Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

17.Nov.l540,Abschrift; vgl. Helbling(wie Anm.1)136. ')Vgl.Radey(wie Anm.1)332. "*) Österreichische Kunsttopographie, Band XXIII, Gc.schichte und Beschreibung des St Stephansdomes in Wien, Wien 1931,488. ^ Joseph Ogesser, Beschreibung der Metropolitankirche zu St Stephan in Wien, Wien 1779,216. ^Vgl dazu: Die Religion in Geschichte und Gegenwart,Bd.V(^1961)522. '')Tomek(wie Anm.1)229ff. ®)Tomek(wie Anm.1)242ff. ') DAW, BA Fabri, Rechtfertigungs schreiben Fabris an König Ferdinand vom 3.Februar 1533;Tomek(wie Anm.1)256. '")Radey(wieAnm.1)132. ")Helbling(wie Anm.1)131. '^)Radey(wieAnm.1)134. '')Radey(wie Anm.1)135. ")Helbling(wieAnm.1)185,Nr.324. '^)Radey(wie Anm.1)326. '®) Joseph Metzner, Friedrich Nausea aus Waischenfeld, Bischof von Wien, Re gensburg 1884,63. Jesuiten als Domprediger in Wien(1553-1773) Von F.Johannes WrbaSJ 1."Hoffnung widcrjede Hoffnung" Bald nach dem dringenden Brief König Ferdinands an Ignatius vom 10. 12. 1550' kamen P. Claude Jay, einer der ersten Ge fährten des Ignatius von Loyola, und Peter Schorich am 25. April 1551 mitdem Schiff in Wien an. Am 31. Mai trafen weitere 11 Jesuiten ein; aber kein einziger konnte deutsch predigen. Erst mit der Ankunft der vier Jesuiten aus Ingolstadt befand sich mit P. Petrus Canisius einer darunter, der auch von den einfachen Leuten verstanden wer den konnte. Canisius begann sofort seine Predigtlätigkeit in verschiedenen Kirchen Wiens, hielt die regelmäßige Sonntagspredigt in der zweitgrößten Kirche Wiens, in Maria am Gestade, predigte vor dem Hof^ und schließlich 1553 vor einer großen Menge in der Domkirche St. Stephan'. Dies war der erste Jesuit als Domprediger! Das ihm angebotene Bischofsamt lehnte er den Ordenskonstitutionen entsprechend mit allem Nachdruck ab^ und ob und wie er das Amt des Administrators, das er als Kompromiß übernehmen mußte, ausübte, ist fraglich. Mit seinem Reformprogramm für St. Stephan, das er im Auftrag Ferdi nands ausarbeitete, hatte er jedenfalls kei nen Erfolg'. Sicherjedoch ist, daß Canisius oft in St. Stephan predigte. Dies lag ganz im Sinne des Ordensgründers,der einer guten Predigt große Bedeutung zumaß. In den Weisun gen für Prediger 1546 verlangte er, diese sollen keine konlroversiellen Punkte mit den Protestanten behandeln. Man solle die Leute zu "gründlicher Selbsterkenntnis und zu größerer Erkenntnis und Liebe zu ihrem Herrn und Schöpfer bringen". Denn ein "direkter Angriff erbittert und verhärtet, die Klarheit und Schönheit der Wahrheit ge winnt'". Diese Haltung finden wir bei Canisius. Er predigte in maßvoller, eher nüchterner Sprache und vermied jede Polemik'. Er bemühte sich um eine positive Darlegung des Glaubens und der Sittenlehre und seine Worte waren von einem ermutigenden Ton geprägt. Es ist bezeugt, daß das anwesende Volk sich der Tränen nicht enthalten konn te, weil es infolge seiner Unwissenheit so lange solch mannigfaltiger Schätze und Segnungen beraubt gewesen sei®. Die Her zen der Menschen gewann er aber beson ders durch seinen unermüdlichen Einsatz während der Pest 1552'. Seine bedeutendste,weil weit in die Zu kunft reichende Tat, war die Vollendung des Catechismus im Frühjahr 1555. Im Spätsommer verließ Canisius, der zum Provinzial ernannt worden war, Wien, um in Prag den Gmndstein für ein neues Kol legzu legen'°. Lapidar heißt es in der Historia domus des späteren Profeßhauses: Ende 1555 "begänne auf Wunsch König Ferdinands die Unsrigen in St Stephan zu predigen"", und Socher weiß zu berichten, daß dies zu bestimmten Festtagen geschah'^ ohne je doch Namen zu nennen. Der bedeutendste Prediger dieser ersten Jahrzehnte war der 1540 in Schwazin Tirol geborene P. Georg Schercr. 