sicherlich auch Ausdruck persönlicher Freude an diesem bischöflichen Dienst. hl meiner Zeit hatte die auch immer wieder betroffen machende Ansprache einige Gnmdthemen: der Dank an Gott,in einem freien Vaterland, Häuser ftJr Men schen und das Haus für Gott bauen zu können; der Dank an die Solidarität aller Katholiken, weil nur ihr ptinktliches 2^en des Kirchenbeitrags solche Werke ermöglicht hat; das Ermuntern der Ge meinde,in diesem Gotteshaus ihr gläubi ges Leben in Eucharistie und anderen Sakramenten „aufgipfeln" zu lassen und schließlich, als Höhepunkte alles Verkün dens und Tuns: die Wandlung der Gaben von Brot und Wein und die Speisung der nach dem Siim ihres Lebens hungrigen Gläubigen. Ein wirklicher Freudentag - früher eirunal durch einen Fasttag vorbe reitet. Der Konsekralor hat sich also selbst vorbereitet, um danach Kirche und Altar, Volk und Priester Gottzu bereiten! Die anschließende Agape, das Ge spräch mit allen Beteiligten, das scher zende wie auch manchmal liebevoll ät zende Wort, Humor und Frohsiim, Glück imd Freude waren zu spüren, zu sehen und zu begreifen. Dabei hat sich der auch von Jahr von Jahr für mich schon beob achtbar älter und auch müder werdende Bischof zum Grundsatz gemacht: Die weltliche Feier darf nicht länger dauern als die kirchliche Handlimg. In dieser Ausgewogenheit kormte er selbst leben und hat viele geistliche und weltliche Freuden erleben lassen; Kirchen bauen und erneuern als Lebensirütalt imd bischöfliches Lebensprogramm. Wieviel Freude und Genugtuung und Dankbarkeit mögen in seinem an solchen Festtagen reichen Leben geherrscht haben! Das den Bau abschließende „Schlußdekret", das vom Bauamt mit Akribie erstellt werden mußte, hatte alle Daten, insbesondere Abrechnung und Finanzierung sowie Kubatur und Kubikmeteipreis, zu Vergleichszwecken auszu weisen. Der Bau war beendet. Das Werk war vollendet. Die Pfarrgemeinde hatte ihr neues Kirchengebäude. Jetzt kam es darauf an,ob sie es mit geistlichen Leben und Tun erfüllen und auch die entstande nen Schulden bezahlen und das ausge machte Darlehen „abstottern"kormte. Gehalt der Tiefen und Höhe der Geßlhle Wenn ich meine sechs Jahre in der Nähe des Erzbischofs eingeengt auf die Erlebnisse des 2Leremoniärs bei kirch lichen Weihehandhmgen imd des Sekre tärs im Zusammenhang mit Kirchenbau ten, überblicke und meine persönliche Kurzzeiterfahrung in einen mir doch bekannt gewordenen größeren Zusam menhang stelle, habe ich mir die Frage vorgelegt: Was möchten wohl die in ei nem mehr als drei Jahrzeimte lang dauernden, mit Bauagenden erfüllten Leben die Höhen und Tiefen in Zusam menhang mit kirchlichem Bauen gewesen sein? Jeder Tag, davon wäre viel zu be richten, halte diesbezüglich seine eigenen Sorgen imd Probleme, viele Überraschun gen imd etliche Querelen. Eine der wohl größten Betroffenheiten scheint der mir aus kirchlicher Sicht kaum zu verhindern gewesene und Ende Okto ber 1965 beendete Abbruch der alten ,Jlauchfangkehrerkirche", der freilich für die Wiener Großstadtpfarre viel zu klei nen ,jCirche zum heiligen Florian" in der Wiedner Hauptstraße gewesen zu sein. Denn die zwischen Stadt und Erzdiözese Wien getroffenen Vereinbarungen waren einzuhalten. In diesem Fall mußten die Anliegen der Pastoral wichtiger sein als die Aufgaben des Denkmalschutzes. Wenn nun die öffentliche Hand die Erhal lung des kirchlichen Denkmals nicht wollte, was konnte da der laute oder stumme Protest erreichen? Den 12. Juli 1972 werde ich wohl nie vergessen! Was mir wie ein Schreck in die Glieder gefahren ist, hat als katastrophale Mitteilimg den Erzbischof gefaßt erreicht: Die Kirche am Kordon brermt. Knapp vor der Fertigstellung ist die Kirche - vermut lich infolge eines Defektes in der Elektroanlage - völlig eingeäschert worden. Eine Katastrophe! Aber auch diese Schrekkensmeldung hat den gereiften und aus geglichen Maim weder unkontrolliert bestürzt noch unsicher machen köimen. Bei einem Menschen, der mehr nach innen lebt, als er nach außen zeigt, von großer oder übergroßer Freude sprechen zu sollen, fällt schwer. Dennoch scheint mir der 24. Oktober 1976 (die letzte Kirchweihe, die ich schon als Pfarrer von Gersthof mit meinem ehemaligen „Chef gemeinsam vornehmen durfte; mein Nach folger als noch unerfahrener Zeremoniär war dabei einzufüliren) ein solcher Tag voll stiller Freude, innerer Genugtuimg über gemeinsam geleistetes Werk gewe sen zu sein. Die Wotrubakirche am St.