Begegnung zwischen Gott und Mensch, als Gemeinde versammelt, zu erleichtem. Durch Architekt geformt und durch Künstler ausgestattet, sollte er Sammlung und Stille, Begegnung und Freude, Lob und Anbetung ennöglichen. Deshalb ergriffen durchaus namliafte, manclimal sogar international bekannte Architekten und Künstler die fast über Augenliöhe befindliche Türsclmalle des zur Wollzeile gelegenen Sitzungszimmers des Erz bischofs. Um das beste Werk zu finden, die gelungenste Form zu erhalten und einen würdigen Gesamteindruck zu errei chen,wurden fallweise auch Wettbewerbe ausgeschrieben. Bewußt habe ich hier die Nennung der Vielzahl aller von Erzbischof Jachym erbauten und verantworteten Kirchen in miserer Erzdiözese unterlassen. So möchte ich seinen Motiven entsprechen: Jeder Bau - unabhängig von der Lage in der Stadt oder aufdem Land, von geringer oder großer Kubatur - lag ihm am Herzen. Trotz Dringliclikeit und fast täglicher Kostenverteuenmg wollte er weder Ge brauchsarchitektur noch Kuizzeitkunst. Wie immer im Leben ist auch hier die Differenz zwischen Wollen und Können spürbar, zumal bisher unausgereift leider oft der Impuls der Zentrale nicht adäquat war dem Wissen und Wollen des örtlichen Pfarrers mit verantwortlichen Beratern und einer Gemeinde von Gläubigen, die bei Kirchenbau und Kirchenkmist nicht immer eines Sinnes werden konnten. Wer das einer Kurzbiographie glei chende Wort,ßaubischoP'für ErzbischofKoadjutor Dr. Franz Jachym als saclikundige Auskunft oder als liebevolle Erklä rung zu verwenden sich bemüht,der möge weiterhin so tun. Wer dieses Wort ver kürzt und so zu einem möglich ominösen macht, der möge es aus meiner Sicht der persörilichen Wertschätzung und nahbe teiligten Erfahrung eher unterlassen. Jeder möge sich vom Wiener Bischof-Koadjulor,dem Erzbischof Dr. Jachym, sein Bild machen oder auch schon gemacht haben. Aber dieser Maim bleibt, durch die Weihe Bischof unserer Kirche, durch die päpst liche Ernennung der Naclikriegs-Koadjulor von Wien, auf Grund seiner Begabun gen und Persönlichkeit ein letztlich nicht faßbarer Mensch. Aus den Tiefen seines melir leid- als freudvollen Seins hat er verstanden zu leben, ohne bitter zu sein und zynisch zu werden; ist er trotz viel fältiger Beanspruchung und weit- wie umsichtiger Betätigung nie zum Manager im Bischofstalar geworden! Vielmehr wußte er, in welchen Tiefen die Quellen seines Seins entspringen. Seit ich ein Diktat für ein Manuskript einer Rimdfimkansprache entgegennehmen durfte, klingt es mir, im Original vernommen, noch im Ohr: „Omnes fontes mei sunt in te". Als testamentarische Vermächtnis hat er uns allen liinterlassen: „AU meine Quellen entspringen in dir". Anmerkungen: ')Norbert Rodt, Der Koadjutor für den Gestaltwandel der Erzdiözese Wien.Mein persönliches Lebensbild über den Wiener Kirchen-Bau-Meister" nach dem Zweiten Wellkrieg, in: Annemarie Fenzl [Hrsg.], Franz Jachym. Eine Biographie in Wort meldungen, Wien-München 1985,S. 518532. Der folgende Beitrag bietet einen Auszug aus dieser Darstellung. Zum Lebensbild von Erzbischof Dr. Franz Jachym vgl. jetzt auch die zum zehnten Todestag - Erzbischof Dr. Franz Jachym starb am 29. November 1984 - herausgegebene Broschüre ,franz Jachym,+ 29. II. 1984zum Dezennium". Sie enthält Erinnerungen der engsten Mitarbeiter des Verstorbenen an ihren „Chef. ^) Vgl. dazu die ausführlichen Darstel lungen Norbert Rodt, Kirchenbauten in Wien 1945-1975. Auftrag, Außau und Aufwand der Kirche von Wien (-Veröffentlichungen des Kirchenhistori schen Instituts der katholisch-theologi schen Fakultät der Universität Wien 19), Wien 1976 und ders., Kirchenbauten in Niederösterreich 1945-1978. Auftrag, Außau und Aufwand der Kirche von Wien (^'Veröffentlichungen des Kirchenhistori schen Instituts der katholisch-theologi schen Fakultät der Universität Wien 20), Wien 1978. Die höchst wünschenswerte Darstellung der diözesanen Bautätigkeit