1559 war er in den Orden eingetreten und sein Oberer, P. Grim,schildert ihn als "begabten, eifriegen und Idugen jungen Mann ... demütig und gehorsam"..."und wir hoffen,er werde mit Gottes Hilfe ein eifriger Prediger werden"". 1566 wurde er zum Priester geweiht; aber er hatte schon während des Studiums zu predigen begonnen.Auf Bitten der in Wien weilenden Königin von Polen predigte er erstmals 1567 vor dem Hofi^. Der Zulauf zu allen Predigten war groß". Unter denen, die konvertierten, befand sich auch der spätere Bischof und Kardinal Klesl. Doch Konflikte blieben nicht aus. Als er einmal über die Widerlegung der Augsburger Konfession sprach, gab es Interventionen beim Kaiser,er reize die Protestanten in den Erblanden und provoziere so eventuelle Tumulte. Ab 1597 wird er in den Katalo gen als Domprediger bezeichnet", hat aber schon vorher oft im Dom gepredigt. Bei ihm überwiegen die thematischen Kontroverspredigten gegenüber den Homilien. Sie sind von großer Sprachgewalt, kraftvoll, bildhaft, witzig und volkstümlich, mit reicher Verwendung der Hl.Schrift und der Kirchengeschichte, aber auch der deut schen Fabeln und Sprichwörter". Sein Hauptanliegen war die Vertiefung des Glaubens und der Moral. Themen waren auch: Kirche, Rechtfertigung, Fronleich nam, Heiligenverehrung, kirchliche Tradi tion. Er verfaßte auch eine Predigdehre in seiner "Postille der sonntäglichen Evange lien"". Doch auch Gegenwartsprobleme und Kritik an Mißständen behandelte er: Not der Schwachen und Kranken, der Dienstboten, der Unterschichten, der Witwen und Waisen,die Unmoral der Sol daten, die Bildungsfeindlichkeit des Adels, den Geiz der Geistlichen. Er tadelte den Aberglauben und die Zauberei, wobei er, anders als Spee und Tanner, durchaus an Hexen und Teufelspraktiken glaubte". In den Kontroverspredigten dominierte eine starke Polemik besonders gegen L. Osiander. Er verdammt Luther als "Mordpropheten" und "Erzketzer"'" und nach dem Fall der Festung Raab 1594 verglich er in seinen "Fünffzehen Predigen wider Machomet und sein Alcoran..." Mo hammed mit Luther,wobei er die Türken in manchen Punkten lobte: Sie kennen "fünf Betzeiten, die Christen höchstens fünf Freßzeiten". Manche seiner über 40 ge druckten Werke offenbaren schon im Titel die polemische Sprache, z.B.: Antwort auf diezwei unverschämten und ehrschmähen den Famos und Schand- und Lastercharten...."^' oder "Rettung der Jesuiter Un schuld wider die Giftspiimen Lucam Osiander.. oder triefen vor Spott:"Ob es wahr sey? Das auff ein Zeit ein Bapst zu Rom schwanger gewesen und ein Kind ge boren habe..."^. Als Klesl 1598 Bischof wurde, dürfte Scherer als Domprediger ausgeschieden sein. Ab 1600 wirkte er in Linz und starb 1605 an einem Schlaganfall, den er wäh rend einer Predigt erlitt Die Predigten dieser Zeit sind im we sentlichen Homilien und Kontroverspre digten.Sie wollen vorallem die katholische Lehre positiv darlegen und überzeugen^. 2. Die Zeit des barocken Überscdiwangs. Die Prediger des 17.Jahrhunderts. Allmählich änderte sich das katholische Lebensgefühl. Die Zeit des Sich-Zurückziehens war vorbei, eine neue Glaubens und Lebensfreude wuchs heran. Diesen Wechsel zeigt auch die Barockpredigt: reich verziert, überschwenglich, oft in ver spielten Manierismus ausartend, die Hl. Schrift wird ebenso fast nur eine Zierde in der Predigt,wie andere Zitate und Texte^. 1604-1606 wurde wieder ein Jesuit als Domprediger bestellt: P. Johannes Zehender. Er kam 1564 als Sohn protestantischer Eltern in Württemberg (?) zur Welt, stu dierte Theologie und wurde Hofprediger beim Markgrafen von Baden. Nach mehre ren theologischen Streitgesprächen mit dem Jesuiten P. Busaeus, dem alle protestanti schen Theologen nicht gewachsen waren, konvertierte der Markgraf und Zehender zum katholischen Glauben und als der 11

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