- Georgen-Berg wurde geweiht und der örtlichen Gemeinde übergeben. Bald danach begrüßte der dort wirkende Seel sorger die wenigen in- und vielen auslän dischen Gästen mit dem Satz: „Sie stehen hier am bedeutendsten Platz Mitteleuro pas- nur die Wiener wissen das nicht!" Der Erzbischof als „Bauherr" ßir Priester Gemäß meiner offenen und deshalb auch manchmal als vorlaut erachteten Art habe icli während meiner Jahre als erzbischöflicher Sekretär empfinden müssen; ,J4och gelingt es uns, selbst um 10 bis 20 Millionen Schilling pro Station eine Kir che hinzustellen. Wird wohl auch ilue finanzielle Erhaltung auf Dauer möglich sein? Wird wohl angesichts der sinkenden Priesterzahl die Aufrechterhaltung der Pastoral möglich sein?" Lange bevor ich solche kritische Fragen bedenken und aussprechen konnte, hat der Erzbischöf liche Koadjutor schon den Wunsch des Diözesanbischofs erfüllt. Über den Weg einer Sonderfinanzierung konnte das zweite diözesane Knabenseminar in Sachsenbrurm errichtet werden. Dieser Bau hält allen Kritiken stand. Dieses Bau werk, wohl durchdacht imd in herrlicher Umgebung gelegen, hat mitgeholfen, junge Menschen zu wertvollen Christen und Buben(wie später auch Mädchen)zu prieslerlichen Menschen zu erziehen. Einigen der männlichen Absolventen kormte so der Weg zum Priesteramt geeb net werden. Es werden wohl bald insge samt25 geweihte Männer sein, die dieses Haus als Maturanten verlassen haben! Darf hier geistliche Frucht mit baulichem Aufwand überhaupt verglichen werden? Ist das heute gern gebrauchte Wort von der Umwegrentabilität hier statthaft? DasBauen ist des Bischofs Pßicht Um die Jahrhundertwende war die Kirchermot in Wien ganz besonders spür bar. Im Heimatbezirk Jachyms, in Favori ten, gab es zuerst nur ein, dann in der Antonskirche ein zweites Gotteshaus in Mammutgröße. Die Kirchenbauten ent lang des Gürtels (z.B. Maria vom Siege, Breitenfeld) sind ebenfalls Zeugen dieser damaligen Ansicht: Hat Wien genug große Kirchen, dann werden die Katholiken (damals mehr als zwei Millionen in der k. u. k. Reichshaupt- und Residenzstadt) schon hineingehen und ihre religiösen Pflichten erfüllen. Dezentralisierung und Substnikturen sind erst soziologische Erkenntnisse und pastorale Konsequenzen der Nachkriegssituation in Wien. Wunden des Krieges - auch auf dem Bausektor - mußten repariert und Neubau ten, besonders aus ,hJachholbedarf und dann durch Stadterweitenmg veranlaßt, olme Aufschub geplant und raschest ange gangen werden. Wie schwierig dabei im Kontakt mit den Dienststellen des Rat hauses die Gnindbeschaffimg war, darf nicht unerwähnt bleiben. Des Bischofs persönliches Anliegen war, dokumentiert' zu wissen, daß die Diözese als Bauherr immer der Qualität vor der Quantität Vorrang einräumen wollte. Dennoch hatte sich das Bauamt der Erzdiözese stets im Zugzwang befunden: als die großen Mittel der öffentlichen Hand und noch dazu der Informationsvorspning die Stadt insbe sondere im Norden, Süden und Osten aus den Nähten ihrer Verbauung platzen ließ, war die Kirche mit ihren verhältnismäßig bescheidenen Mitteln - einem Wettkampf vergleichbar - stets abgeschlagen und auf dem letzten Platz. Wenn noch dazu - z.B. im Heimatbezirk des genannten Bau bischofs - parteipolitische Absprachen den Neubau von notwendigen Gottesdienst stätten und kirclilichen Gemeindezentren anfangs verhindert, später veizögert und schließlich kostenverteuemd an nicht immer ganz günstigen Plätzen geduldet haben,wüßte darüber derjeweilige Sekre tär vieles zu berichten. Wie ein ohmnächlig Ringender, wie ein leidvoll Geprüfter und ein trotz vorübergehender Aussichts losigkeiten nach neuen Aussichten Suchender ist mir dabei der zumeist als Baubischof Gerühmte, letztlich aber auf einem mehr als undankbarem Gebiet Verantwortliche vorgekommen. Die Rolle der Kirche als Kunstmäzen und ihr Auftrag, Kunst und Künstler zu fordern, ist infolge Mangels an fmanziellen Mitteln schon lang vorbei! Dennocli sollte bei Kirchenbauten ein Raum entste hen, dessen Wesen und Ziel es ist, die 30
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