, der durch seine Menschlichkeit, seine Brü derlichkeit, sein weltweites Verstehen bei Katlioliken und Nichtkatholiken bekannt ist imd viele Sympathien geweckt hat. Wir dürfen alle hoften, daß das II. Vatikanum nicht nur ein pastorales Konzil sein wird, sondem auch einen Schritt nach vome bedeutet, um der Sehnsucht von dem einen Hirten und der einen Herde nälier zu kommen" Gebet für das Konzil Seit seiner ersten Ankündigung des Konzils hat Papst Johaimes XXIII. die Gläubigen immer wieder zum Gebet für das Konzil aufgemfen. Auch die Gläubi gen der Erzdiözese Wien sind diesem Aufrufgefolgt. So wurde im Diözesanblatt 1961 das „Gebet für das ökumenische Konzil" abgedruckt und vom Seelsorge amt als Sonderdruck verbreitet. 1962 wurden „Weisungen für die Vorbereitung unserer Diözese zum ökumenischen Konzil" erlassen". Darin wurde etwa den Priestem die Verrichtung einer oraiio imperata (verpflichtetes Bittgebet)für das Konzil und eines Gebetes für das Konzil vor jeder Meßfeier vorgeschrieben. Ebenso sollten bei den Volksandachten entsprechende Gebete gebetet werden. In der Einzelseelsorge und bei Kanzelvorträ gen sollte ebenso das Konzil dem Gebet der Gläubigen empfohlen werden. Die Katecheten und Religionslehrer(innen) wurden -im Sinne des Papstes - aufgefor dert, auch die Kinder mit dem Konzil vertrautzu machen". Im Rahmen der großen Wallfahrt der Katholischen Frauenbewegung nach Mariazell im Mai 1962 wurde am 20. Mai in der Wallfahrtsbasilika Mariazell unter dem Motto „Wir beten für das Konzil" eine Konzilsandacht abgehalten. Unmittelbar vor der Eröflhung des Konzils wurde auch in den Pfarren und Kirchen der Erzdiözese Wien vom 28. September bis zum 4. Oktober 1962 eine Novene zum Heiligen Geist zur Vorberei tung auf das Konzil abgehalten. Einer der Höhepunkte dieser geistlichen Vorberei tungen war die große Gebetsstunde der Jugend am 6. Oktober 1962 im Dom zu St. Stephan. In der Einladung - der daim mehr als 10.000 Jugendliche folgten - heißt es: ,JCommen wir alle, Burschen und Mädchen, aus den Pfarren unserer Diözese und beten und opfem wir ge meinsam für die Anliegen des Konzils. Durch die Teilnahme an dieser Feier stunde bekunden wir unsere Entschlossenlieit, mit der Kirche mitzuarbeiten und mitzutragen. Unsere Gebete und unsere Opfer wollen wir gleichsam unserem Oberhirten bei dieser Feierstunde im Dom übergeben, damit sie mittragen am Gelin gen dieses großen Anliegens. Darum kommt alle in den Dom!" Auch die Katholische Jungschar schloß sich unter dem Motto „Jungschar betet für das Konzil" diesen Gebeten an. Besonders eindrucksvoll war dabei eine Messe mit Missionsbischof Otunga in der Kirche Maria Treu, wo die Jungscharkinder mit dem Bischoffür das Gelingen des Konzils mid die Anliegen der Weltmissicn bete ten. Auch die Jungschar der Erzdiözese Wien schloß sich der vom hiteraationalen Büro für die Kinder (Paris) initiierten weltweiten Gebetsaktion für das Konzil an: jedes Jungscharkind erhielt einen entsprechenden Gebetstext mit anhängen dem Kärtchen, das dami ausgefüllt nach Paris geschickt und daim - gemeinsam mit den Kärtchen aus aller Welt - dem Papst übergeben wurde". Die Pax Christi-Bewegung hielt im Oktober 1962 Friedensgottesdienste unter dem Titel „Das Konzil als Hoffriung des Friedens" ab. Am Abend des 7. Oktober 1962 verab schiedeten das Domkapitel und Tausende Gläubige die nach Rom abreisenden Konzilsväter der Erzdiözese Wien. Zuvor 55

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