Einkünfte und Vermögen ... zu überneh men ...". Dem kaiserlichen Befehl folgte schon im Jahr 1782 die Aufhebung der Klöster der Kartäuser, Kamaldulenser,Kla rissen, Karmelitinnen und Waldbrüder (Tertiären).Im gleichen Jahr ging man aber schon über die ursprüngliche Regel,nur die beschaulichen Orden aufzuheben, hinaus und löste Kleinmariazell, St. Dorothea und das Chorfrauenkloster Kirchberg a. Wech sel auf. Ebenso verfielen die Niederlassun gen der Theatiner, Oratorianer und Schwarzspanier in Wien der Aufhebung.In das aufgehobene Trinitarierkloster in der Alserstraße übersiedelten die Minoriten vom Minoritenplatz. 1783 fiel auch die Entscheidung über die Aufhebung der drei Wiener Chorfrauenklöster St. Laurenz, St. Jakob und Himmelpfortklosler. Nach dem Plan des Kaisers sollten die Klosteraufliebungen die materielle und perso nelle Basis für die große Pfaneguliemng sichern. Dieser vom Kaiser immer wieder betonte Grundsatz kommt auch im Hof kanzleidekret vom 20. Juli 1783, der Rechtsgrundlage für die große Pfarregulierung in Niederösterreich, zum Ausdruck. Darin werden folgende Klöster "als in Ab sicht auf die Seelsorge entbehrlich" be zeichnet: Pauliner, Karmeliter und Kapuzi ner in Wiener Neustadt, Karmeliter in Mannersdorf a. d. Leitha, Franziskaner in Hainburg, Stockerau, Klostemeuburg, Zistersdorf und Katzelsdorf a. d. Leitha, Kapuziner in Bruck a. d. Leitha, Mödling, Hollabrunn,Komeuburg und Poysdorfund Pauliner in Wien-Hemals. Die Klosteraufhebungen wurden auch noch unter Kaiser Leopold II. und in den ersten Regierungsjahren von Kaiser FranzII. fort gesetzt. Auf die Klosteraufhebungen folgte bald das Kloslcrslerben. Durch die vielen ordensfeindlichen Maßnahmen der vergan genen fünfzig Jahre in ihrer Entwicklung wesentlich beeinträchtigt starben auch noch verbliebene Klöster aus. Dies gilt etwa für die Klöster der Augustinerbarfüßer in Mariabrunn (1829) und bei St. Augustin (1836) und das Kloster der Unbeschuhten Karmeliten in Wien-Leopoldsladt NeueKlostergründungen bis 1875 Äußere Ereignisse waren letztlich zunächst der Anlaß für die Wiedererrichtung von klösterlichen Niederlassungen in der Erzdi özese Wien: 1808 kam der von Franzosen aus Warschau vertriebene hl. Klemens Ma ria Hofbauer, Mitglied der in Österreich damals noch nicht zugelassenen Redemptoristenkongregation nach , Wien. Sein apostolisches Wirken machte so tiefen Ein druck,daß Kaiser Franz I. am Todestag des Heiligen (15. März 1820) die Einführung der Redemptoristen in Wien genehmigle und ihnen als erste Kirche Maria am Ge stade übergab. 1810 wurde der Orden der armenischen Benediktiner (Mechitharisten) ebenfalls von Franzosen aus Triest vertrie ben. Er wandte sich nach Wien,wo er auf Fürsprache des Errf)ischofs Sigismund von Hohenwarth Aufnahme im aufgelassenen Kapuzinerkloster in Wien-Neubau fand. Nach dem endgültigen Ende desjosephinischen Staatskirchentums erlebte das Or denswesen in der Erzdiözese Wien bald ab 1854 eine neue Blüte. Diese bemhte zum guten Teil auf dem großen Engagement, das der Wiener Erzbischof Kardinal Joseph Othmar Ritter von Rauscher für das Or denswesen bewies^. Folgende Orden und Kongregationen hat Kardinal Rauscher neu in der Erzdiözese eingeführt: Jesuiten, Lazaristen, Schulbrüder, Schwestern vom Guten Hirten, Schwestern der christlichen Liebe vom hl. Vinzenz von Paul, Schwe stern vom Armen Kinde Jesu, Töchter des Göttlichen Heilandes, Arme Schulschwestem de Notre Dame, Frauen vom heilig sten Herzen Jesu Sacrd Coeur)und Schulschwestem vom Dritten Orfen des hl. Franziskus.Schließlich eneichte Erzbischof Rauscher auch die Wiedereinführung der im Zuge der Revolution des Jahres 1848 vertriebenen Redemptoristen und Redemptoristinnen. Abgesehen von der