Anmerkungen: Vgl. zum folgenden Gebhard F. Koberger, Die Organisation der Supeiio renkonferenz. Ordensnachrichten 6(1984) 367-391. Theo Unzeitig, Supeiiorenkonferenz der männlichen Or densgemeinschaften Österreichs. Doku mente zu ihrer Entstehung, Entwicklung und Arbeitsweise. Ordensnachrichten 6 (1989),Sonderreihe Dokumentation Heft6. ^ Gebhard F. Koberger, Die österreichischen Stifte und Klöster in der 2Leit des Nationalsozialismus. Ordensnach richten 1(1994)30-37. ®) Vgl. Superiorenkonferenz der mäimlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, Kapitel 5, Interne Geschäftsordnungen der Superiorenkonferenz. Ordensnachrichten 6 (1989)66-78. "*) Superiorenkonferenz. Ordensnach richten6(1989)30-51. ®) Vgl. Leonard Gregotsch, Orden und Wirtschaft. Aufgaben und Probleme der Klöster in Österreich. Ordensnachrichten 3 (1991 68-70. F. Leonhard Gregotsch ist Provinzial der Österreichischen Provinz der Kamillianer. Der Deutsche Orden im Fürstbistum Passau und in der Erzdiözese Wien Von P.Bernhard DcmclOT Nur wer etwas kennt von der Sehnsucht des mittelalterlichen Menschen nach dem himmlischen Jemsalem, von dem die Stadt Jerusalem nur ein mattes Abbild sein kann, wird die uns heute so seltsam und fern, ja unverständlich wirkenden geistlichen Rit terorden der römischen Kirche verstehen können. Im Zuge der Begeistemng ßr das Land Palästina, wo unser Herr Jesus Chri stus gelebt und gelitten hat und als Auferweckter von den Toten von seinen qualifi zierten Augen- und Ohrenzeugen erfahren wurde, entstanden vom 11. bis zum 13. Jahrhundert geistliche Korporationen mit schneller päpstlicher Privilegiemng, die zu den drei üblichen Gelübden (Armut, Keuschheit, Gehorsam) den bewaffneten Schutz der Pilger übernahmen und dazu auch schnell in der Levante und im gesam ten Abendland umfangreichen Besitz er werben konnten. Von den mehr als 12 geistlichen Ritter gemeinschaften dieser Periode sind als die drei bekanntesten die Templer, die Johanniter(seit der Neuzeit als katholischer Zweig "Malteser" genannt) und der Deutsche Orden zu nennend Nach dem Vorbild der Templer,die nur aufGrund der Autorität des Zisterzienserabtes Bernhard von Clairvaux schnelle Verbreitung fanden^ wurden auch die beiden als Hospital gemeinschaften gegründeten Johanniter und der Deutsche Orden mehr oder minder rasch "militarisiert"® .d.h. um die schwertßhrenden Ritterbmder erweitert, die da durch als aufstrebende Gesellschaftsschicht eine neue Aufgabe in der Papstkirche be kamen. 1190 als "Deutsche Hospitalbmderschaft" vor der zentralen Festung Akkon während des dritten Kreuzzuges gegrändet und in Palästina rasch begütert, pflegte die junge Bmderschaft des Deutschen Ordens schnell enge Kontakte zu den Babenbergern, die In dieser Kreuzzugsperiode öfter im Heiligen Land weilten"*. Das rasch geßndene enge Verhältnis der an der Ordensspitze agierenden Hochmeister mit diesen führenden Landesherren des Ostal penraumes ßhite auch hier, ähnlich wie in anderen Ländern Westeuropas, zu reichem Güterbesitz aus verechledenen Rechtstiteln. Herzog Leopold VI. (der Glorreiche) und der vierte ritterliche Hochmeister Hermann von Salza - nach der Umwandlung des deutschen Hospitals in einen geistlichen Ritterorden im Fmhjahr 1198 und mit Gut heißung durch den kreuzugsbegeisterten Papst Innozenz III. 1199 - vermittelten 1230im Streitzwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor IX. den Frieden von San Germano. Das auch fortan zum Kaiser (bzw. zum römischen König), zum Pcqjst, zu den geistlichen und weltlichen Großen der mittelalterlichen Gesellschaftspyramide gezielt gepflegte Verhältnis erbracße dem Orden Besitz in allen Anrainerstaaten des Mittelmeeres (Levante, Zypern, Italien, Spanien, Frankreich),im gesäten Alpenbogen (Schweiz, Tirol und Österreich), im mittelalterlichen Imperium Sacrum, im Baltikum (Preußen, Livland) und in Schweden mit nur einer Komßrei Arsta. Die Ritterorden brachten in der Geschichte der Orden in der katholischen Krche inso fern ein neues, wichtiges Element herein, als sie bei allen regionalen Stmkturen ("Balleien" genannt) eine hierarchische Spitze bekamen, die über alle sich entwikkelnden Nationalitäten die Ordenseinheit ebenso garantierte, wie die schnelle Ein satzbereitschaft bei auftauchenden Krisen herden®. Dieser hierarchische Außau des Gesamtordens schon im 13. Jahrhundert ßhrte auch beim Deutschen Orden nun zur Ausbildung von eigenen Ordensprovinzen (= Balleien), die entweder den Namen ihres Hauptsitzes(z.B. Marburg= Hessen,Bozen = Tirol) oder der gesamten Region (Franken, Lothringen,Sachsen, Thüringen, Elsaß-Burgund)und eben audi Österreich übernahmen®. Im Bereich der Babenberger in der Ballei Österreich und den angren zenden Herrschaftsgebieten konnte der Orden seine Niederlassungen vorzugsweise an den Straßen- und Paßverbindungen nach Süden zu den italienischen Auslaufhäfen nach Palästina erwerben. Folgende Ordenshäuser(Kommenden oder Komßreien genannt) konnten in histori scher Folge gegmndetwerden: Friesach (in der Jahreshälfte 1203) Wiai(zwischen 1204 und 1206) Großsonntag in der Südsteicimark, (vielleicht schon vor 1200, sicher aber 1220/1222) Brixeney/Precenicco in der Nähe Padua (1232 bis 1623 Gmz(1233 bis 1979) WienerNeustadt(1245/1250 bis 1818) Laibach (seit etwa 1263) Möttling-Tschemembel im Herzogtum Krain (seit 1268/1310) St. Georgen am Sandhof (bei, heute in Klagenßrtab 1635 bis ins 20.Jh.) Meretinzen (Südsteiermark seit 1652 bis ins20.Jh.) Linz(1713-1796)^ Zu den einzelnen Häusern, wie z.B. Wien, Großsonntag und Graz, gehörten nun Pfarrpatronate, Filialkirchen und wei tere geistliche Benefizien. Die Präsent^on der daßr dem Ortsbischof benannten Or dens- oder Weltgeistlichen stand fortan dem jeweiligen Provinzoberen(dem ritter lichen Landkomtur oder nach der Umwandlung des Deutschen Ordens in einen rein geistlichen Orden 1929)dem im Kapitel erwählten Provinzial-Prior zu. Auf dem Gebiet des ehemaligen Furstbisßms Passau besaß der Orden vier ihm inkorpo rierte Pfarreien: seit 1241 zu Gumpoldskirchen,seit 1290zu Paltemdorf, seit 1391 2x1 Spannberg. Außerdem war die nach Brän den im 13. Jahrhundert(1258 bzw. 1269) seit 1356 bestehende Kapelle zu Ehren der Ordenspatronin Elisabeth von Thüringen in Wien schon im SpätmitteWter den Pfarrrechten von St. Stephan entzogen. Dieser alte Streit über die Zugehörigkeit der Deutschordens-Professen Ritter und Prie ster) und der Ordensbediensteten mit dem Pfarrer von St. Stephan lebte im 1. Drittel des 18. Jahrhunderts abermals auf, wurde aber von der Wiener Nuntiaßram 7. Januar 1728 dahingehend entschieden, daß die Elisabethkirche samt den dazu gehörigen Ordensangehörigen exemt zu verbleiben habe. Erst unter dem Wiener Erzbischof und Ordensprotektor (1933-1955) Theo dor Kardinal Innitzer wurde kraft apostoli scher Vollmacht mit Wirkung vom 1.Sep tember 1951 die formale Aufhebung der dem Deutschen Orden inkorporierten, nur mehr wenige Personen umfassende Perso nalpfarrei St. Elisabeth im Deutschen Haus verfügt. Als Rektorat und Ordenskirche im Pfarrgebiet von St. Stephan blieb sie fortan bestehen, die Matrikenführung ging an die Dompfarre über*. Beim genauen Erwägen der mittelalter lichen Ordens- und Passauer Bistumsge schichte ergeben sich bemerkenswerte Querverbindungen, ohne daß dies immer ^eich urkundlich oder chronikalisch im 37
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