ab 1976 bzw. 1979 steht leider noch aus; ebenso eine solche oder ähnlich über den Kirchenbau in der Erzdiözese Wien in der Zwischenkriegszeit. Diese Anregung, die Erzbischof Dr. Franz Jachym dem Autor gegeben hat, reicht dieser so zur Erledigurm weiter. )Vgl. dazu Alfred Zettl, Die Entwick lung des Liegenschaftsvermögen der Erzdiözese Wien und ihrer Pfarren von 1945-1981, Wien 1983. Auch diese Arbeit wurde von Erzbischof Dr. Franz Jachym angeregt. "*) Prälat Dr. Josef Gorbach, Pionier und Motor der Notkirchenbewegung in der Erzdiözese Wien in der Zwischen kriegszeit und von 1955 bis 1967 starb am 6. November 1977. Er wurde auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Lochau (Grabstein links vom Kirchenportal) in Vorarlberg begraben. ') Die von Erzbischof Jachym wieder holt angeregte Dokumentation der diöze sanen Bautätigkeit seit 1945 liegt - bis 1975 bzw. 1978 - in den in der vorherge henden Anmerkung genannten Arbeiten vor. KR Dr. Norbert Rodt ist seit 1976 Pfarrer von Gersthof und seit 1979 Dechant des 18. Stadtdekanates. Von 1970 bis 1976 war er Sekretär und Zere moniär von ErzbischofDr.FranzJachym. Das Erzbischöfliche Bauamt von 1973 bis 1987 Von Walther Panzenböck In diesen Tagen jälirt sich zum fünfzig sten Mal die Errichtung des Erzbischöf lichen Bauamtes durch den Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Theodor Innitzer. Durch nahezu 24 Jahre durfte icli in die sem Amt an leitender Stelle meine Aufga ben verrichten, davon 15 Jalire als Direk tor diesem Amt vorstehen. Nach dem Tod von Dompfarrer Dr. Karl Raphael Dorr wurde Möns. Alois Penall zum neuen Dompfarrer bestellt. Nun sollte ich, nach zwei Kaplans]aliren in Gcrasdorf seine Stelle einnehmen, vorerst als Referent für Profanbauten. Berufliche Voraussetzung für diese Berufung dmch Kardinal König, auf Vorschlag von ErzbischofDr. Jachym, war mein Studium an der HTL Mödling, Abteilung Hochbau, und meine Praxis als Zimmerermeister. 1973 übernahm ich, nach dem Ausscheiden von Prälat Lux, die Leitung des Bauamtes. Nachdem Erzbischof Groer die Leitung der Erzdi özese übertragen wurde, sollte eine struk turelle Neugestaltung der diözesanen Ämter durchgeführt werden. Auch das Bauamt wufde in diese Reform einbezo gen. Da die dadurch überhandnehmende Bürokratisierung meiner Amtsauffassung und meinem Arbeitsstil nicht entsprach, bat ich mit 31. Dezember 1987 um Enthe bung von dieser Aufgabe; diesem Wunsch wurde auch entsprochen. In die Zeit meiner Tätigkeit im Bauamt (1966-1987) fielen die großen naclikonziliaren Reformen in Seelsorge und Liturgie und damit verbunden auch die des kirch lichen Bauens. Dazu kam, daß neue Bau stoffe auch eine neue Form des Bauens ermöglichten und zum Teil auch erforder ten. Ein nie geahntes Experimentieren auf dem Gebiet der Baukunst fand statt. Auch das kirchliche Bauen koimte daran nicht vorübergehen. Noch dazu erlaubten die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Neugestaltung des gottes dienstlichen Iimenraumes und so war - meines Erachtens - die Zeit gekommen, um vom bisher - weim auch abgeändert - verwendeten barocken Baustil abzugehen. Große Arcliilekten und solche, die sich dafür hielten, haben sich auf dieses Ex perimentierfeld ,Jdrchliches Bauen" eingelassen und sich dabei profiliert oder di^s zumindest versucht. Der Altar für die Feier der heiligen Eucharistie wurde als sogenannter Volksaltar in den Mittelpunkt gerückt, der Ambo,als Verkündigungsort, als ,Altar des Wortes", fand eine entspre chende Wertschätzung. Für die Aufbe wahrung des Allerheiligsten sollte ein neuer, würdiger Aufstellungsort gefunden werden. Die bisher benützte Kanzel zur Verkündigung des Gotleswortes fand kaum mehr Verwendung. Bahnbrechend imd wegweisend waren sicher die Architekten Holzmeister, Kramreiter und einige jimge engagierte Architekten. Kirchen, wie die Pfarrkirche 31
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