Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

dert Eine Plattform für "Wiederverheiratete und Geschiedene in der Kirche" wurde ge gründet. Aufgmnd hoher Arbeitsanforderungen an den geistlichen Assistenten und der Ab lehnung des Dienstpostens für einen von Laun geforderten "theologischen Assisten ten"resignierte dieserEnde 1989. Pfarrer Helmut Brandstetter wurde am 1.11.1989 aufein Jahr begrenztzu seinem Nachfolger ernannt Er erkannte die Not wendigkeit des vertiefenden spirituellen Austausches unter Ehepaaren und begrün dete die"Beziehungsta^telle". Mit 1. 9. 1990 wurde Dr. Bernhard Mucha als Absolvent des Päpstlichen Insti tuts für Ehe u. Familienforschung in Rom von Kardinal Groer zum neuen geistlichen Assistenten desKFW ernannt. Wer hätte vor genau 60 Jahren ange nommen,daß sich der Dienst an der Fami lie in solcher Vielfalt widerspiegeln wird? Ein Endpunkt derEntwicklung ist nicht abzusehen.Allein schon der Auftrag des hl. Vaters, den der österreichischen Familien bischof Dr. Klaus Küng noch konkreti sierte, sich pastoral verstärkt um die An liegen unverheirateter Teilfamüien,der Alleineraeher und der oft schuldlos Gesdiiedenen besonders anzunehmen, eröffnet neue Arbeitsfelder. Wenn in diesem Beitrag Priesterper sönlichkeiten namentlich genannt würfen, so muß mit gleichem Recht der vielen Mit arbeiter gedacht werden-der Vorsitzenden und Sekretäre in der zentralen Leitung, der Referenten für Ehe und Familie in den Pfarrgemeinderäten und der Verantwort lichen für Familiengmppen - die ehren amtlich oder hauptamtlich dem Auf- und Ausbau der diözesanen Familienaibeit verbunden waren oder noch sind. Wenn von der Laienbewegung der KA gespro chen wird, so gilt dies im besonderen für die Familienbewegung: der Priester ist geistlicher Assistent - die Laienführung arbeitet mit dem Diöz^anbischof und ge nießt sein vollstes Vertrauen - und kann so auch in Zukunft zielstrebig agieren zum Wohlunserer Kirche und unserer Heimat! Quellenhinweise: Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien: Nachlaß von Prälat Dr.Karl Rudolf:Proto kolle und Arbeitsunterlagen des Seelsorge amtes Wien DOK-Archiv der Katholischen Jugend Österreichs Statuten und Tagungsprotokolle des KFWundKFV Auftufe und Reden der Erzbischöfe von Wien uam. Otto Urban war langjähriger Mitarbeiter derErzdiözese Wien. Familienrunden ErfahruDgen mit einer neuen Form der Familienpastoral Von Pfarrer FranzJantsch Die Gemeinde besteht nicht aus einzel nen, sondern vor allem aus Gruppen; die natürlichste Gruppe ist die Familie. Wenn sie einigermaßen funktioniert, ist es ein Glück. In welche Krise die Familie geraten ist, wissen wir,um ihre Zukunft in der alten Form ist uns bange. Wir haben keine Alter native. Die freie Lebensgemeinschaft, die jetzt vielfach versucht wird, ist keine Lö sung. Die Geschiedenen werden immer mehr, die Schrumpffamilien auch. Mutter, Kind und Lebensgefährte haben wenig Tragkraft Auch der Vater und die Mutter, wenn sie beisammenbleiben, brauchen die Stütze einer Gruppe."Suche die Gruppe", hatschon Buddha gesagt Ich habe im Laufe meines Lebens viel in der Pastoral versucht. Wir haben die Stände und Vereine gehabt die Kongrega tionen u.