bezüglich der Liturgie. Er gab jedoch dem Architekten einen ,J^ahrplan" mit, der deutlich die Prioritäten, nach denen eine Kirche entworfen werden sollte, aufzeigt, „Heute beginnt der Architekt nicht mit der Fassade der Kirche, auch nicht mit den Türmen und der äußeren Gestalt, und setzt dann irgendwohin den Altar, sondern er beginnt mit der Aufstellung des Altars, gestaltet von diesem aus den Kirchen raum. besorgt ßir diesen die Lichtver hältnisse und dann erst denkt er an die Außengestaltung"". Von hier aus spannt sich auch der Bo gen zum heutigen Kirchenbau. Die Litur giereform, die vom II. Vaticanum be schlossen wurde, fordert: ..Beim Bau 9on Kirchen ist sor^ltig daraufzu achten, daß siefür die liturgischen Feiern undfür die tätige Teilnahme der Gläubigen geeig net sind"". Johannes H. Emminghaus gibt nach Erscheinen des neuen deutschen Meßbuches 1976 ein Heft über die „GESTALTUNG DES ALTARRAUMES" heraus". Auch in diesem Heft scheinen viele der grundlegenden Ideen und Forde rungen Parschs auf. Hier liegt auch die Möglichkeit der Festlegimg eines Stilbegriffs. Sucht man einen alles umfaßenden Begriff, der die Sakralbauten ab 1930 treffend beschreibt, also einen „Stilbegriff*', muß man beden ken, daß dies nicht imter Zugrundelage eines äußeren Schemas oder einer be stimmten Konstruktionsmethode möglich ist. Zu unterschiedlich waren und sind die Ausdrucksformen. Das diese Kirchenbau ten verbindende Glied war und ist die Idee! Willy Weyres schrieb dazu: Für die Kirchenbauer um 1930 ist ..ßie Frage nach dem Stil keine Frage der Architek tur, sondern der Form des religiösen Lebens"". Die christozentrische Idee, hervorgegangen aus der liturgischen Erneuerung, und deren Umsetzung sind somit der eigentlich alles verbindende Grundsatz. Sieht man sich die Entwick lung der einzelnen Bauformen der Sakral gebäude an,wie sie ineinander übergehen, parallel laufen, miteinander kom munizieren und doch verschieden sind, aber gleichzeitig immer an dieser Idee anknüpfen und die Forderungen verwirk lichen wollen, so scheint diese Aussage als wirklich umfassendste Gnmdlage. Anmerkungen: ') Rudolf Bachleitner: L' architecture des eglises en AUTRICHE.-In: L'ART D'EGLISE. Published by the monks of S. Andre, Bruges, Belgium 1957. Seite 129ff. 0 Markus Bittner: Parsch in einer Großstadlpfarre.- In: Mit sanfter Zähig keit. Norbert Höslinger, Theodor MaasEwerd, Vertag Österreichisches Katholi sches Bibelwerk, Kloslemeuburg 1979. Seite 195. ')Pfarrarchiv der Pfarre Floridsdorf. ♦) Besser noch:In und mit ihr zu leben! 5) Rudolf Bachleitner: L' architecture des eglises en AUTRICHE.-In: L'ART D'EGLISE. Published by tlie monks of S. Andre,Bruges,Belgium 1957. Seite 136. Im ,Rirchlichen Anzeiger für die Erzdiözese Cöln", 52. Jg., Nr. 31, Cöln 1912, findet sich ein Erlaß, der den Kir chenbau regelt: ,J>leue Kirchen sind der Regel nach nur in romanischem oder goti schem bzw. sog. Übergangsstile zu bauen. In letzter Zeit gehen Bestrebungen dahin ( )ganz moderne Bauarten zu wählen. In Zukunft wird dazu - es müßten denn ganz eigentümliche Verhältnisse obwalten - keine Genehmigimg erteilt werden." (Unter modemer Bauart wird der Jugend stil verstanden.) ')In diesem Zusammenhang ist zu be denken, daß noch 1927 auf der Tagung des Vereins für Christliche Kunst die These vertreten wurde, „daß Eisenbeton kein würdiges Material