Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Markgraf bald starb, ging Zehender nach Rom und studierte ün Germanikum^.An schließend trat er in den Orden ein. Seine Predigten befaßten sich meist mit kontro versen Fragen und trotz aller Deutlichkeit und theologischer Tiefe vermieden sie jede verletzende Polemik und sind sogar eher von einem fröhlichen Grundton geprägt. 1610 kam er abermals nach Wien, als Rektor und Holprediger bis zu seinem To de 1613,gestorben an der Pest beim Dienst an Pestkranken. 1608 bis 1610 wirkte der Innsbrucker P. Georg Dingenauer (geboren 1571) in St. Stephan. Er wurde später der Beichtvater des Kardinals Franz von Dietrichstein, folgte ihm nach Olmütz, wo er 1631 starf)^. Mit Dingenauer begann die bis 1773 ununterbrochene Reihe der Jesuiten als Domprediger in Wien. 1610-1617 war dies der 1557 in Wan gen in der Diözese Konstanz geborene P. Johannes Hylin. Er wurde in Regensburg als hervorragender Prediger gerühmt und deshalb nach Wien berufen. Doch er ver starb 1617 unerwartet,knapp 50 Jahre alt^. Seine Nachfolge trat P. Georg Köldrer, geboren 1582in Wasserburg in Bayern,an. Nach seinen Studien in Graz kam er nach Wien. 1617 bis 1624 wirkte er als Dom prediger in Wien,bis er ebenfalls als Dom prediger nach Passau bemfen wurde. 1648 starb er in Linz^. 1624-1633 wurde erstmals ein (1574) geborener Wiener, P. Johannes Bapt. UAbbe(=Labb6),Domprediger.Er war ein vielseitig begabter Mann.In Passau schätzte man ihn hoch als Prediger und Seelsorger, daneben beschäftigte er sich auch mit Ma thematik und verfaßte ein mathematisches Werk®.Er starb 1633 in Wien^^. Ihm folgte 1631-1636 ein in manchen Dingen umstrittener Mann,P.Johann Gans, nach; er ist 1591 in Würzburg geboren. Er wurde Prediger und Beichtvater des Römi schen Königs Ferdinand III. Er setzte sich für die Versöhnung mit den protestanti schen Fürsten ein, auch ohne Beharren auf die Durchführung des Restitutionsedikts, was ihm viel Kritik und Widerstand vieler Katholiken eintrug. Andererseits war er es, der Ferdinand zu dem eidlichen Verspre chen veranlaßte, die Unbefleckte Emp fängnis zu verteidigen, ein Eid der allen Universitäten in den Erbländem vorge schrieben wurde. Durch ein Breve Papst Urbans VIII. wurde er auch zum Leiter der Militärseelsorge ernannt. Er starb 1662 in Wien^^. Erwähnt sei, daß während seiner häufi gen Abwesenheit beim HeerP.Albert Curtius, geboren 1600 in München und dort 1671 gestorben, ca. 1634-35 die Aufgabe dfö Dompredigers erfüllte®. 1636-1643 bekleidete P. Bonifatius Förg (geboren 1603 in Linz, gestorben 1648 in Klagenfurt)dieses Amt.Er dozierte von 1634-1643 Philosophie an der Uni versität in Wien. Viel mehr gibt es zu ihm nicht zu sagen, ebenso nicht über seinen Nachfolger P. Johanne.s Frey, der 1608 in Cüli geboren wurde und 1676 in Passau starbt Auch vom Grazer P. Karl Kuglmann (geboren 1612, gestorben 1670 in Wiener Neustadt)gibt es nur einige gedruckte An sprachen. Er war vor allem als Seelsorger und MK-Präses tätig; als Domprediger 1663-1669®. Ais 1663-1669 P. Christoph Trautt (1623 im bayerischen Arrasdorf geboren) die Dompredigeretelle übernahm,begleitete ihn schon der Ruf eines angesehenen Pre digers, eine Aufgabe, die 40 Jahre seines Lebens erfüllte. So ernannte ihn Kaiser Leopold I. auch zum Hofprediger. Seine Predigten zeigen das, was anfangs dieses Abschnittes gesagt wurde;Sie sind überla den, barock ausgeschmückt, oft eine über schwengliche Lobrede in den Begräbnisan sprachen, etwa: "Ewiges Licht: das ist die weiland allerdurchleuchtigste und groß mächtigste Frau Claudia Felix...hochfürstliche Tochter und Leopold! Römischer Kaiser., änderte Gemahl,in der dreitägigen Leichbcgengnuss... durch ge wöhnliche klägliche Lob-Rede vorge stellt..."