Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

der Evakuierungsmaßnahmen nicht zu erreichen ist". Zu einer Evakuierung ist es bekannt lich nicht gekommen. Wohl aber hat die Erzdiözese Wien Priester aus dem Osten, die fliehen mußten bzw. evakuiert wur den, aufgenommen. Unter diesen waren auch ^echisch-katholische Priester in größerer Anzahl. Vor diesem Hintergrund versteht man eine Anfrage im Juni 1945 an das Erzbischöfliche Ordinariat, grie chisch-katholischen Priestern zu erlauben, die Messe auch im lateinischen Ritus zu feiern. Als Gründe führt diese Eingabe an:„a) Schwierigkeit in der Beschaffung des Opfennaterials b) politische Gründe, c) aus Pastoralen Grtoden,d)schließlich aus momentaner Abneigung des Volkes gegen den Osten". Eine entsprechende Erlaubnis wurde zunächst für Einzelfälle erteilt, wozu eine Probezelebration beim Regens des Wiener Priesterseminar vorgeschrieben wurde , daim am 4. Juli 1945 aber wieder zurückgenommen. Aus manchen Pfarren kamen auch Anfragen, wie man sich bei Taufen ukrainischer I^der zu verhalten habe. Das Kriegsende Im März rmd April 1945 wurden weite Teile der Erzdiözese Wien von den Schrecken eines zu Ende gehenden Krie ges direkt betroffen, viele Pfarren wurden Frontgebiet. In dieser Situation und in diesen Gefahren haben die Pfarrer und Seelsorger der Erzdiözese Wien die ihnen anvertrauten Seelen nicht im Stich gelas sen. In zahlreichen Zeugnissen wird das getreue Ausharren der Priester bei ihren Gemeinden gewtlrdigt. Sie waren für die Bevölkerung Zuflucht und Trost. So schreibt der Pfarrprovisor einer kleinen Pferre im Weinviertel: ,J)er Volkssturm ist nicht ausgerückt. Auch der Provisor hat die Männer bewegen, daheim zu bleiben, Frau und Kinder zu schützen. Der Seel sorger ermunterte die Leute zum Aushar ren. Niemand ging weg". Er fährt fort: „Seelsorger[war]der einzige, der sich auf die Straße wagte, Trost zusprach.". Viele Priester waren unter steter Lebensgefahr bemtlht, vor allem Frauen und Mädchen zu schützen. So schreibt der schon zitierte Provisor weiter: „50 bis 70 Personen wohnten über 7 Wochen im Pfarrhof, suchten Schutz (besonders Frauen und Mädchen). Das Haus hatte besonderen Beistand Gottes. Der Provisor konnte - geschah oft durch höchsten Einsatz - vielen helfen. Einmal wurde er ange schossen bei Verteidigung von Mädchen. Wie durch ein Wunder wurde die tödliche Wirkung der Kugel durch eine leichte Kopfwendling verhindert. Mit Gewehr kolben versuchten Russen ihm den Kopf einzuschlagen. Der Kopf wie der Provisor bestanden die Probe,die Mädchen wurden gCTettet". In einer anderen Pfarre war ebenfalls „der Pfarrhof wochenlang die Zufluchtstälte der geängstigten Bewohner, 70-80 Frauen und Mädchen nächtigten in den Keilerräumen und Zimmern". Manche Priester bezahlten ihren Ein satz tatsächlich mitihrem Leben. Kriegsopfer der Erzdiözese Wien: Papst Pius XU. sprach in seinem Schreiben zum Ende des Zweiten Welt krieges über die ,4nateriellen und see lischen Ruinen", die dieser Krieg hinter lassen hat. Auch die Priester der Erz diözese Wien,ebenso ihre iCirchen, waren von diesem Krieg in besonderer Weise betroffen. Die folgende Aufstellung führt die im Zweiten Weltkrieg und durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ums Leben gekommenen Weltpriester, Alumnen und Angehörigen der mäimlichen Ordensgemeinschaften an: 1. Weltpriester Priester und Alum nen): Alexander Bayerle. Pfarrer von Pott schach i. R. Gestorben als Opfer eines Fliegerangriffes am 31. März 1945. Johann Biedermann. Kaplan der Pfarre Wien-Erdberg. Fiel am 23. August 1941 im Alter von 34 Jahren an der Ostfront. Robert Brach. Pfarrer von Bierbaum am Kleebtihel i. R., Messeleser in Gaubitsch. Wurde am 24. April 1845 aufdem Weg von der Kirche in den Pfarrhof von einer deutschen Granate getötet. Joharm Emminger. Kaplan in Himberg. Unteroffizier, gefallen im Alter von 30 Jahren am 28. Dezember 1943 bei Miloti