Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Detail fixierbar ist: 1.Schon am Kreuzzug Friedrich Barba rossas ins Heilige Land war Bischof Diepold (Theobald) Graf von Berg (11721190)mitsechs Passauer Domherren betei ligt und wurdeim Gründungqahr des deut schen Hospitals das Opfer einer Pestepi demie in Akkon'. 2.Noch wichtiger wurde die Person sei nes Amisnachfolgers Wolfger von Erla (1191-1204), dann bis 1218 Patriarch in Aquileja^° Er war von der illustren Gesell schaft in Akkon 1198 ausersehen, von Papst Innozenz III. die Umwandlung des deutschen Hospitals in einen geistlichen Ritterorden approbieren zu lassen. Dies gelang schnell, weil der Pontifex schon am 19. Februar 1199"diese Umwandlung ge nehmigte und dem Orden bis zur Entwick lung eigener Ordenssatzungen(um 1244)^^ den Gebrauch der Templer- und Johanniterregeln gewährte. Wolfgers Wechsel von Passau nach Aquileja fällt übrigens in die Zeit, da das Wiener Ordenshaus in seine Gründungsphase eintrat. 3. Als weiterer Förderer der österreichi schen Ordensballei erwies sich Bischof Otto von Lonsdorf(1254-1265)^^ der dem Orden die Patronatsredite zu Leubendorf für die Kommende Wien am 4. April 1263"ebenso bestätigte, wie schon am 21. September 1259"eine Hofstätte der Wie ner Neustädter Kommende. 4. Die der Wiener Kommende unterstellten inkorporierten Pfarreien zu Paltemdorf und Spannberg wurden am 1. Mai 1290" durch Bischof Bernhard von Prambach (1285-1313)" bzw. durch Bi schof Georg Graf von Hohenlohe (13901423)" insofern gutgeheißen, als der Zweitgenannte schon am 18. Jänner 1392 den Ordenspriester Albert von Tulln die nach Resignation des bisherigen Pfarrern von Spannberg als neuen Ortsgeistlichen in den Besitz seiner Pfründe gelangen ließ". Die Zugehörigkeit beider eben genannter Pfarreien im Weinviertel zum Orden bis zu deren Eingliederung in die Erzdiözese Wien im Jahre 1784/85^ war niemals um stritten, die konkrete Wahrung der Ordensexcmtion freilich war seit der Neuzeit gele gentlich Gegenstand von Auseinanderset zungen zwischen dem Landkomtur und dem jeweiligen Passauer Offizial in Wien. Die dritte dem Orden inkorporierte Pfanei im Passauer Fürstbistum war jene von Gumpoldskirchen. Sie gehörte zuerst (seit zur Kommende Wiener Neustadt und seit dem 16.Jahrhundert auf Grund der Personalunion mit der Wiener Kommende zum Aufgabenbereich des Landkomturs. Sie wurde bereits 1729^ aus dem Passauer Diözesanverband ausgeschieden und zählte fortan zur jungen Erzdiözese. Außerdem besaß die österreichische Bailei in der Zeit von 1769 bis zur Annahme der Verzichts erklärung vom 30. Juli 1981" durch das Wiener Erzbischöfliche Ordinariat die Patronatspfarre Laab im Walde. Alle vier Pfarreien (Gumpoldskirchen, Spannberg, Paltemdorf und Wien) aber überstanden alle Erschütterungen der Glaubcnsspaltung, der Aufklärung und der josephinischen Kirchenpolitik im wesent lichen unversehrt , weil der Orden in der Person seines Deutschmeisters seit 1494 Reichsprälat war und von 1524 bis zum Pressburger Frieden(26. 12. 1805)auch in der Person seines Hochmeisters - vor den Fürstbischöfen vorrangig und nach den Eizbischöfen plaziert-Reichs- und mehr facher Kreisstand war^. Durch die Beschränkung des Deutsch ordensbesitzes nach 1809 unter Napoleon aufden österreichischen Kaiserstaat war der Orden auf das Wohlwollen des kaiserlichen Landesherren angewiesen. Bei der Reor ganisation des Ordens(vor und nach 18341840) erwies sich der Einsatz des öster reichischen Staatskanzlers Clemens Lothar Wenzel Fürst von Mettemich-Wirmeburg als besonders hilfreich". 5. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und danach waren zwei Erzherzoge gleichzeitig Passauer Oberhirten und Generalobere der geistlichen Adelskoiporation: Der eine war der viel bepfründete Leopold Wilhelm von Österreich (16251662) und sein noch mindeijähriger Neffe und Nachfolger Erzherzog Karl Joseph" (1662-1664). Da die habsburgische Kir chenpolitik in der Neuzeit ihren bestim menden Einfluß auf Passau behielt und auch den reichsverbundenen Orden seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts als Versorgungsgut nachgeborener Erzheizöge betrachtete,ergaben sich genügend Berüh rungspunkte. Der Zusammenbruch der Doppelmon archie brachte für den Deutschen Orden in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur: Die Or densspitze