Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

1751, also 2 Jahre vor dem Umbau, bestanden in der Kirche der Hochaltar Maria Himmelfahrt und auf der Epistel- bzw. Evangeliseite je ein Altar zu Ehren der hig. Jungfrauen und Märtyrerinnen Barbara, Mar garetha und Katharina, bzw. des hlg. Rittermärtyrers Sebastian®). Letzterer war wohl zu Pestzeiten verlobt und erbaut worden. Der Jungfrauenaltar ist möglicher weise wegen der hlg. Katharina eine Erinnerung an eine Burg eines anderen Adeligen. Katharina, Pankra tius, Georg und auch Maria Himmelfahrt waren oft Patrone von Burgkapellen. 1629 hatte in der Mitte der Kirche ein zweiter Muttergottesaltar gestanden. Weil er die Sicht auf den Hochaltar benahm, wurde er an einen anderen Platz gesetzt''^). Vielleicht beziehen sioh auf die Madon nenstatue, die etwa darauf thronte, die Ausgaben in der Kirchenrechnung für 1701 („auf einen Frauen rock"), 1716/1717 („einen alten Schleir") und 1728 und 1748 (2 Perücken auf das Frauenbild und das Kindl)®), 1765 wird auch um 4 Gulden 10 Kreuzer eine „Paräken" zu der „großen" Muttergottes gekauft, im gleichen Jahr erhielt die „Unsere Liebe Frau" Statue, die bei Prozessionen auf einer Stange getragen wurde, um 12 Gulden ein neues KleidP). Vor dem Umbau der Kirche war um 1700 ein neuer Hochaltar erstellt wor den; denn 1702 bekamen die zwei ledigen Männer Michael Pitterhof und Martin Paur die 50 Gulden zurück, die sie zur Anschaffung des Hochaltares dar geliehen hatten'-®). 1712 sind gelegentlich der Aufrich tung einer neuen Kanzel, die wohl ein Wohltäter ge spendet hat, seitens der Kirche Ausgaben für Essen und Trinken des Tischlers und seines Gesellen ge macht worden, (unter anderem 10 Maß Wein)^^), 1746 kam um 100 Gulden 55 Kreuzer eine neue Orgel in die Kirche^^). Nach Fertigstellung der Kirche mußte man sich mit der Ausschmückung des Kirchenraumes wie anderwärts Zeit lassen. Zunächst bekam der Turm seine jetzige Gestalt. Für das tägliche Nachsehen und Tagwerkaufschreiben erhielt der Schulmeister, der ja hinter der Kirche wohnte, eine kleine Vergütung'^®). 1758 kam anstelle des Altares der „3 Madl" (Barbara mit dem Kandl, Margaretha mit dem Fandl und Katha rina mit dem Radi sind die schönsten drei Madl) einer zu Ehren des Gekreuzigten. Er kam auf 4 Wagen aus Wien und kostete 130 Gulden, die 1769 ausbezahlt waren. 1760 schul der Tischlermeister Pommer aus der Leopoldstadt um 61 Gulden 25 Kreuzer den eichenen Beichtstuhl, 1764 wurde um 30 Gulden ein hlg. Grab gekauft und 1769 wurden 115 Gulden verausgabt für die Fassung (den Anstrich) des 2. Seitenaltares zu Ehren des hlg. Sebastian^"*). An diesem Altar bestand eine Bruderschaft, deren Feste am 20. Jänner und zu Peter und Paul gehalten wurden. Zu EJebastiani holte jman aus Wien oder Schwechat einen Geistlichen (wohl Pater zum Beicht sitzen und zur Festpredigt) und wurde ein Hochamt gelesen. Der Pfarrer erhielt für das Festmahl aus der Kirchenkasse eine Vergütung; den Chorleuten wurde ein Vespertrunk bezahlt. Vespertrunke gab es auch noch zu Dreikönig, Lichtmessen, Ostern, Pfingsten, am Kirchweihfesttag (Sonntag nach Fronleichnam), zu Peter und Paul, auch Maria Heimsuchung, Maria Him melfahrt, Martini, Weihnachten und Neujahr. Eine Zahlung erhielt nur 1753 und 1754 die Tochter des Schulmeisters von Obersiebenbrunn, und zwar je 7 Kreuzer, als sie