Anmerioingen: ') Vgl. J. Fried, Nationalsozialismus und Katholische Kirche in Österreich, Wien 1947,S. 135. . ^)DAW,Zentralvaria 1945/Zl. 5475. ')DAW,Bischofsakten Innitzer, Pr.Z. 629/1945. Ö Zur Biographie von Josef Wagner vgl. DAW, Personaltabellen U, 145f. Prälat Josef Wagner wurde 1885 geboren, 1908zum Priester geweiht. 1945 wurde er Domdechant, 1952 Dompropst. Prälat Wagner starb am 10. Mai 1972. ')Ebd.Pr.Z.630/1945. »)WDBi. 1945,S. 38. ') Alois Penall, Die Kriegsschäden an den Kirchen der Erzdiözese Wien und deren Wiederherstellung im Jahre 1950, in: Wiener Diözesankalender 1951,S. 7177,hier S.71. •)Ebd.S. 77. ')Alois Penall, Gott soll bei ims woh nen. Die Kirchenbautätigkeil in der Erzdiözese Wien, in; Wiener Diözesanka lender 1955,S. 54-59. '«)Ebd.S. 55. ")Die Furche, 16. Jg., 1960, Nr. 16, 16. April 1960, Beilage ,Auferstanden aus Ruinen". '0 Alois Penall, Seelsorge xmd Kir chenbau,ebd. ") Robert Kramreiter, Im Geiste der Liturgie. Wiens Beitrag zur Entwicklung der Kirchenbaukunst,ebd. Erzbischof Dr.FranzJachym (1910-1984), der„Baubischof"der Erzdiözese Wien Von Norbert Rodt Schon früher' habe ich klarzulegen versucht, daß die gängige Bezeichnung von Erzbischof Jachym als „Baubischof eine nicht unbedingt zulässige, von Erz bischof Jachym selbst als schmerzlich empfundene Verkürzung seines bischöf lichen Wirkens,die leicht den spirituellen Tiefgang seines Lebens übersehen läßt, darstellt. Im Rahmen dieses Artikels soll aber das Hauptaugenmerk auf das Wirken Jachyms im Bereich des diözesanen Bau wesens gelegt werden. Im Jahr 1956, unmittelbar nach dem Antritt seines Bischofsamtes in Wien, betraute der neue Wiener Erzbischof Franz König Erzbischof Franz Jachym als dem der Erzdiözese Wien beigegebenen Koadjutor mit der selbständigen Führung folgender Aufgaben: 1. Vertretung der Erzdiözese und ihres Ordinarius im Rahmen der Kirchlichen Auß>auanleihe und im Diözesanfondsßir Famiiienhilfe. 2. Gründung und Enichtung neuer Seelsorgestationen sowie Bau und Wie derherstellung von Kirchen und kirch lichen Amtsgebäuden nach den mit dem Diözesanordinarius vereinharten Plänen.. 3. Errichtung eines zweiten Knaben seminars im Süden derErzdiözese...". Weit über hundert kirchliche Bau werke in der Erzdiözese Wien^ sind stei nerne Zeugen daftlr, in welch umfassen der, selbstloser und loyaler Weise Erz bischof Jachym die ihm übertragenen Aufgaben erfllllt hat. Vorgaben und Zugaben zur Bewälti gung großerAufgaben Welche Hilfen und fachliche Unter stützungen standen - abgesehen von eige ner, stets wachsender Erfahrung, angerei chert durch von Fachleuten selbst einge holte Auskünfte - dem vom Ordinarius mit diesen Agenden betrauten Koadjutor zur Verfiigung? 1. Zuerst schon ein im alten Codex ausgewiesener Administrationsrat. Dieses beratende Gremium einschlägiger Fach kräfte hatte alle Grundtransaktionen (Verkauf von kirchlichen Grundstücken, also Verlust von Substanz und Ankaufvon Liegenschaften, insbesondere für den Neubau kirchlicher Objekte) zu beraten, zu beschließen, zu verantworten und damit den Diözesanbischofin die Lage zu versetzen, die richtigen Entscheidungen zu treffen'. Daß das Zustandekommen eines läge- wie kostengünstigen Kirchen bauplatzes in Wien jedes Mal schließlich Anlaß zu Freude und zugleich Erleichtenmg war,wird wohl nicht verwundem. 