ä. Sie waren damals gut heute funktionieren sie nicht mehr. Die Jugend gruppen haben immer funktioniert. Heute sind die Jugendlichen kaum mehr zu re gelmäßigen Zusammenkünften zu motivie ren. Sie machen Veranstaltungen, halten Wochenenden und Lager im Landheim, aber daß sie sich jede Woche zu einer Gruppenstunde versammeln, sehen sie nicht ein. Wir sind froh, daß sie am Sonn tag noch zahlreich in die Messe kommen, sich in ihrer Ecke auf den Teppichboden setzen und gerne den Gottesdienst musika lisch gestalten. Wenn sie heiraten, sind sie für Familienrunden m haben, wenn der Partner paßt. Wenn er von auswärts kommt ist esschwerer. Familien- und Eherunden haben die Belgier und Franzosen vor uns gehabt Wir haben die segensreiche Einrichtung von ih nen übernommen. Die meisten unserer Familienrunden wurden vor etwa 20 Jahren gegründet und feiern jetzt der Reihe nach ihr Jubiläum.Der Großteil hat sich erhalten, was nicht selbstverständlich ist. Wie sind sie zustande gekommen, was machen sie? Ich habe mir ein, zwei gute Leute ge sucht die dafür geworben haben. Ich habe in der Predigt darüber gesprochen,ich habe die Besten selber eingeladen. Ich habe zwei Gemeinden,die nicht nur durch meine Per son miteinander verbunden sind. Manche Gmppen sind aus Paaren verschiedener Gemeinden zusammengesetzt. Im ganzen laufen 34. Einige sind gleich am Anfang nicht beisammen geblieben, andere haben sich umstrukturiert. Etliche haben einander schon gekannt aber die mehr oder wenig zufällig Gekommenen haben keine Schwierigkeiten in der Kommunikation. Die erste Zusammenkunft ist in meiner Wohnung.Ich erzähle ihnen vom Sinn und der Form dieser kleinen Gemeinschaften. Sie treffen sich einmal im Monatjedesmal bei einem anderen Mitglied der Runde. Sie beginnen mit einem Gebet oder einer Schriftlesung mitkurzem Gespräch darüber in einer Art Bibelteilen. Das soll nicht län ger als eine Viertelstunde dauern. Dann be richtet der oder die Veranstalter des Abends über ein Thema,das man sich vorher aus gesucht hat. Es soll umfassend informieren und nichtlange dauern. Wichtig ist das Ge spräch, das zu keiner Streiterei fiihren darf. Andere Standpunkte werden angehört und respektiert. Das meiste an Fragen muß man ohnehin offen lassen. Kui2% Antworten sind meistens falsch. Die Engländer haben bei ihren ähn lichen Runden einen Chairman(Leiter), wir halten es demokratisch ohne Führung. Für jeden Abend ist der Einladende Leiter,so weit es überhaupt notwendig ist Die The men können religiös sein, aber müssen es nicht. Anfangs steht oft die Frage im Raum "WelchesThema nehmen wir?". Bei der ersten Zusammenkunft bei mir stellen wir gemeinsam eine Liste von The men auf,die uns interessieren. Damit ist das Eis gebrochen. Die Leute köimen reden und lernen es in der Gmppe immer besser. Das Gespräch soll etwas über eine Stunde, nicht länger, dauem. Darm wird gegessen und getrunken. Ich dränge immer darauf, daß nicht aufgekocht, sondern kalt gegessen wird. Aber viele machen mehr. Die Hausfrau soll sich vor der Arbeit nichtfürchten. Beim Essen und Trinken wird meist über das Thema weiterg^prochen. Um 11 Uhr soll Schluß sein. Oft wird es später, weil man gerne den Freitag als Termin wählt Am Schluß des Abends wir ein ge raeinsames Gebet, meist mit Fürbitten, ge sprochen. Ich bei den Runden nicht mehr dftrei, außer bei besonderen Anlässen, wenn sie mich einladen. Manchmal lade ich sie auch zu mir ein. Die Gruppen entwickeln ein 25

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