die in den verschiedenen tlieologischen Disziplinen gewonnen werden, von Psy chologie, Soziologie und anderen humanwissenschaftlichcn Disziplinen, aus interdisziplinären Diskussionen usw. Um diese Aufgaben gut erfüllen zu können, waren in den Arbeitskreisen des ÖPI, die die Texte für die PKÖ in der Regel vorzu bereiten hatten, Theologen und Seelsor ger, Wissenschaftler anderer Disziplinen und Praktiker aus den jeweiligen Le bensgebieten und Tätigkeitsfeldern, die alle ein gutes Problembewußtsein mit brachten und gemeinsam weiterentwikkelten. In der Diakonia geschah dies insbesondere mit der Einführung von Schwerpunktheften und der Auswahl der Themen für diese Hefte. Dazu brauchte man geeignete Autoren, die auf den eige nen Gebieten ein großes Sachwissen und zugleich die Bereitschaft zum Dialog mit anderen mitbrachten. In der Zeitschrift war diese Aufgabe insofern leichter zu erfüllen, da die einzelnen Aussagen offe ner und kritischer sein koimten, da sie ja nicht so formuliert sein mußten, daß auch eine Bischofskonferenzzustimmen kann. Einige Schwerpunkttliemen aus den letzten zelm Jahren können illustrieren, wie sehr die Zeitschrift versuchte, Pro bleme neu in den Blick zu nelimen: Bio graphie und Glaube; Ökumene der Weltreligionen; Seelsorge ist Beziehung; die Anderen; Angst - Oluunacht - Wut; Vereinsamung; Uberforderung; Cliristliche Zivilcourage; Die Welt - Schöpfung im Prozeß. Orientierung für die Pastoral in Österreich In älmlicher Weise kömiten zahlreiche Themen angeftllirt werden, zu denen von der PKÖ pastorale Handreichungen verabschiedet und mit Zustimmung der Bischofskonferenz als gemeinsame Ori entierung für die Pastoral in Österreich vom Pasloralinstitut herausgeben imd in allen Pfarren verbreitet wurden. Die „Christliche Lebensordnung" erreichte dabei eine Auflage von 1,300.000 Exem plaren. Andere Gebiete wie die Krankeuhausseelsorge wurden durch diese Bemühiuigen entscheidend verändert. Der Text ,3)er 8. Dezember und andere kirchliche Feiertage" ist heute noch von besonderer Aktualität, ebenso der Text ,JvIenschlich Dem Konzil entgegen sterben - Sterbebeistand - Euthanasie". Der Text ,JDie Christen und das Juden tum" wurde von Oberrabiner Eisenberg öffentlich gelobt. ,3ehindertenpastoral in der Pfarre" setzte neue Impulse. ,3rau - Partnerin in der Kirche" hat zur neuen Bewußtseinsbildung beigetragen. So könnte man lange fortsetzen. Allein die Themen der Pastoraltagungen, der Ergebnisse jährlich in Buchform erschie nen sind, sprechen Bände über diese Bemühungen,Zum Schluß noch ein kon kretes Beispiel von unserer Arbeit: Den Menschen zuliebe immer wieder Heiße Eisen aufgreifen - Homosexualität Aus der Fülle von Themen, mit denen wir im Rahmen von ÖPI und PKÖ ver sucht haben. Wissen und Bewußtsein zu fördern und Vorurteile abzubauen, sei abschließend noch ein Beispiel genannt, das uns in den letzten Jahren sehr be schäftigt hat: Die Frage nach der Einstel lung von Kirche und Gesellschaft zur Homosexualität und nach dem Umgang mit homophilen Menschen. Wir hatten in der von mir redigierten Zeitschrift schon verschiedene Beiträge von Fachleuten zur Homosexualität veröffentlicht. Aber da ich keine Kontakte mit homophilen Men schen hatte, war ich nicht zu einem besonderen Engagement motiviert. Dies wurde schlagartig anders, als wir in Dia konia im Ralunen eines Schwerpunkthef tes zum Thema „Sexualität und Macht"® neben einem hervorragenden Beitrag eines Pastoralpsychologen auch einen Erfahrungsbericht eines homophilen Mannes veröffentlichten, der eben sein llieologiestudiiun abgeschlossen hatte und in den kirchliche Dienst eintreten wollte. Sein Beitrag hat mich tief beein druckt. Ich nahm daraufhin eine Einla dung an, an der Universität Wien zum Thema „Kirche und Homosexualität" am Podium mitzudiskutieren. Im überfüllten Hörsaal konnte ein recht gutes Gespräch zwischen Forum-Diskutanten, die sich zu iluer Homosexualität bekaimten, und uns Fachleuten aus den Bereichen