Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

in Graz gestorben. Die Themen seiner Pre digten betreffen meist Fragen des prakti schen sittlichen Handelns. In den letzten Jahren vor der Aufhebung des Ordens wurden zwei Patres als Dom prediger eingesetzt: die beiden Grazer P. Joseph Schneller (geboren 1734) und P. Jakob Mazzioli(geboren 1730). P. Schneller predigte 36 Jahre in Sl Stephan. Seine Ansprachen spiegeln den Geist des Josephinismus wider. z.B: "Predigt zum 22. Sonntag nach Pfingsten. Von der engen Verbindung der Religion mit den bürgerlichen Pflichten"«. Die Aufhebung des Ordens scheint für ihn kaum ein besonderer Einschnitt gewe sen zu sei. Er starb 1802 in Wien. P. Mazziolis Beredsamkeit wurde zwar auch gerühmt; aber er tritt wesentlich we niger in Erscheinung als Schneller. Die Aufhebung des Ordens dürfte för ihn ein großer Ein.schnitt gewesen sein. Er über nahm in Wien die Seelsorge des Bürgerspi tals und als Joseph II. diese Pfarre aufhob, zieht er sich völlig zurück. Er starb 1790 in Wien(?)«. Nachwort 23 namentlich bekannte Jesuiten waren in den rund 220 Jahren als Domprediger tätig. Hier konnten im wesentlichen nur Grunddaten aufgelistet werden. Es wäre lohnend, einmal die Inhalte der Predigten zu untersuchen und zu vergleichen, ihren Stil, ihre theologischen und spirituellen Hintergründe, die Quellen der Zitate, die Bildung der Patres, eventuelle Reaktionen auf Predigten und auch die gesellschaftli chen und politischen Einflüsse und Bin dungen. Anmerkungen: ^) F. W.. V. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinands des Ersten... Aus gedmckten und ungedmckten Quellen. Bd. 8,Wien 1838,186. ^) J. Brodrick, Petrus Canisius. 15211597.Bd.1,Wien 1950,269. ^) A. Socher, Historia Provinciae Austriae S.J. Viennae 1740,45. 2MHSJ Epp.I^5,.309 ^ E. Tomek, Kirchengeschichte Öster reichs. 2. Teil: Humanismus, Reformation und Gegenreformation, Innsbruck 1949, 305. ^ B. Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge,Bd. 1., Frei burg 1907,452. ')P. Delanoy in den MHSJ Epist. mixtae5,78. ®)MHSJ Litt. Quadrimestraies 2,375. 9)MHSJ Chronicon Polanco 2,574. Historia domus Professae, 5v. HS Provinzarchiv SJ Wien. ")Ebd.6r. A.Socher(wie Anm.3)60. B.Duhr(wie Anm.6)799. Historia domus(wie Anm.10)18v. B.Duhr(wie Anm.6)800. MHSJ L. Lukäcs, Catalogi Personarum et Officiomm Provinciae Austriae S.I. Bd.1.u.2(1551-1640),Romae 1978;hier 1,563. A. Drössler, Studien zur Jesuiten predigt in der Gegenreformation in Öster reich. Hausarbeit aus Geschichte. Univ. Wien 1977,117. C. Sommervogel,Bibliolh^ue de la Compagnie de Jesus. 1-10, Paris 18901909;hier 7,763. ®) P. Muller, Ein Prediger wider die Zeit. Georg Scherer. Ein Beitrag zu Predigt und Polemik der österreichischen Gegenre formation,Wien-Leipzig 1933. ®) P. Müller, ebd. 53 ff; A. Drössler (wie Anm.18)44ff. 2') C. Sommervogel (wie Anm. 18) 7, 757. C. Sommervogel (wie Anm. 18)7, 751. C. Sommervogel (wie Anm. 18) 7, 749. ^A.Drössler(wie Anm.17)31. ^A.Drössler(wie Anm.17)32. ®)A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicura Hungaricum in Rom. l.Bd.,1906,338. C. Sommervogel(wie Anm. 18), 3, 86. L.Lukäcs,(wie Anm.16)2,626. L.Lukäcs(wieAnm.16)2,646. ®)C. Sommervogel (wie Anm. 18)4, 1294. L.Lukäcs(wie Anm.16)2,713. ®)C. Sommervogel (wie Amn. 18) 3, 1153. ®)L.Lukäcs(wie Anm.16)2,566. ^L.Lukäcs(wie Anm.16)2,592f. ®)L. Lukäcs(wie Anm.16)2,652; C. Sommervogel(wie