für den Kirchen bau sei", wiewohl auf dieser Tagung, vierundsiebzig Jahre nach der Gründung des Vereins, beschlossen wurde, die Parole seiner Gründer „die kirchliche Kunst im mittelalterlichen Stile zu pfle gen",aus den Statuten zu entfernen. Willy Weyres:Neue Kirchen im Erzbistum Köln 1945-1956. Verlag L. Schwann Düssel dorf 1957, Seite 13f. Willy Weyres war nach dem II. Weltkrieg Diözesanbaiimeister und Leiter der Bauabteilung des Generalvikariates Köln. ') Norbert Höslinger, Theodor MaasEwerd: Mit sanfter Zähigkeit. Verlag Österreichisches Katholisches Bibelwerk, Klostemeuburg 1979,Seite 100. ') Ferdinand Kolbe: Die liturgische Bewegung. Paul Pattloch Verlag Aschaf fenburg 1964. '") P. Parsch und Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie, Klostemeuburg 1939. ") Die ,JfCirchenvergrößerung" wird z.B. an einem Projekt für die ,Rauchfangkehrerkirche" in 1040 Wien exemplifiziert. •') P. Parsch: Die objektive und sub jektive Frömmigkeit, Bibel und Liturgie 1932/33,Seite 283. ") P. Parsch; Die objektive imd sub jektive Frömmigkeit, Bibel und Liturgie 1932/33,Seite 287f. ■•) Ebd., Seite 288. '>) Ebd., Seite 288f. ") P. Parsch und Robert Krarareiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. Klostemeuburg 1939. Seite 14. ") Mittelpunkt als Zentrum des ge meinsamen Erlebens. '•) Eine Forderung, die erst durch das n.Vatikanum für Pfarrkirchen erlaubt und verbindlich gemacht wurde. Vorher war diese Form des Altares nur in Filial kirchen gestattet. ") Siehe Anmerkung 16. ") P. Parsch und Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. Klostemeuburg 1939, Seite 17f. ") Codex juris canonici, Canon 1164, § 1 ") Dazu zählt natürlich die Bauord nung, der zur Verfügung stehende Bau platz und anderes mehr. ") Die erste gesicherte gemeinsame Arbeit war 1936 der Umbau von St. Gertmd in Klostemeuburg. '•) Ein großes Anliegen war ihm auch die baukünstlcrisch und technisch über zeugende Verbindung von Iimenraum und Außenbau. ") vgl. P. Parsch und Robert Kramrei ter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. 1939, Seite 75. ") Diese wurde zur ,J^ienempore" umgewidmet. ") P. Parsch und Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. Klostemeuburg 1939, Seite 137. ») Ebd. ") Ebd., Seite 154 ") Ebd. ") P. Parsch und Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. Klostemeuburg 1939, Seite 13. ")Art. 124 derLiturgiekonslitution. ") Johannes H. Emmingliaus: Gestal tung des Altarraumes, St. Benno-Verlag GmbHLeibzig 1976. ") Willy Weyres: Der Kirchenbau im Erzbistum Köln 1920-1931.-In: Kunstgabe des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen. Köln 1932, Seite 25. Ing. Johannes Kraus war bis 1990 Mit arbeiter im Bauamt der Erzdiözese Wien und studiert derzeit Kunstgeschichte. Vorschau: Das Dezemberheft der ,3eiü"äge" wird dem Thema „Dreißig Jahre Zweites Vati kanisches Konzil (1962-1965)" gewidmet sein. Anregungen und Beiträge werden an die Redaktion erbeten. Wiener Diözesanblatt: Inliaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Redaktion: Diözesanarclüv Wien (Dr. Johann Weiflensteiner). Satz: Diözesanarchiv Wien. Alle; 1010 Wien, Wollzeile 2. - Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., 1030 Wien, Faradaygasse 6. - Das „Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 36
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