Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ging es der einen oder anderen Schwester etwas zu langsam, aber es war ein weises und bedachtes Vorgehen, das eine sehr gut gelungene Anpassung unserer Lebensregel schließlich hervorbrachte. Waren bisher im Anhang der "Regel und Konstitutionen" die Schriften unserer Ordensgründerin, der hl. Angela Merici, zwar zu finden, so bedeutete die Rückkehr zum Charisma der Gründerin, wie dies das Konzil verlangte, ein neues und tiefes Begegnen mit ihrem Geist. In der Ausgabe der "Regel und Konstitutionen" von 1956 stand am Beginn die Regel des heiligen Augustinus. Darauf folgten die "Konstitutionen der Römischen Union des Ordens der heiligen Ursula", deren erster Teil "Vom Wesen des Institutes, von der Aufriahme der Mitglieder und von deren Lebensweise" hieß. Die neue Lebensregel, die vom Spczialkapitel verfaßt, vorerst "ad experimentum" vorgelegt wurde, war überschrieben:"Führt ein neues Leben -in einer Bemfung - die Quelle des Lebens ist". Nicht mehr die Mitglieder des Institutes und deren Aufnahme waren nun ganz vorne zu finden, sondern: "Unsere Gründerin, Geist und Wesen unseres Institutes, das Charisma der heiligen Angela und ihr Geist in uns" waren unter dem Titel 'In einer Bemfung' zu finden. Unter der Überschrift "Die Quelle des Lebens, die gottgeweihte Keuschheit, die gottgeweihte Armut und der gottgeweihte Gehorsam, das geistliche Leben, das Gemeinschaftsleben, das Apostolat, die Ausbildung,der Dienst der Leitung". Das geänderte Format und die Aufma chung waren auch rein äußerlich entspre chend, obwohl man spürte, daß hier doch noch gearbeitet werden muß, bis wir die Schlußfassung in Händen haben werden. Die Arbeit wurde in den Generalkapiteln 1971, 1977 weitergeführt und dann im Generalkapitel 1983 zum Abschluß ge bracht. Das Dokument von Papst Johannes Paul II: "Wesentliche Elemente der kirchlichen Lehre über das Ordensleben,angewandt auf die apostolischen Institute vom 31. Mai, 1983 setzt dem Zeitraum des Experimentierens ein Ende. Es waren Monate harter Arbeit, die nun folgten. Mutter Judith Mietzelfeld legte als Generalpriorin in ihrem Zirkular Nr. 216 eine umfassende und kritische Bewertung der Licht- und Schattenseiten, die im Zeitraum des Experimentierens ersichtlich . wurden, dem Generalkapitel und allen Schwestem des Institutes vor. Danach ging das Generalkapitel an die Arbeit, die Endfassung der Konstitutionen der Römi schen Union des Ordens der heiligen Ursula abzuschließen. Im Approbalionsdekret heißt es schließlich: "Nach aufmerksamer Prüfung dieses Dokumentes und verschiedener Abändemngen hat die Hl. Kongregation für Ordcnsleute und Säkularinstitute in den Texten den Wunsch der Schwestem anerkannt, ihre Ordensweihe gemäß dem Charisma der hl. Angela Merici zu verwirklichen und zwar so, daß in ihrem ganzen Leben Kontemplation und Apostolat einander durchdringen und sich gegenseitig beleben. Zutiefst vereint in schwesterlicher Gemeinschaft, einem wesentlichen Bestandteil ihrer Berufung, und aufinerksam auf die Stimme der Kirche, nehmen sie teil an deren Sendung durch die Erziehung der Jugend im Hinblick auf die Verkündigung der Frohbotschaft. In diesem Apostolat und in Treue gegenüber den Weisungen der Hierarchie btanühen sie sich, immer besser den Bedürfnissen der Zeit und des Ortes zu entsprechen. Durch das vorliegende Dekret gewährt daher diese Hl. Kongregation die erbetene Approbation Gegeben zu Rom,am 24. Mai 1984,dem Jahrestag der Heiligsprechung der hl. Angela Merici. Aufgerufen durch das Konzilsdekret zum Gründungscharisma zurückzukehren, begann in dieser Zeit auch eine intensive Beschäftigung mit den Schriften der hl. Angela Merici, mit der Ordensgeschichte und mit der Geschichte der Römischen