Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

war, ist man bezüglich der laufenden Instandhaltung der Kirchen in Rückstand gekommen. Der Verfall wurde noch da durch beschleimigt, daß die Kriegsschä den an den Dächern nicht sofort behoben werden koimten. Der dadurch entstandene Schaden offenbart sich erst jetzt. ... Sol che Schäden bedrohen die Substanz und wären daher vordringlichst zu beheben. Wegen der Bescluänkung der Mittel mußte demgegenüber die bloß dem äußeren Aussehen dienende Pflege der Fassaden zurückgestellt werden". Trotzdem resigniert Penall nicht: „Zusammenfassend kaim man sagen: Die Aufgaben sind groß und mannigfaltig. In den letzten zehn Jahren ist viel geschehen, noch mehr aber bleibt zu tun. Sollten wir vor den Aufgaben verzagen? Mit Opti mismus und zäher Geduld, durch Opfer imd unter dem Segen Gottes werden sie gelöst werden; deim Gott will unter uns wohnen!" Fünfzelui Jahre nach dem Kriegsende überschreibt die Zeitschrift,, Die Furche" eine Sonderbcilage in iluer Ostemummer für das Jalir 1960 treffend; „Auferstanden aus Ruinen. Der Wiederaufbau der Erz diözese Wien nach 1945"". Lt seinem Geleitwort sclueibt Kardinal König: ,Jvlit dem österreichischen Volk und dem österreichischen Vaterland trat auch die Kirche vor 15 Jahren, in den Apriltagen des Jahres 1945, aus den Luftschutzkellern, den Katakomben, wieder an das Licht der Öffentliclikeit. Wohl schlugen ihr die letzten Tage des Krieges - gerade imsere Diözese war ja zur Gänze Kriegsschauplatz geworden - noch schwere Wunden. St. Stephan sank in Rauch luid Trümmer, und manche kleine Dorfkirche wurde noch zerstört, mancher Geistlicher der Diözese opferte noch sein Leben beim Versuch, als treuer Hirte Frauen und Kinder zu schützen. Diesen Opfern wollen wir gerade heuer mit besonderer Ehrfurcht gedenken. Aber Not und Gewalt der letzten Kriegstage und die bittere Zeit der Beset zung wurden bald überstrahlt von dem Ei fer und von der Begeisterung, mit der Priester und Laien wieder an den mate riellen Wiederaufbau der Heimat und Kirche sclmtten. Der Wiederaufbau des Stephansdomes war zum nationalen Sym bol der wiederbefreiten Heimat geworden. Überall wurden die zerstörten Kirchen wiederhergestellt und neue Gotteshäuser in neuen Siedlungsgebieten errichtet. Seit der Barockzeit konnten in Österreich nicht soviel Kirchen in so kurzer Zeit gebaut werden wie in den 15 Jahren nach dem Kriege. ...Aber der Bau neuer Kirchen und neuer Gottesdienststätten wäre nur eine halbe Maßnahme, weim nicht Hand in Hand damit das religiöse Leben unse res Volkes erneuert würde..." Zusammenfassend charakterisiert Alois Penall die Grundintention alles kirch lichen Bauens dieser Zeit: „Zusammenfassend soll festgestellt wer den, daß das Motiv des gegenwärtigen Kirchenbaues weder in der Freude am Bauen, noch in Staatsraison oder einer anderen Zweckmäßigkeit liegt, sondern allein in dem Bestreben, der Seelsorge zu dienen,um das Reich Gottes aufErden zu mehren"". Als Bilanz des Bauamtes seit seiner Gründung im Jahr 1945 fülut er folgende nach Totalschäden wiederaufge baute Kirchen an: 1947: St. Anton,Wien X 1948:St. Leopold. Wien II 1950:Schwechat;St. Georgs-Kirche Wiener Neustadt 1953: Arsenalkirchc, Wien III; Siegersdorf 1956: Königsbrunn am Bisamberg 1958: Maria vom Berge Kanncl, Wien X; Kaiser Franz Joscfs-Spital-Kirche. Dazu kommen noch die völlig zerstör ten, an anderer Stelle wiederaufgebauten Kirchen %vie Gimtramsdorf, Liesing, Siebenhirten, Maria vom Berge Karmel, Neulerchenfeld, Neumargareten, Namen Jesu,und Zwischenbrücken. An Neubauten von Pfarrkirchen imd Filialkirchen werden angefülirt: 1948: Gcisclberg; Wolfsau-Augarten, Wien II 1949: Wolfersberg, Wien XIV 1950: Allerfieiligen, Wien XX; Landegg; Namen Jesu, Wien XII 1951: Schafberg, Wien XVII; Eibesthal; Neubau (Pf. Niederkreuzstetten); Wimpassing 1952: Leopoldsdorf bei Wien; Guntramsdorf;Neumargareten,Wien XII 1953: Silberwald; St. Josef-KrankenhausSpilalkirche 1954: Deutsch Aitenburg; Jungarbeiterdorf Hochleiten 1955: Liesing, Wien XXIII; Siebenhirten, Wien XXIIJ; Rolhneusiedl;Schciblingstein 1957: Neulcrchcnfeld, Wien XVI; Krim, Wien