Anm.18)4,1270. ®)C. Sommervogel (wie Anm. 18)8, 202. B.Duhr(wie Anm.6)3,613. ^®) Lob- und Sinnreiche Predigen von dem Hochheiligen Joseph ... welche in der Thumbkirchen bey St. Stephan .. täglich zweymal ... vorgetragen worden ... Mai 1675" Wien 1676. ®)C. Sommervogel (wie Anm. 18)4, 788. L. Lukäcs,Catalogus Generaüs seu Nomenciator biographicus personarum Provinciae Austriae Societatis lesu (15511773).P.1-3,Romae 1987;hier 1,168. «)L.Lukäcs(wie Anm.40)3,1541. "Q Personalraappen- Prov. Austr. anL no.585.Provinzarchiv SJ Wien ^^) F. Reder, Ignaz Reiffenstuell SJ (1664-1710).Eine Untersuchung über sein Leben und die von ihm verfaßten oder ihm zugeschriebenen Werke. Phil. Diss. Wien 1972.-C.Sommervogel(wie Anm.18)6, 1620-1624. C. Sommervogel (wie Anm. 18)6, 424-437. B.Duhr(wie Anm.6)4,1,366-367. A.Coreth,Predigten über das Göttli che Herz Jesu aus dem 18. Jahrhundert in Wien. In: Servitium Pietatis. FS für Hans Hermann Kardinal Groer zum 70. Gbtg. Hrsg. V. A. Coreth, Maria Roggendorf 1989,113-138,hierl25f. C. Sommervogel (wie Anm. 18)6, 835-839. «)L.Lukäcs(wie Anm.40)2,983. Domprediger Johann Emanuel Veith(1787-1876) Von Klemens Honek Am 10. Juli 1787 wurde Johann Ema nuel Veith als ältester Sohn des jüdischen Tabakverlegers Baruch Veith in Kuttenplan (heute: Chodovä Planä, Tschechien)gebo ren. Nach dem Wunsch seines Vaters sollte er Talmudgelehrter werden. Nach der Schule in Klattau und einer Zeit als Privat schüler des Gymnasiums in Pilsen matu rierte Veith im Jahre 1803 am Prager Alt- .stadtgyranasium. Nach 2 Jahren Philoso phie studierte Veith von 1805 bis 1808 an der Prager Universität Medizin. Während dieser Jahre hörte er begeistert die Vorle sungen von Bernhard Bolzano und lernte Anton Günther kennen. Im Jahre 1808 setrte Veith sein Medizinstudiura in Wien fort. Hier konnte er während der französi schen Besatzung 1809 den Wienern viel helfen, indem er als Dolmetsch fungierte. Weiters zeigte sich seine künstlerische und musische Begabung. Ab 1809 besuchte Veith Vorlesungen aus Tierheilkunde und promovierte im Jahre 1812 mit seiner Dis sertation über ein medizinisch-botanisches Themazum "Doktor der Medizin".Der Di rektor des Wiener Tierarznei-Instituts, Ferdinand Bernhard Vietz, nahm Veith als Correpetitor an sein Institut, und ab 1813 widmete sich Veith der Tiermedizin. 1816 wird er selbst Direktor des Tierarznei-Instiluts. Im selben Jahr konvertierte der Jude Veith zur römisch-katholischen Kirche. Damit fand sein jahrelanges Ringen vom Judentum zum Christentum seinen Ab schluß, wozu u.a. die Bekanntschaft mit dem "Hofbauer-Kreis" beigetragen hatte. Ab 1817 studierte Veith neben seiner Tä tigkeit als Professor an der Wiener Univer sität Katholische Theologie. Sicherlich hat Veith die Bekanntschaft mit Klemens Maria Hofbauer darin bestärkt, Priester werden zu wollen. Im Jahre 1820 ließ sich Veith als Direktor des Tierarznei-Instituts pensionieren, trat bei den Redemptoristen ein und wurde 1821 zum Priester geweiht. Fortan wirkte er als Prediger und Beichtvater, bis er 1830 den Orden auf ei genen Wunsch verließ. Der Wiener Eizbischof Finnian nahm Veith in den Klems der Erzdiözese Wien auf und schickte ihn als Kooperator an die Pfarre "Zu den neun Chören der Engel" in Wien-Am Hof, 1832 wurde Veith schließlich Domprediger von St.Stephan in Wien; diese Funktion übte er 13

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