Union. Es sind reiche Quellen, die lebensspendend wirken und uns vieles besser verstehen lernen. Des Charisma eines Ordens ist ein Geschenk Gottes an die Kirche,so hat es diejüngste Bischofsynode formuliert Die Beschäftigung mit dem Instmmentum Laboris,das der Vorbereitung und den Beratungen dieser 9. Weltbischof synode über "Das gottgeweihte Leber, und seine Sendung in Kirche und Welt" diente, ließ mich immer wieder Vergleiche mit der Entwicklung in unserem Orden ziehen. Im vierten Teil werden "Herausforderungen und Engagement in der Zukunft" abgehandelt. Die Ursulinen befinden sich in der Vorbereitung des Generalkapitels von 1995, das die Generalpriorin, Mutter Bernadette Josephe Berquer, unter das Thema gestellt hat: "Ursulinen der Römischen Union,Töchter der hl. Angela, angesichts der Herausforderungen unserer Zeit auf ihrem Weg ins 21. Jahrhundert". Während die Kommunitäten und Provinzen unseres Orfens auf der ganzen Welt in 27 Ländem und 20 Sprachen sich beschäftigen, mit einer Rückbesinnung auf die Entwicklung während der letzten sechs Jahre, um ihre Erfahrungen in Vielfalt und Einheitim Generalkapitel einzubringen und Zukunftsorientierungen zu erstellen, erwarten wir auch, daß wir im Schlußdokument der Synode Wegweisungen der Kirche in das 21. Jahrhundertfinden werden. Anmerkungen ^) Rahner-Vorgrimmler, Kleines Kon zilskompendium, 2. erg. Auf! 1966 (Herder-Bücherei270-273)5,34ff. ^) Zirkular Nr. 163 vom 9. November 1965. ^)Lumen gentium Nr.44. "*)Lumen gentium Nr.45. y Perfectae caritatis Nr.2. ®)Zirkular Nr.166 vom 10.April 1966. Konstitutionen der Römischen Union des Ordens der heiligen Ursula,"Tührt ein neues Leben",1984,Dekret,S5. Dr. Maria Elisabeth Göttlicher OSU ist Provinzialin der Österreichischen Provinz der Römischen Union des Ordens der hl. Ursula. Zur Geschichte des Ordenswesens in der Erzdiözese Wien. Von den Anrängen biszum Tod Kardinal Rauschers(1875) Von Johann Weißensteiner Eine moderne, umfassende Geschichte des Ordenswesens In der Erzdiözese Wien fehlt noch. Einen ersten Versuch in dieser Richtung unternahm am Ende des 18.Jahr hunderts der gelehrte Augustinerbarfüßer Marian Fidler (P. Marianus a Sanctissimo Salvatore) mit seiner neunbändigen Ge schichte der ganzen österreichischen, klö sterlichen und weltlichen Klerisey beyderley Geschlechtes. Das Werk ist nach Kronländem gegliedert; die Bände 8 und 9 ha ben Niederösterreich und Wien zum Inhalt^ Rund hundert Jahre später verfaßte der Prämonstratenser Alfons Zak sein Öster reichisches Klosterbuch, das nicht nur alle zum Zeitpunkt des Erscheinens des Werkes in der cisleithanischen Hälfte der Monar chie bestehenden Orden und Kongregatio nen mit ihren Niederlassungen verzeichnet, sondern auch die aufgehobenen oder erlo schenen Klöster der einzelnen Orden an führt^. Ebenso enthalten die Kirchengeschichtcn Österreichs von Emst Tomek und Josef Wodka zahlreiche Hinweise und Ausführungen zur Geschichte einzelner österreichischer Klöster. Die mittelalterli chen Klöster Wiens, ihre Geschichte und eine kunsthistorische Analyse und Würdi gung ihrer Klosterkirchen und -anlagen findet man in einer übersichtlichen Daretellung im Buch von Richard Perger und Walther Brauneis^. Angesichts der Fülle der klösterlichen Niederlassungen in der Erzdiözese - der Personalstand der Erzdiözese Wien für das Jahr 1992 verzeichnet unter dem Abschnitt Institute des geweihten Lebens 44 in der Erzdiözese Wien niedergelassene Männer orden und -kongregationen und 52 in der Erzdiözese Wien wirkende Frauenorden und -kongregationen - ist es in dem hier gegebenen Rahmen nicht möglich, die Ge schichte der einzelnen klösterlichen Niederlassungen darzustellen. So kann nur 31

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