eine abrißhafte Darstellung der allgemeinen Geschichte und Entwicklung des Ordenswesens in den heutigen Grenzen der Erzdiözese Wien von den Anfängen bis zum Tode Kardinal Rauschers (1875) geboten werden. Mittelalter In der Mark der Babenberger gab es - ganz im Gegensatz zum heutigen Obcrösterreich und Bayern -kein alles Kloster. Im Gebiet östlich der Enns fuhrt nur das spätere Chorherrenstift St. Pölten seine Anfange als Tochtergründung des Bene diktinerklosters Tegernsee noch in das 9. Jahrhundert zurück.So ist die vom bayeri schen Bendiktinerkloster Formbach am Ende des 11.Jahrhunderts(1094?)gegrün dete Mönchszelle in Gloggnitz die älteste klösterliche Niederlassung im heutigen Gebiet der Erzdiözese Wien.Diese Nieder lassung erlangtejedoch nie Selbständigkeit, sondern blieb bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1803 eine von Formbach abhängige Benediktinerpropstei. Schon von den Zeitgenossen wurde die Gründung von Klöstern am später heiliggesprochenen Markgrafen Leopold III.(1095-1136)besonders gerühmt Tat sächlich wurde unter ihm 1133 das in Klostemeuburg schon bestehende Stift welt licher Chorherren in ein reguliertes Augu stinerchorherrenstift umgewandelt Damit fand der von der kirchlichen Reformbewe gung des 11. Jahrhunderts besonders ge förderte Orden erstmals auch im Gebiet der heutigen Erzdiözese Eingang. Erst 1410 (St Dorothea in Wien) bzw. 1467 (Schrattenthal) wurden weitere Niederlas sungen dieses Ordens auf Diözesangebiet errichtet Zur selben Zeit, da in Klostemeuburg regulierte Chorherren einzogen, trat Otto, der Sohn Leopolds des Heiligen, in den knapp 20 Jahre zuvor gegründeten Re formorden der Zisterzienser ein; er war der eigentliche Initiator der Gründung des Zi sterzienserstiftes Heiligenkreuz. Leopold III. gilt auch als Gründer des ehemaligen Benediktinerstiftes Kleinmariazell. Eigentliche Stifter und Ausstatter waren aber Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg. 1155 erfolgte die Gründung eines Klo sters in Wien für irische und schottische Benediktiner in Wien durch Herzog Hein rich II. Jasomirgott nach dem Vorbild des Jakobsklosters in Regensburg. Seit der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts erlangte Wien zunehmend überregionale Bedeutung. Es war auch wichtige Station für die Heerscharen,die im Rahmen der Kreuzzöge in das Heilige Land zogen. Entsprechend finden sich in Wien bald nach 1200 auch schon die ersten Nie derlassungen der neuenlstandenen Ritteror den des Deutschen Ordens und der Malte ser. Zu den Ritterorden zählt auch der in Südfrankreich entstandene Orden vom Hl. Geist, der sich vor allem der Krankenpflege widmete.Um 1210 wurde der Orden durch Herzog I^opold VI. nach Wien berufen, wo er das Spital zum Hl. Geist auf der Wieden mit der Klosterkirche SL Anton betreute. 1531 ging der Orden in Wien ein. Der radikalen Kritik am Reichtum der Kirche und dem zunehmenden Aufkom men häretischer Bewegungen konnte die katholische Kirche ab dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts einen neuen Ordens typus entgegensetzen: die Bettelorden. Betonte dabei der hl. Franz von Assissi,der Gründer der Minderbrüder, wieder die ra dikale evangelische Armut, so bemühten sich die vom hl. Dominikus von Osraa ge gründeten Dominikaner zusätzlich auch um vertiefte theologische Bildung und inten sive Predigttätigkeit, um so den Häresien der Zeit entsprechend begegnen zu können. Diese Orden ließen sich bevorzugt in den aufkommenden Städten nieder und finden sich schon früh im Herrschaftsbereich der Babenberger (Wien, Wiener Neustadt, Hainburg, Laa a d. Thaya, Retz). Zu den Bettelorden gehören auch die Augustincreremiten, die sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Wien-Roßau,1285 in Ba den niederließen. Manche Frauenklöster in Wien hatten lose religiöse Vereinigungen von Frauen nach Art der Beginen als Vorläufer. In Klostemeuburg und Kleinmariazell gab es jeweils auch ein Frauenkloster des betref fenden Ordens. Um 1200 entstand ein selbständiges Zisterzienserinnenkloster bei St. Niklas vor dem Stubentor. Ein Kloster für Augustinerchorfrauen in Kirchberg a. Wechsel stiftete in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Gisela von Kranichberg. Stifter des Prämonslratenserinnenkloslers bei der Himmelpforte in Wien war Gerhard von Siebenbürgen,Pfarrer von St.Stephan. Die Habsburger,seit 1282 