steten ideellen Förderung der Orden und Kongre gationen gewährte der Kardinal den Reli giösen auch materiellen Beihilfen aus den erzbischöflichen Einkünften. Dabei hat Kardinal Rauscher immer wieder betont, gerade in der enorm wachsenden Großstadt Wien körme die ordentliche Seelsorge der Pfarren nicht mehr ausreichen sondern be dürfe der Mithilfe der Orden. Auch für die Landpfarren wurde das aufblühende Or denswesen von großer Bedeutung: unter Kardinal Rauscher setzen die vielen Volksmissionen ein,bei denen Ordensprie ster, vor allem aus den Kongregationen der Redemptoristen und Lazaristen, sich be mühten, den Glaubenssinn der Pfarrange hörigen neu zu beieben und zu stärken. Die Errichtung von Frauenklöstem in Wien schufen schließlich die Voraussetzung da für, daß bis 1938 fast alle Kinderbewahranstalten, die Vorläufer der heutigen Kindergärten, von geistlichen Schwestern betreut werden konnten. Anmerkungen: ')Marian,Geschichte der ganzen öster reichischen, klösterlichen und weltlichen Klerisey beyderley Geschlechtes, 4. Theü, Bd. 8: Das Er^erzogthum Oesterreich Unter der Enns, oder Niederösterreich (Wien 1787). Bd. 9: Die k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien(Wien 1788). ^)Alfons Zak,Österreichisches Kloster buch. Statistik der Orden und Kongregationen der katholischen Kirche in Österreich,Wien-Leipzig 1911. ^) Richard Perger-Walther Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens (Wiener Geschichtsbücher 19/20) Wien-Hamburg 1977. *) Vgl. Gerhard Winner, Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien (Forschungen zur Kirchenge schichte Österreichs 3) Wien-München 1967. 5) Vgl. Cölestin Wolfisgruber, Joseph Othmar Cardinal Rauscher, Freiburg i. Br. 1888,S.330-348. Dr. Johann Weißensteina- ist Archivar im Diözesanarchiv Wien. Die Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs Ihre Geschichte,ihre Aufgaben und ihre Arbeitsweise Von P.Leonhard Gregotsch 1.Entstehung und Geschichte' 1.1 Die Kämmererkonferenz der öster reichischen Stifte 1918-1932 Den ersten Anlaß zu einer gerneinsamen Konferenz der alten Orden Österreichs bildeten die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch der Monarchie. Die Stifte waren durch die Verluste ihrer Obligationen und Staatspapicre in arge Not geraten und zur Sicherung ihres Bestandes gezwungen, mit größter Aufmerksamkeit sich um die wirtschaftliche Führung ihrer Besitzungen zu bemühen. Nach dem Ersten Weltkrieg war der große Aufbmch zu ei nem Gesamtkonzept der Nationalökono mie. Die Kämmerer und Wirtschaflsfuhrer der alten Abteien kamen in regelmäßigen Abständen zu Arbeitstagungen zusammen, um sich zu informieren und gegenseitig z» beraten. Historischer Hintergrund: Neben ihren eigenen ökonomisch genutzten Besitzun gen besaßen die alten Stifte aufgrund von Schenkungen und Stiftungen Nutzungs rechte, Gmndhenschaften, zehentpflichtige landwirtschaftliche Betriebe und derglei chen. Diese Feudalherrschaften waren 1848 aufgehoben worden und seitens des Staates durch Staatspapiere ersetzt worden. Für die Stifte und andere betroffene Orden waren diese Rentenerträgnisse ein ruhiger Besitz, sodaß man in der Zeil von 1848 bis 1918 keine besonderen Schwierigkeiten finan zieller Natur karmte, weil man den Zinser trag vielfach den Erfordernissen der Grundwirtschaft zufließen lassen konnte und vor allem die Steuerlasten vorweg ge deckt waren. 1918 war das in Staatspapie ren verankerte Vermögen völlig in Verlust geraten, und der verbliebene klösterliche Grundbesitz mußte aus seinen Erträgnissen allein allen Erfordernissen der Abteien ge recht werden. Diese wirtschaftliche Umorientierung von der I'eudalwirtschaft und der 33
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=