Beiträgezur Wiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM NNIENER DIOZESNVJ BLMT 36.Jahrgang,Nr. 1 Wien,1. Mai 1995 Das Jahr 1995 steht im Zeichen des Ge denkens an das Kriegsende vor fünzig Jahren und des Wiederaufbaues Österreichs. Auch die Kirche war von diesen Ereignissen in vielfacher Weise betroffen; ebenso hat sie wesentlich am Wiederaufbau unserer Heimat mitgewirkt Das vorliegende Heft der "Beiträge" läßt die Ereignisse des Jahres 1945 - aus schnitthaft-wieder lebendig werden. Im Mittelpunkt stehen Zerstömng und Wiederaufbau des Stephansdomes, "der Mutter der Kirchen" der Erzdiözese Wien. Gerade an diesem Symbol Wiens und Österreichs werden Zerstörung und Wiederaufbau besonders anschaulich faßbar. Dem Thema ist auch eine Dokumentation im Stephansdom gewidmet;diese ist vom 24. April bis Oktober 1995 in der Baibarakapelle des Domeszu sehen. St.Stephan:Zerstörung und Wiederaufbau Von Annemarie Fenzl L St Stephan-ein Symbol Unmittelbar aus der Erschültertmg der ersten Nachkriegseindrücke heraus hielt der aus mehrjähriger Verbarmung zurück gekehrte Dr. Erwin Hesse eine Predigt, die bald darauf, als grundsätzliche An frage an die Menschen der Stadt Wien im Verlag Herder unter dem Titel: ,4Der zerstörte Dom eine Predigt" gednickt wurde. Unter anderem sagte er hier:„Nun sind es schon über fünf Wochen her, da stand ich nach längerer Zeit wieder vor dem Don^ von dem jeder Wiener sagen darf „mein Dom",weil er unser aller Dom ist! Fast sechs Jahre war ich fort gewesen, jetzt kam ich als freier Mensch wieder heim. Mühsam war der Weg, wir mußten uns richtig nach Hause durchschlagen. Doch nun war alles gut. Wir waren da heim. Und ich stand wieder vor dem Stephansdom. Wir hatten schon Gerüchte gehört, böse Gerüchte, daß dem Dom etwas ge schehen sei. Aber die Gerüchte hatten einander so sehr widersprochen, das Ganze war so unfaßbar, daß wir ihnen nicht recht glauben konnten. Doch nun stand ich da und sah, daß das Unfaßbare wirklich geschehen war. - Der Dom, in dem ich - entschuldigt, daß ich so persön lich rede, aber so ähnlich könntet und mtlßtet ihr ja alle reden, - der Dom also, in dem ich zum Subdiakon,zum Diakon, zum Priester geweiht wurde; der Dom,in dem wir als junge Alumnen so oft dem unvergeßlichen Kardinal Piffl das Geleit gegeben hatten; der Dom, in dem an jenem denkwürdigen Oktoberabend 1938 tausende jimge Wiener Kardinal Imiitzer umjubelten; der Dom, den so oft hohe Musik durchbraust, die Missa solemnis Beethovens, Mozarts Krönungsmesse, die gewaltigen Haydn- und Brucknermessen; in dem die Wiener all ihr Leid und alle Freude, so viel Bitte und so viel Dank gelragen hatten; der Dom,Raum ehrwür diger und herrlicher Gottesdienste, war in Trümmer gesunken! Nur der Turm steht noch,der Steffi, wie ein Mahner und als ein Trost! Als ein Trost? Aber warum ist denn das alles gesche hen? Warum ließ Gott es zu, daß sein Haus so in Zerstörung sank? WaswäInhalt: St. Stephan: Zerstörung und Wiederaufbau Der Wiederaufbau des Stephansdomes aus der Sicht des Dombaumeisters Die zerstörten Kunstwerke des Stephansdomes Das Jahr 1945 in der Erzdiözese Wien Der Weg der Kirche Österreichs "zur freien Kirche in einem freien Staat"
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