2. Weiters das Bauamt, eingerichtet im dritten Stock des Erzbischöflichen Hau ses, an der Rotenturmstraßenseite gele gen, Der diözesane Baudirektor - bis 1987 immer ein einschlügig geschulter Priester - leitet, unterstützt von wenigen Architek ten imd Ingenieuren, beraten von einem Konsulenten, dieses zur Durchführung aller diözesanen Bauvorhaben wichtige Amt, dessen ordentliches Budget bis zur Mitte der fünfziger Jahre gerundet etwa 15 Millionen Schilling war, im Jalu dar auf freilich auf das Doppelte anschnellte, stetig stieg imd Ende der sechziger Jahre mit fast 100 Millionen Schilling einen Höhepunkt erreichte. Gewaltige Aufgaben und Ausgaben, verantwortet und durchge führt von einem damals wie fast noch heute relativ kleinen Stab. 3. Kunstrat und Baubeirat waren über Vorschlag des Koadjutors noch von Kar dinal Innitzer eingerichtete Gremien. Seine Mitglieder hatten das sprunghaft anwachsende Baugeschehen mit fach lichem Rat, durch Ausbildung und Erfah rung erworbene Kompetenz und kluges Urteil zu begleiten und mitzuverantworten. Ab der Milte der fünfziger Jahre war eine Vervielfachung von kirchlichem Bauvolumen und infolgedessen eine Ver vielfachung des Finanzierungsbedarfes gegeben. Weiters hat sich der neue Wie ner Erzbischof zur Linderung des damals sich schon abzeichnenden Priestermangels entschlossen, ein zweites Knabenseminar zusätzlich zu dem in Hollabruim zu errich ten und dafür als Standort den Süden unserer Diözese zu erwählen. Ein solch besonderes Vorhaben brauchte damals, wie später der Neubau der Pädagogischen Akademie in Strebersdorf, Sonderfinan zierungen. Die Erzdiözese Wien war also damals wie nie zuvor vor die Wahl ge stellt, entweder ihrem pastoralen Auftrag nur ungenügend bei meist noch ungenü genderen räumlichen Verhältnissen ent sprechen zu können oder sich an BankInstitute um Kreditgewähnmg zu wenden. um die notwendigen Sanienmgen und Investitionen durchführen zu körmen. Nach eingehendem Studium dieser Fragen wurde vor allem von ErzbischofKoadjutor Jachym imd Komm.-Rat Emst Klein, dem Leiter des Steuer- imd Wirt schaftsreferates der österreichischen Bischofskonferenz, ein neuer Plan gefaßt: ,Alle kirchlichen Rechtsträger, die über Vermögen verfügen, sollten sich zusam mentun und unter Belastung ihres eigenen Vermögens gemeinsam auf dem Kapital markt Kredite in einer solchen Höhe aufnehmen, wie es die dringendsten Bau vorhaben eben gerade erfordem. Aufdiese Weise konnte die Belastung aufgeteilt werden, der finanziell stärkere Rechtsträ ger konnte auch für den schwächeren bürgen,jedenfalls glaubte man,durch ein solch gemeinsames Vorgehen den für die Kirche, wirtschaftlich gesehen, vorteilhaf testen Weg gefunden zu haben". Der Weg war erfolgreich und zielführend: Bis 1984 wurden von der im Zusammenhang damit begründeten „Aktiengesellschaft zur Förderung von wirtschaftlichen Unter nehmungen und von Bauvorhaben"insge samt sieben Tranchen der ,JCirchlichen Aufbauanleihe"zur Zeichnung aufgelegt. Die Erzdiözese Wien trat für Zwecke des Kirchenbaues öfters als Darlehens nehmerin auf: Von der ersten Tranche (1956)hat sie 29 Millionen Schilling und von der fünften Tranche(1969)sogar 100 Millionen Schilling dem ordentlichen Haushalt zubuchen lassen. Der Grundsatz: „Die Kirche baut - die Kirche bürgt" hat sich als richtig erwiesen. Die Kirche konnte so ihren Heilsauftrag in besserer räumlicher Situation wirksamer erfüllen. Dieser von einem österreichischen Bischofim Blick auf die Weltkirche ein malige Schritt war ein Wagnis. Überdies galt es, die römischen Behörden von der Richtigkeit dieses finanziellen Risikos zu überzeugen und mit der Errichtung der Förderungs-Aktiengesellschaft einen noch imbegangenen Weg einzuschlagen: Wie viele Überlegungen seines die Situation und deren Entwicklung trefflich erken nenden, scharf erfassenden, intellektuell wie moralisch abwägenden Geistes, verbimden mit dem Blick auf die Wirksam keit aufKirchenvolk imd kirchennahe wie -ferne Öffentliclikeit, müssen einer sol chen Entscheidung vorausgegangen sein? 28
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=