katlioHscher Theologie, von Psychologie u.a. gefülirt werden. Erst jetzt wurde mir klar, wie dringlich es wäre, vor allem für die Seelsorger und die in der kirchlichen Erwachsenenbildung tätigen Menschen eine fundierte Arbeitshilfe auszuarbeiten, die ihnen helfen sollte, Vorurteile abzuKonzilsvorbereitung und Konzilshoffnungen in der Erzdiözese Wien Von Johann Weißensteiner Am 11. Oktober 1962, dem Tag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, kündete in der Zeit von 8.30 bis 8.40 Ulir das Geläute aller Kirchen der Erzdiözese Wien den Begiim eines für die gesamte römisch-katholische Kirche, ja für die gesamte Welt säkularen Ereignis ses an: an diesem Tag traten melir als 2500 Konzilsväter im Rom zum Zweiten Vatikanischen Konzil zusammen. Fragt man freilich, wie die Gläubigen und Priester der Erzdiözese Wien lumiittelbar auf die Ankündigung des Konzils diuch Papst Johannes XXIII.am 25. Jänner 1959 reagiert haben, welche Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen sie daran geknüpft haben, dann stellt man - aus heutiger Sicht - mit einigem Erstaunen fest, daß das Konzil, so hat es den An schein, zunächst kein großes Thema war: im Jalugang 1959 des Wiener Diözesanblattes wird das Konzil mit keinem Wort erwähnt; das Wiener Kirchenblatt (heute Wiener Kirchenzeittmg) geht nur in drei (kurzen) Artikeln auf das angekündigte Konzil ein. In diesen findet sich das - bauen, eine sachgemäße Einstellung zur Gesamtproblematik der Homosexualität zu gewinnen und den betreffenden Men schen dementsprechend mitmenschlich gegenüberzutreten. Über meinen Vor schlag wurde vom Vorstand des Pastoralinstituts ein Arbeitskreis ,Kirche und Homosexualität" eingerichtet, dem ver schiedene Fachleute, Seelsorger und homophil veranlagte Menschen angehör ten. Alle wichtigen Bereiche wurden bearbeitet; medizinisch, psychologische, historische, rechtliche, biblische und andere tlieologische Fragen. Die Diskus sion dazu, die dann bei der ersten Lesung des vorgelegten Textes in der Pasto ralkommission fast einen ganzen Tag lang geführt wurde, gehörte zum Besten, was ich in Gremien erlebt habe, und zeigte die große Bereitschaft der anwesenden Priester wie Laien, dieses für die meisten eher fremde und mit negativen Gefühlen belastete Thema zu behandeln. Wenn auch der Text nicht veröffentlicht werden konnte, so wirkt diese Diskussion doch in den Diözesen in verschiedener Weise weiter. Für mich ist das ein Beispiel, wie der Geist des Konzils, der sich besonders in der Hinwendung zu den Menschen äußert, weiterwirken muß: Immer wieder auch vernachlässigte, tabuisierte Probleme, unter denen die Menschen leiden, aufzugreifen, sie in sachlicher, perso nenorientierter Weise zu behandeln und entsprechende Vorschläge auszuarbeiten. Anmerkungen: ') Die Texte wurden dann in Diakonia 3 (1972)276-282,404-411 veröffentlicht Helmut Erharter, Nach dem Konzil, in: Der Seelsorger36(1966)3f ') F. Kardinal König, Zum Geleit, in: Der Seelsorger 35(1965)3f *)Zur Situation der Seelsorge, in: Der Seei soreer35(1965)5-12. )Karl Rahner, Konziliare Lehre der Kirche und künftige Wirklichkeit christlichen Lebens,in: DerSeelsorger35(1965)228-241,hier S. 240. *)Helmut Erharter, Opposition und Freiheit in der Kirche, in: Der Seelsorger 37(1967)3-6, hierS. 3. Josef Michael Fischer, Ist Empfängnisver hütung immer sündhaft? Bemerkungen zum Minderheitenvotum, in: Der Seelsorger 38 (1968)334-337. ®)Jg. 20(1989)73-145(Heft2). weitverbreitete - Mißverständnis, das kommende Konzil werde ein Unions konzil sein. Stärkeres Echo fand die Konzilsankündigung dagegen in der von Prälat Karl Rudolf herausgegebenen Pastoralzeitschrift „Der Seelsorger" und in der Monatszeitschrift für Religion und Kultur „Wort und Wahrheit", die von Msgr. Otto Mauer gemeinsam mit Otto Schulmeister imd Anton Böhm herausge geben wurde. Im „Seelsorger" wurde schon im Jahr gang 30(1959/1960) eine eigene Rubrik 53
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