®. Er bringt eine Fülle von Zitaten aus der Hl. Schrift, oft aber nur in einem bloß assoziativen oder weithergeholten al legorischen Sinn, ebenso die Zitate der Kirchenväter. Es finden sich aber auch ak tuelle kritische Worte gegen vorhandene Mißstände: z.B. gegen Adelige, die sich über das Volk erhaben fühlen, in ihrer Lebensweise dies aber keineswegs sind^'. P. Franz Xaver Wisman (geboren 1633 in Kirchstetten) war von 1669 bis zu sei nem Tod 1679 in Wien Domprediger. Auch von ihm eine Kostprobe: "S. Joseph, Christi im Himmel Schatzmeister und be vollmächtigter Verwalter seiner Gnadengü ter". Dann,wieimmer ein Vorspruch,latei nisch und deutsch, und gegen den Schluß hin:"O der Römischer Reich und welt mächtiger Adler, der seine Flügel nicht al lein über uns ausbreitet, wanns von oben herab die Zom-Pfeil Gottes haglet,...der hl. Joseph wird schützen"®. Auch P. Fridericus Jellenschitz(1632 in Laibach geboren), der ab 1679 bis zu sei nem Tod 1690 in Wien Domprediger war, verwendete unzählige Väterzitate, beson ders zu bestimmten Stellen der Hl. Schrift, von denen er eine Sammlung von ca. 3000 Exzerpten handschriftlich hinterließ®. Im merhin fiel in seine Zeit die Türkenbelagemng,die aber trotzdem in seinen Predig ten keine sichtbaren Spuren zeitigte. Über P. Christoph Christalnig, 1650 in St. Veit a. d.. Glan geboren, der nur kurze Zeit (1690-1691) in St. Stephan predigte, kann nichts Besonderes gesagt werden,au ßer daß er hauptsächlich als Seelsorger und Prediger eingesetzt war. Er starb 1701 in Linz^. Etwas anderes kann man schon über seinen Nachfolger sagen. P. Placidus Siess, 1642 in Lambach geboren, predigte 28 Jahre in bedeutenden Kirchen Österreichs und Ungarns; in Preßburg, Tymau, Raab und Wien,wo er von 1691 bis 1710 Dom prediger wari". In einem von seinem Obern P. Heinrich Stanzer verfaßten Brief vom 14.2.1711 über P. Siess wird gerühmt,daß dieser nur die Hl. Schrift und gesicherte Überlieferungen, nicht aber unbeweisbare Geschichten oder profane Texte von Dich tem oder des Volkes verwendet habe und vergleicht ihn mit Petrus Canisius und Ge org Scherei^^ 3. Die Zeit der Unsicherheit und des Wandels.Das 18.Jahrhundert der Auf klärung. Es mag zunächst in den Predigten nicht viel zu spüren sein. Aber die verheerenden Kriege, etwa der Spanische Erbfolgekrieg, die schlesischen Kriege etc., die katastro phale finanzielle Situation des Staates, die Verelendung vieler Menschen haben auch zu einem Verfall im religiösen und kirchli chen Bereich gefuhrt. Auch theologisch und philosophisch sieht man sich neuen Ideen gegenüber, denen man voll Miß trauen begegnet 1710 wurde der in Lilienfeld geborene (1664)P. Ignatius Reiffenstuell Dompredigei^^. Er wirkte zunächst als Prediger in Krems und Linz,bis er 1698 in Wien Pro fessor an der philosophischen Fakultät wurde.Anschließend lehrte er 2Jahre Exe gese in Graz und kam 1708 nach Wien zu rück. Er verfaßte eine Reihe historischer, philosophischer und patriotischer Schriften. Auch die Predigten enthalten oft patrioti sche und dynastische Themen und sind weniger Glaubensvcrmittlung, als eher eine Identifikation von Vaterland, Herrscher, katholisch-christlichem Glauben und Kir che. Er zitiert zwar die Hl. Schrift, aber ebenso gleichrangig beinahe profane Dich tung, und oft nur ds Ausschmückung und kaum als Deutung der Offenbarung. Er starb 1720 in Wien. Der ihm 1720 nachfolgende P. Franz Peikhardt, geboren 1684 in Wien, war 25 Jahre lang Domprediger in Wien(bis 1745) und ein allgemein anerkannter, hervorra gender Redner. Viele seiner Predigten wur den gedruckt. Die Bibliographie umfaßt 50 Titel''^. Sie sind zwar religiöse Ansprachen, geben aber auch ein reiches Kulturbild jener Zeit. Er hielt die Leichenrede für Prinz Eugen, die in 4000 Exemplaren gedmckt wurde,und für Kaiser Karl VI.,so wie die Krönungsrede für Maria Theresia als böhmische Königin. Seine Predigten sind volkstümlicher und einfacher, als die Reiffenstuells,tragen aber die Kennzeichen dieser Zeit: eher moralisierend, praktisch anleitend zur Ordnung im Staat, in der Kir che und im persönlichen Leben. Er starb 1752 in Wien« Von 1745 bis 1761 versah P. Anton Staudinger dieses Amt. 1702 in Wien ge boren, studierte er in Graz und wirkte als Prediger in Graz, Wien, Linz etc., bis er 1745 endgültig nach Wien kam. Er war ein sehr begabter Redner, voll seelsorglichem Eifer und von einer einzigartigen Beredsamkeit^^ Sein Stil hat wieder etwas mehr Ähnlichkeit mit dem des 17. Jahrhunderts, ist aber wesentlich weniger schwülstig und auch sparsamer in den Schriftzitaten. Vor allem aber will er den Hörer zum Einsatz bringen: sie sollen sich auch um das Heil der anderen sorgen. P. Staudinger wird noch bis zu seinem Todesjahr 1765 als Prediger genarmt. Aber wegen seiner Krankheit erhielt er 1761 ei nen Substituten, P. Andreas Heckhel, der 1765-67 ordentlicher Domprediger wurde. Dieser ist 1725 in Wien geboren und 1770 12

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