in Albanien, begraben auf dem Heldenfhedhofin Skutari. Karl Fiby. Kaplan der Pfarre Matz leinsdorf. Opfer eines Fliegerangriffes auf Wien am 10. September 1944. Rudolf Frank. Kaplan in Niedersulz, wurde daselbst am 17. April 1945 im Alter von43 Jahren erschossen. Leopold Göstl. Aluiime des Wiener Priesterseminars. Unteroffizier, gefallen am 20. April 1943 im Alter von 25 Jahren an der Ostfront. Josef Gregorides. Neupriester der Erzdiözese Wien. Gestorben am 30. No vember 1945 in einem jugoslawischen Lazarett. Anton Grois. Wehrmachtspfairer, ge storben nach einer schweren Verwundung in Ausübung seiner Tätigkeit als Seelsor ger an der Ostfront am 20, März 1942. Leopold Haberler. Pfarrer von Stetten i. R., Expositus in Frättingsdorf. Winde am 21. April 1945 nach einem Verseh gang erschlagen aufgefunden;64 Jahre alt. Georg Halzl. Pfarrer in Matzen. Wurde während der Kampfhandlungen am 10. Mai 1945 erschossen. Konrad Hilgart. Kaplan der Pfarre St. Othmar-Wien lU; Sanitätsgefreiter, gefal len im Osten am 21. Juli 1941. Leopold Kökeis. Religionslehrer in Wien XD; eingerückt seit 26. November 1943, gestorben am 14. Jänner 1944 in Eisenstadt. Georg Ko6s, Priester der Diözese Großwardein; Sekretär in der Erzbischöflichen Ordinariatkanzlei in Wien. Gestor ben am 11. September 1944 an den bei einem Fliegerangriff auf Wien am 10. September 1944 erlittenen Verletzungen. Johann Kam. Früher Provisor der Pfarre Gschaidt; gefallen am 28. Juni 1943 bei Olyka Metelno, begraben auf dem Heldenfriedhofzu Rowno in Wolhynien. Leopold Lehner, Neupriester, gefallen bei Wjasma in Rußland am 17. August 1941 im Alter von26 Jahren. Raimund Lutz. Sanitäts-Obergefreiter, gefallen in Ausübung seines Sanitäter dienstes bei Orel am 14. Juli 1943 im Alter von 25 Jahren. Dr. phil. Heinrich Maier. BCaplan der Pfarre Gersthof. Wurde am 22.IMrz 1945 im Alter von 37Jahren hingerichtet. Rudolf Marchi. Pfarrer von Rodaun; starb beim Fliegerangriff auf Wiener Neustadt am 7. Dezember 1944 plötzlich an Herzschlag. Emst Neusiedler, Alumne im 3. Jahr gang der Erzdiözese Wien; gefallen am 27. Augsut 1941 in Rußland im Alter von 21 Jahren. Karl Novotny. Kaplan in Mauer, ge storben in einem russischen Gefangenen lager vor Mai 1946. Otto Nürnberger. Alumne der Erz diözese Wien im 2. Jahrgang; gefallen am 28. Juli 1942 im Alter von 22 Jahren in Rußland. Peter Parel. Alumne der Erzdiözese Wien im 3. Jahrgang;gefallen am 25. Juni 1941 bei Rawa-Ruska. Matthäus Proisl. Religionslehrer, ge storben am 20.Februar 1946im Kriegsge fangenenlager Semlin in Jugoslawien. Otto Robl. Alumne der Erzdiözese Wien im 2. Jahrgang; gefallen im Alter von 20 Jahren am 6. September 1941 in Rußland,beerdigt in Toropetz. Friedrich Rubeß. Alumne der Erz diözese Wien; gefallen am 24. Februar 1942 in Rußland im Alter von 22 Jahren. Johann Salomen. Definitiver Religionslehrer; Opfer eines Fliegeran griffes aufWien am 17. November 1944. Berthold Salzmann. Alumne des Germanicums, Lic. phil.; gefallen am 15. April 1941 bei Tobruk in Lybien im Alter von 23 Jahren. Wilhelm Schöwel. Neupriester, gestor ben am 21. Dezember 1941 im Feldlaza rett Medyn südwestlich von Moskau. Bruno Schwammel. Sanitätsobergefrei ter, gefallen am 3. Okotber 1944 im Alter von 27Jahren bei Imola(Italien),während er mehrere Verwundete verband und ihnen so das Leben rettete. Franz Steurer. Umgekommen im Pfle geheim Hartheim bei Linz am 23. Mai 1941. Richard Sulz. Alumne der Erzdiözese Wien; gestorben nach einer schweren Kriegsverwundung an der Ostfront in Roslawl am 10. April 1942 im Alter von 21 Jahren. Walter Taudes. Kaplan in Hadres; Sa nitätssoldat; gefallen in Rußland am 14. Jänner 1942. Alois Vogt. Kaplan in Schwechat; Un teroffizier, gefallen am 19. August 1941 bei Tscherkassy am Dnjepr im Alter von 28 Jahren. Franz Weingartner. Alumne der Erz diözese Wien; Unteroffizier, gefallen am 18

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