XIX; Baden, St. Christoph; Grund; Hetzmannsdorf; Neubau-Kreuzstetten (BahnhoO 1958: Don Bosco-Kirche, Wien III; Maria Lourdes, Wien XII; Angern; Deutsch Wagram; Katzelsdorf a. d. L.; Steinabrunn (Pf. Drasenhofen) 1959: Tcmitz; Wiener Neustadt Kricgsspilal; Gatterhölzl, Wien XII; Mat zen; Wartmannstetten (Pf. Neunkirchen); Laxenburg(Klosterkirche) i960: Benediktinerinnen, Wien XVI, Liebhartsthal; Hirschwang Folgende neue Kapellen wurden er richtet: 1949: Hohenwarth„Am Hals" 1950: Schlagl bei Lichtenegg 1951: Eichenbrunn 1952: Hautzendorf(Pf- Traunfeld) 1956:Thal bei Lichtenegg 1957: Raasdorf(Pf. Lichtenegg) 1958; Kapelle der Hochschulgemeinde Wien I; Pius-Heim Wiener Neustadt Erweitcnmgsbauten wurden an folgen den Kirchen durchgeführt; 1948: Fitten, Ortskirche 1949: Inzersdorf-Neustifl, Wien XXIII; Perzcndorf; Streifing(Pf. Kreuzstetten) 1951: Eichenbrunn 1952: Hautzendorf(Pf. Traunfeld) 1954:Gschaidt 1955: Mannsdorf 1956: St. Anna,Wiesmath;Unterolbemdorf, Anstaltskirche 1959; Marchegg-Bahnhof Dazu kommen schließlich noch bedeu tendere Restaurieningen an 21 Kirchen in der Stadt Wien luid an 34 Kirchen in den Landgebielen der Erzdiözese. Eine erste kritische stilistische Würdi gimg der in der Erzdiözese Wien seit 1945 neu gebauten Kirchen und Gottesdienst stätten nahm Architekt Robert Kramreiter vor"; er schreibt: ,JIn der großen Wiener Diözese wurden in den letzten fünfzehn Jaliren zahlreiche neue Gotteshäuser gebaut. Wer unter ihnen besonders kühne und auffallende Lösungen sucht, wird enttäuscht sein. Es scheint, daß in dieser Diözese die Extreme bewußt vermieden wurden, und es hat den Anschein, als würde eher der mildernde Ausgleich versucht. In dieser Tatsache liegen Vor teile und Nachteile zugleich. Die großen Kirchenbauten >Äairden in der Wiener Diözese überhaupt seltener, und der Typ der kleineren, mittleren Pfarrkirche fiü richtige Familiengemeinschaften wurde seit 1945 bevorzugt. Nun sind die Kirchen unserer Diözese überhaupt nicht mehr das, was die alten Kirchen oder gar die Dome in früheren Jahrhunderten waren. Heute handelt es ich durchweg um Kullstälten kleinerer Gemeinschaften. Auch sind Kirche und Turm nicht melir die Dominanten im Stadtbild, denn auch die Städte in unserer Diözese haben sich stark entwickelt, und unsere Kirchen sind nicht mehr stark genug, den mächtigen Bau massen unserer öffentlichen oder indu striellen Bauten das Gegengewicht zu halten. ... Sehr oft ist es gar nicht mög lich, die Kirche notwendig und sinnvoll in die neugebauten Stadtteile einzugliedern, da die erforderlichen Kirchenbauflächen einfach der Kirche vorenüialten werden". Grundsätzlich würdigt Kramreiter die kirchliche Bautätigkeit in Wien: ,X)ie positive Art der verantwortlichen Stellen der Kirche in der Wiener Diözese liegt darin, daß diese in den letzten Jahren alles daransetzt, die geistige Not in den anwachsenden Dörfern und Städten, durch das Fehlen von geeigneten Gottesdienst stätten, so rasch wie möglich zu lindem. Die aus dieser bestimmt nicht leichten Aufgabe, die ja unter Bedachtnahme größter Wirtschaftliclikeit durchgeführt wird, erwachsenden Probleme sind natur gemäß sehr groß. Es geht dabei bestimmt nicht um Moderaismus oder Traditiona lismus". Absclüießend Kramreiter: „Wenn die seit 1945 in der Erzdiözese Wien gebauten neuen Gottesdienststätten beurteilt werden sollen, dann wird man die Meinung vertreten köimen, daß sicher nicht alles, was in den letzten fünfzehn Jahren gebaut wurde, die Prüfungen der Zeit bestehen wird. Es dürfte jedoch feststehen, daß man auch in der Wiener Erzdiözese der Forderung, dem 20. Jahr hundert seine religiöse Kunst zu geben,in genügendem Maße gerecht wird". Die Direktoren des erebischöflichen Bauamtes von 1945 bis 1995; Prälat Dompropst Josef Wagner, 12. Oktober 1945-10. Mai 1972(+) Prälat Robert Lu.x, 2. November 1972 - 30. September 1973 Msgr. Walther Panzenböck, 1. Oktober 1973 -31. Dezember 1987 Dipl. Ing. YrmiEhrlich, 1988-1995 Stellvertretende Leiter: Alois Penall, 18. Oktober 1951-30. Juni 1964 Robert Lux, 1. Juli 1964 - 1. November 1972 27

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