am Kirchweihfesttage als Diskantistin mitwirkte. Für die Bruderschaft, die, wie anders üblich, viel für die Verschönerung der Kirche und des Gottesdienstes getan haben dürfte, stehen 1769, bzw. 1752 als Posten in der Kirchenrechnung: ein Requiem für die verstorbenen Mitglieder am Tage nach Sebastiani und 44 Kreuzer für die Reinigung der 22 Bruderschaitbindeln und Mascheln^®). Merkwürdiger weise war 1779 dieser Altar schon vermorscht und es mußten 50 Gulden für den Bildhauer und Maler ver anschlagt werden, was der Dechant Ludwig Robl für gut befand^®). 5 Jahre vorher war eine Sebastianipartikel geschenkt worden, das Konsistorium erlaubte, sie zur Verehrung auszusetzen'^*). 1774 ist die Sebastianibruderschaft eine Christenlehrbruderschaft und hat seit 1760 eine Kameradin in der Marianischen Liebesversammlung, deren Fest am 15. August ge feiert wurde und ebenso mit Ablässen begabt war, vie die des hlg. Sebastian'®). Beide Bruderschaften wurden unter Kaiser Josef II. aufgehoben. 1772 kommt ein Kripperl ins Gotteshaus und der sehnlichst er wartete Hochaltar. Für das Bild imd die zwei Sta tuen der Apostelfürsten erhielt der namhafte k. k. Hofakademiemaler Johann Karl Auerbach 350 Gul den^®). 1748 wird dem Tisohleimeister Johann Fürstweger von Asparn (wohl Aspem an der Donau) die Lieferung von je 15 eichenen Männer- und Weiber stühlen vereinbart; er hat Zeit vom 9. September bis zum Tage vor Martini und soll 250 Gulden empfan gen^'). 1820 wird die alte Ranzel durch ein neue ersetzt und 1836 schafft der Bildhauer von Hainburg um 300 Gulden den Tabernakel des Hochaltares und 6 Leuchter^^). Der Sebastlanialtar wird später ein Mariahilfaltar und ist seit der Ausmalung mit einem Marünibild ge ziert. Dieser Altar soll an die Martinikapelle erinnern, die in der großen Wehranlage und Fluchtburg auf dem Hügel im Nordosten imserer Gemeinde bis zu den Maßnahmen des Volkskaisers Josef II., also bis vor ca. 200 Jahren bestanden hat. 1783, am 15. Juni wurde dem altehrwürdigen Heiligtum, das mit so vielen Er innerungen verknüpft war, die Totenglocke geläutet. Der Passauer Offizial Emst Graf von Herberstein und sein Kanzleidirektor Damian Ernst Mayer schrei ben dem Pfarrer Johann Georg Herrenreiter: Nach dem bei der kanonischen Visitation die im Turm be findliche Kapelle, in der zu Martini zelebriert zu wer den pflegte, zur Abhaltung der hl. Messe für unan ständig befunden worden ist, wird dem Pfarrer bei schwerer Verantwortung hinfür verboten, darin Messe zu lesen®®). Aus der Wehranlage, einer gewaltigen Kirchenburg, wie es deren noch viele in Siebenbürgen gibt, wurde eine Windmühle. So sah sie der ver dienstvolle, wenn auch für ältere Zeiten nicht immer zuverlässige Landbeschreiber Schweickhardt 1835. Damals hatte die holländische Windmühle drei Mahl gänge und war am alten großen Turm angebracht. Schweickhardt deutet die Anlage richtig als eine Be festigung, in welcher die Bewohner des Dorfes zu Feindeszeiten sich und ihr Hab und Gut in Sicherheit brachten, und führt deren Entstehung in die Römer zeit zm*ück®^). Das Dehiobuch über die Kunstdenk mäler in Niederösterreich setzt die Erbauung ins 12. Jahrhundert und berichtet, daß sich im schöngefüg ten Qiuaderbau Reste von einem Portal imd Rundfen ster fänden und das Langhaus ehemals ein zweischiffi-

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