,J)em Konzil entgegen" eingerichtet. Ihre Aufnahme begründete Karl Rudolf: ,JDas Ereignis ist zu säkular, berührt auch schon in der Vorbereitung zu sehr unser Denken und Wollen, als daß der „Seelsorger" daran vorbei gehen könnte. Ohne strenges System wollen wir immer daraufzu spre chen kommen, und die Fragen, die es aufwirfl, lebendig machrä'. Auch hier waren die (nicht sein zahlreichen) ersten Beiträge vor allem der Frage der Wieder vereinigung der getreimten Kirchen ge widmet. Dagegen legte die Zeitschrift „Wori und Wahrheit" schon im April 1959 klar, daß das angekündigte Konzil kein Unionskonzil sein werde'. Fast nüchtern wird festgestellt, das Konzil werde „im Rahmen dessen, was in der Logik des kanonischen Rechtes und der Logik der Situation liegt" stattfinden. Auf diese Feststellung folgt jedoch folgende Hoff nung:,J)er Papst zähltjedoch bei seinem Plan auf die Gebetshilfe der Gläubigen, und wer wollte sagen, daß es vermessen wäre - in allem Gehorsam gegen die Kirche und aller Demut gegen die Träger der Autorität in ihr -, mehr als das zu erbeten". Der Verlauf und die Ergebnisse des Konzils haben diese Hof&iung - wie man heute wohl feststellen kann - bestä tigt. Im Jahrgang 1960 bringt dami ..Wort und Wahrheit" in drei Fortsetzungen unter dem Titel ,J)ie Kirche aufdem Weg zur einen Welt. Anregungen und HofTnungai für das zweite Vatikanische Konzil" eine erste Bestandsaufnahme über die Erwartungen und Hoffnungen, die an das Konzil geknüpft wurden'. Der zweite Teil führt dabei den Untertitel: „Glaube und Leben im Zeitalter der Technik". Der dritte Teil ist schließlich mit ,JEmeuerung in Verkündigung und kanonischen Recht" übersclirieben. Die Begegnung der Kirche mit der modernen Welt, die vor allem auch auf das Konzil stattfinden sollte, wird im Artikel ,JCj''che der Menschheit. Das ökumenische Konzil in Konfrontation mit der modernen Welt" angesprochen\ Darin wird, angesichts des „Untergangs alter Ordnungen und überkoimnener Begriffssystems" eine neue Begegnung von Kirche und Welt und eine Überprüfung und Neuordnung der kirchlichen Wirkweisen gefordert. Dabei wird betont, daß sich die Kirche „ihres Missionsaufirages an die Welt wegen", der „Welt nicht versagen und entziehen" darf. Besonders wird auch die Stellung der Laien besprochen: ,3egegnung von Kirche und modemer Welt verlangt ein neues Durchdenken der kirchlichen Äm ter- und Ständelelire, und insbesondere der Stellung des Laien in der Kirche". Hat sich auch ..Wort und Wahrheit" ganz in den Dienst der geistigen Vorberei tung auf das Konzil gestellt, so ist doch festzustellen, daß der damit begonnene Gesprächsprozeß doch oft nur im kleinen Kreis und von einzelnen geführt wurde. Eine Erklämng dafür bietet Otto Mauer in seiner Glosse „An einem Kreuzweg der Menschheil": ,J\uch in der Kirche selbst muß sich erst - nach so langen Zeiten des Regiments von oben der Spontaneität und Eigenverantwortung entwöhnt - ein för derliches Klima herstellen. So erfreut das christliche Volk über die Initiative des Papstes war,sosehr der Papst selbst keine Gelegenheit versäumte, die katholische Welt zur Mitarbeit auf^nrufen, so ist es doch Tatsache, daß bisher weder das gläubige Volk durch seine Priester noch die Priester durch die Oberhirten - von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgese hen - konkret mit dem Konzil befaßt wurden. Was die Öffentlichkeit innerhalb und außerhalb der Kirche darüber weiß, ist nicht ein Verdienst von Hirtenbriefen oder der Predigt, sondern der Zeitungen, deren Berichten freilich nicht immer Seriosität und wirkliches Verständnis anzukennen sind". ... „Was bisher an Anregungen, Wünschen und Hoflhungen für das Konzil bekarmt wurde,kommt aus dem persönlichen Engagement einzelner imd kleinerer Gmppen Das Oktoberhefl des Jahres 1961 von „Wort und Wahrheit" bringt dann die Ergebnisse einer Rundfrage, die diese Zeitschrift unter Katholiken Deutschlands Österreichs imd der Schweiz zum Thema „Was erwarten Sie vom Konzil" durchge führt hatte. Im folgenden seien aus den - nicht sehr zahlreichen Stellungnahmen aus Österreich, jene ausschnittweise zitiert, die aus der Erzdiözese Wien bzw. von Personen, die ein Naheverhältnis zu Wien hatten,stammen: Erich Bodzenta, Leiter des Internatio nalen Institut für kirchliche Sozialfor schung*: ,3s wäre ein Bedürfnis, die