wechselte 1923 vom Habsburger Erzherzog Eugen auf einen mit der Bi schofswürde geschmückten Deutschor denspriester, den Brünner Bischof Johann P.Norbert Klein.Auch mit den Nachfolge staaten (CSR,SHS-Staat ,mit der Ersten Republik Österreich) und dem Königreich Italien mußten zwischen 1918 und 1929 Regelungen auf dem Vertragsweg erzielt werden. Die Erste Republik Österreich übernahm jedoch sofort die Ordensauffas sung, wonach der Deutsche Orden kein Ehrenorden der Habsburger sei und konnte aufdiplomatischem Weg die übrigen Staa ten zu dieser Auffassung bewegen". Gleichzeitig war die Umwandlung des Ritterordens in einen nur noch geistlichen Orden wegen der Bestimmungen des pu blizierten neuen kirchlichen Gesetzbuches (CIQ notwendig geworden. Schon 1924 halten sich alle österreichischen Deutschor denspriester im Gurapoldskirchner KonvenLsverband mit Kenntnisnahme des Wie ner Erzbischofs nach dem südtirolerischen und mährisch-schlesischen Vorbild erst mals zusammengeschlossen". Mit der päpstlichen Bestätigung 1929 wurde diese Umwandlung bei den männlichen Professen abgeschlossen; das im 19. Jahrhundert wiederbelebte Schwesteminstitut" (auch mit einer Niederlassung in der Erzdiözese Wien)^folgte 1936 darin endgültig nach. Das erste Opfer der nationalsozialisti schen Okkupation unter den Religiösen war der Deutsche Orden mit all seinen Besit zungen; er wurde am 6. September 1938 mit Rückwirkung vom 1. September nach der Eingliederung Österreichs in das Dritte Reich aufgelöst^'. Die Pfarreien konnten zwar von den Patres als Pfarrverweser in der Erzdiözese weiter betreut werden, die Wiener Ordenskirche aber wurde ein Magazin^^. Die Schrecken des russischen Ein marsches erlebten die Ordenspriester mit ihren Gemeinden mit. Der von der Zweiten Republik im März 1947 restituierte Deutsche Orden konnte nurlangsam die materiellen Schäden besei tigen und die neuen pastoralen Möglichkeiten in seine Arbeit einbeziehen. Jüngste Forschungsergebnisse können dies nunmehr belegen. Die aus Mähren und Schlesien vertriebenen Priester und Schwe stern des Ordens ermöglichten zusätzlich 1946 die Übernahme der dem Wiener Schottenstift weiter inkorporierten Pfarrei Schottenfeld im 7. Wiener Gemeindebezirk^^. Prinzip seinerseelsorglichen Tätigkeit in der Erzdiözese Wien ist für den Deutschen Orden die Miteinbeziehung der kulturellen und ordensgeschichtlichen Bezüge in alle notwendigen seelsorglichen Aufgaben. Im Sinne des II. Vatikanischen Konzils wurden daher in allen vier Seelsorgestellen - so wohl den inkorporierten Pfarren als auch in Schottcnfeld -Pfarrdaten zum Anlaß einer Selbsldarstellung des Ordens in seinem bisherigen Wirken und einer Vorschau auf die Scelsorgearbeit unter sich rasch wan delnden Zeitumständen genommen". Anmerkungen: Für diefreundliche Mithilfe bei der Er stellung dieses Beitrages danke ich Herrn Diakon Dr.Friedrich Vogel. ') Noch immer güllig: Hans Prutz: Die geistlichen Ritterorden, Berlin 1908, ND 1977; Carl Erdmann: Die Entstehung des Kreuzzuggedankens(Forschungen zur Kirchen-und Geistesgeschichte Bd. 6), Stutt gart 1935,ND Darmstadt 1980. ^RudolfHiestand: Kardinalbischof von Albano, Das Konzil von Troyes und die Entstehung des Templerordens, in: Zeit schrift für Kirchengeschichte 99 (1988) 295-325. ^) Udo Arnold: Vom Feldspital zum Ritterorden. Militarisierung und Territorialisierung des Deutschen Ordens(1190ca. 1240), in: Balticum...= FS Marian Biskup, zum 70.Geburtstag, hg. von Zenon Hubert Nowak,Torun 1992,S.25-36,hier S.28-31 und Adam Wienand: Die Johanniter und die Kreuzzüge in ders. (in Ver bindung von Carl Wolfgang von Ballestrem und Albrecht von Gossel)(Hg),Der Johanniterorden. Der Malteserorden. 3. Überarb. Aufl. Köln 1988,S. 32-104, hier bes.S.44(für die Johanniter). '') Bernhard Demel OT: Die Pfarrei Schottenfeld in Wien und der Deutsche Orden in: Johannes Kellner OT(Hg):Pfar re St.Laurenz am Schottenfeld 1786 - 1986, St.Pölten-Wien, S. 189-211, hier bes.S.197f. ^) Marian Tumler-Udo Arnold: Der Deutsche Orden. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart. 5. Überarb. und erw. Aufl. Bad Münstereifel 1992, S. 5 - 53; ders.: 800 Jahre Deutscher Orden, in: Westpreu ßen-Jahrbuch 40(1990)5-20. ^) Klaus Militzer: Die Entstehung der Dcutschordcnsballeien im Deutschen Reich 38

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