Landesherren von Österreich, treten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wiederholt als Klosterstifter in Erscheinung; dabei ist ein Bevorzugung strenger, beschaulicher Or den festzustellen. Genanntseien das Klaris senkloster St. Klara in Wien, die Kartause Mauerbach und das Kloster der Augustinerermiten bei der Wiener Burg. Im 15. Jahrhundert haben zwei Persön lichkeiten die Klosterlandschaft der heuti gen Erzdiözese wesentlich bereichert: Kai ser Friedrich III. und der hl. Johannes von Kapistran, der große Reformator des Fran ziskanerordens. Auf Kaiser Friedrich III. gehen drei Klosterstiftungen in Wiener Neustadt (Zisterzienserkloster Neukloster, Kloster der regulierten Augustinerchorher ren, Paulinerkloster)zurück. Seine persön lichste Gründung war aber der St. GeorgsRitterorden, der vom Kaiser 1468 zum Kampfgegen die Türken gegründet wurde. Hauptsitz des Ordens war zunächst Millstatt,später wurde er für kurze Zeit mit dem Bistum Wiener Neustadt veitunden. Der Orden erlosch jedoch schon im Jahr 1547. Direkt oder indirekt verdanken die Franziskanerklöster in Wien (bei St. Theobald auf der Laimgrube), Klostemeu burg, Maria Enzersdorf und Katzelsdorf a. d. Leitha ihr Entstehen dem hl. Johannes von Kapistran. Das Ordenswesen in der Reformationszeit und als Motor der Katholischen Erneue rung Von den Reformatoren wurde auch das gesamte Mönchs- und Klosterwesen mas siv bekämpft Entsprechend erloschen auch in der heutigen Er^iözese- teilweise mit bedingt durch die Türkeneinfälle der Jahre 1529 und 1532- viele Klöster. Gerade aber von einem Orden sollte die katholische Erneuemng ihren Ausgang nehmen: gemeint ist die Gesellschaft Jesu, die im Jahr 1540 vom hl. Ignatius von Loyola gegründet wurde. Die Jesuiten kamen schon 1552 nach Wien. Durch ihren großen Einfluß beim Hof, beim Adel und den Bildungs schichten wurden sie die geistlichen Weg bereiter der Gegenreformation. Das ein fache Volk wurde aber vor allem durch die unermüdliche Seelsorgearbcit und das überzeugende persönliche Beispiel der Ka puziner,des strengsten Zweiges des auf den hl. Franz von Assissi zurückgehenden Or dens der Minderen Brüder,für die katholi sche Kirche wiedergewonnen.Im Zuge der sogenannten "Klosteroffensive"(Karl Gutkas) erhielt dieser Orden Niederlassungen in Wien-Neubau, Wien-Neuer Markt, Komeuburg, Wiener Neustadt, Bruck a. d. Leitha,Mödling,Hollabrunn,Poysdorfund Schwechat. Franziskanerklöster wurden in Zistersdorf,Stockerau,Hainburg und Maria Lanzendorf eingeführt. Die Minoriten er hielten neue Niederlassungen in Aspam a. d. Zaya, Neunkirchen und Wimpassing. Zwei Klarissenklöster entstanden in Wien (Königinkloster, St. Nikolaus). Viele neue Örden kamen aus dem katholisch gebliebe nen Italien, so beispielsweise die Bamabiten. Unbeschuhten Augustiner, Servitcn, Kamaldulenser, Paulaner und Ursulinen. Aus Spanien kamen die Benediktiner von Montserrat (Schwarzspanier), Trinitarier und Piaristen nach Wien. DieKlosteraußebungen unter Kaiser Joseph II. Bis in die Milte des 18. Jahrhunderts entstanden weitere neue Ordensniederlas sungen in,wenn auch ihre Zahl beträchtlich hinter der Giündungswelle des 17. Jahr hundertszurückbleibt. Die Aufhebung der Gesellschaft Jesu, die von den Bourbonenhöfen in Frank reich, Spanien und Portugal schon lange betrieben und schließlich von Papst Cle mens XIV. mit Breve vom 21. Juli 1773 verfugt wurde,leitet auch in Österreich die große Welle der Klosteraufhebungen* ein. Die Aufhebung der Jesuiten war dabei auch in Österreich kein singuläres Ereignis,son dern steht im Zusammenhang mit der seit der Mitte des Jahrhunderts herrschenden ordensfeindlichen Stimmung. Die in theo retischen Schriften der Aufklärer schon langte diskutierte Vermindemng bzw. Ab schaffung des Ordensstandes wurde daim unter Kaiser Joseph II.(1780-1790) in die Tat umgesetzt. Am 6. Dezember 1781 er ließ der Kaiser die Resolution über die Klosteraufhebungen: "... der schon lange bestehende Beweiß, daß diejenigen Orden, die dem Nächsten ganz und gar urmütz sind, nicht Gott gefallig seyn können, ver anlasset mich der Kanzley aufzutragen, ... diejenigen Orden ..., welche weder Schulen halten noch Kranke unterhallen, noch sonst in studiis sich hervorthun, von nun an per Commissarios durch die Länderstellen in einem jeden Lande aufzuschreiben, ihre 32
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