Kirche weniger als „moralische Anstalt", fixiert auf Fragen der Disziplin und des Sextum zu sehen, sondem als Liebesge meinschaft, weitherzig und großzügig, weniger Irrtümer venuteilend als Mög lichkeiten fördernd. Von einer stärkeren Betonung einer Theologie der Liebe und der Freiheit und einem intensiveren Aus druck der Brüderlichkeit her sollten alle Probleme angegangen werden". Wilfried Daim, Tiefenpsychologe': A. „Entfeudalisierung der Kirche". B.: „Umfassendes Schuldbekeimtnis des Papstes im Namen seiner christlichen Brüder für die Untaten der Kirche an den Juden, den Islamiten, den Heiden, den eigenen Mitgliedern, die zu Unrecht verfolgt, gemarterter, indiziert usw. wur den,an den Sklaven,den Farbigen,an den Kastrierten um des schönen Gesanges willen, an den Bürgern,am Proletariat für alle Handlungen und für alle Unterlas sungen-,Bitte um Vergebung". Otto Habsburg-Lothringen*-. ... ,3m Kirche ist weltweit. Sie ist aber derzeit allzusehr vom Zentralismus bestimmt. Auch in nichtwesentlicheir Belangen wird sie oftmals auf ein römische Schema gebracht. Daraus ergeben sich ernste Schwierigkeiten. Es wäre daher wün schenswert, den Regionen und Diözesen größtmöglichste Autonomie zu sichern". ... ,3och etwas; wir leiden an Priester mangel. In vielen Ländern sind zahlreiche Pfarren verwaist. Kömite dem nicht viel leicht abgeholfen werden, indem, wie in früheren Zeiten, Menschen vorbildlichen Lebens und kanonischen Alters, die als Familienväter im Berufsleben stehen, nach einer gekürzten Ausbildungszeit zu Priestern geweiht werden?" ,insbesondere wäre die Geschichte der Reformation in einem sachlichen Geist christlicher Nächstenliebe zu lehren ... ,3ine ähnliche Revision ist auch ge genüber dem Islam wünschenswert, den allzu viele Christen - in Unkermtnis des Koran - noch mit Heidentum verwechseln. ... Man würde daim zu der Erkeimtnis einer Substanz im Islam vordringen, die dem gegenseitigen Verstehen der Kinder Gottes dient". August M. KnolP: ... ,3er Arbeiter priester, der Kirche und Besitz tremit, ist Franziskus heute. In einer sozialistischen Welt vermag Rom nur in Assisi aufzu leuchten". ... ,3weitens ist die (soziologische) Tatsache herauszustellen, daß christliches Leben - graphisch vermit telt - nicht ein Kreis mit einem geistlichen Mittelpunkt ist, sondem eine Ellipse mit zwei Brennpunkten: dem ,3riester" und dem „Vater", dem geistlichen imd welt lichen Stand, die im sozialen Sakrament der Weiheimd Ehe wurzeln". Hans Kriegb", Präsident der Katholi schen Aktion Österreichs: ,3as vordring lichste Problem des kommenden Konzils wird nach meiner Ansicht die Inkamierung des christlichen Glaubens und der Kirche in das technische Zeitalter unserer Tage und in die neue Ökumene,die Welt aller Rassen und Kulturen,sein. Friedrich Le/nie", Mitarbeiter der Ka tholischen Aktion: ... ,3as Erlebnis der Kirche als einer Liebenden scheint in hohem Maße davon abzuhängen, daß die Priester und die apostolisch aktiven Laien sich in der Praxis der personalen Bezie hungen,im Geltenlassen, im Zuhören,im Eingehen aufAnliegen bewähren...". Max Neugebauer**, geschäftsführender zweiter Präsident des Stadtschulrates ftir Wien: ,Jvlein Vorschlag geht dahin, daß das, was in der Praxis längst geübt wird, nämlich das Zusammenwirken, die Koor dination von Sozialismus und Kirche auch im Grundsätzlichen der Kirche als mög lich ausgedrückt werde. Die Gegensätze, die die Kirche noch immer sieht, sind in der Praxis längst überwunden. Es wäre gut, wenn dies auch in der Theorie ge schähe". John M. Oesterreicher'^, Wiener Diözesanpriester, Direktor des Instituts für jüdisch-cliristliche Studien an der Seton Hall Universität Newark (New Jersey): „Wenn die Konzilsväter mir wie im Märchen einen, aber auch nur einen Wunsch gewährten, dann würde ich sie ohne Zaudern um eine feierliche Erklä rung zur Menschenwürde bitten" 3s ist eine Binsenweisheit, daß je reiner und reicher unser eigenes Leben, desto nach haltiger sein Einfluß auf unsere getrenn ten Brüder ist. Um aller willen denn hoffe und bete ich, die Väter des Konzils möch ten der bei aller Verschiedenheit von Altem und Neuem Bund gedenken; möch ten uns allen einschärfen, mit dem Apo stel in den Juden, trotz ihres Fembleibens von Christus, nicht von Gott Verfluchte, 54
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