Vinzenz Eduard Milde (1832-1853) neue Statuten für die erd5ischöfliche Cur^^. In diesen werden die Domprediger erstmals der Cur beigezählt. In dieser sind sie nach den Kuraten gereiht. Ihre Hauptaufgabe wird darin mit dem Predigen an Sonn- und Feiertagen,in der Fastenzeit und zu sonsti gen Gelegenheiten bezeichnete®. Daneben sollten die Domprediger auch bereit sein, in der Seelsorge auszuhelfen und auch im Beichtstuhl tätig sein.Nur an den Tagen,an denen sie predigen, und an den Tagen un mittelbar davor, waren sie von diesem Dienst befreit Der Errf)ischof behielt sich vor, bei Vakanz der Predigerstellen die Aufgaben der Domprediger näher festzule gen. Tatsächlich erließ Er^ischof Milde anläßlich der Anstellung von Dominik Sochor als zweiten Domprediger im Jahr 1843 eine genaue Dienstanweisung: "Obwohl Ich mit Zuversicht darauf rechne, daß der neu ernannte Domprediger die Wichtigkeit des ihm anvertrauten Amtes erkennen,sich mit Fleiß und Eifer der Ver kündigung des göttlichen Wortes widmen werde, daß er nicht den Beyfall der Men schen suchen,sondem das ewige Seelenheil derselben zu befördern bemühtseyn werde, so finde Ich doch nothwendig. Nachfol gendes als Vorschrift festzusetzen: I. Er hat, so wie jeder andere Priester Meiner Er^ischößichen Kur, die unter dem 20. Juny 1835 festgesetzten Statuten des Hauses genau und gewissenhaftzu be folgen;insbesondere aber: II. die in dem Abschnitte: de concionatoribus den Dompredigem vorgeschriebe nen Diensüeistungen stets willig und genau zu erfüllen; denn er wird selbst einsehen, daß, werm ein Domprediger nichts thun würde,als in jeder Woche eine Predigt hal ten, er nicht is ein eifriges Glied der Erz bischöflichen Kur angesehen und beybehalten werden könnte. III. Derselbe hat jede seiner Predigten vollständig und genau zu schreiben und sich des so nachtheiligen und oft anstössigen Exlemporirens gänzlich zu enthalten. IV. Da in unseren Tagen der Unfug um sich greift, eine Menge historisch nicht er wiesener Geschichtchen auf der Kanzel vorzutragen, so warne ich den emarmten Domprediger vor dieser Ausartung, indem alles, was der Priester in der Kirche von der Kanzel dem Volke verkündet, wahr und gewiß seyn muß.Durch dergleichen unge gründete, oft sogar lächerliche Geschichten werden die Gläubigen theils zum Aber glauben, theils zum Unglauben verleitet, indem die historische Glaubwürdigkeit un serer H. Religion dadurch geschwächt und untergraben wird. Ich hoffe, daß derselbe diese meine wohlgemeinten und emstlichen Vorschrif ten gewissenhaft befolgen,zur Verbreitung unserer H. Religion,zur Uiberzeugung von der Wahrheit derselben, und zur Bessemng der Menschen eifrig mit Gottes Beystande wirken, und sich dadurch meine fernere Zufriedenheit erwerben werde"". Der Standort des Predigers in der Stephanskirchc war bis weit in das 15. Jahr hundert ein Ambo am Lettner,der das Lai enschiff vom Presbyterium trennte. So fand auch der hl. Johannes von Kapistran, als er 1451 auch in Wien seine Kreuzzugspredig ten hielt, in SL Stephan noch keine Kanzel vor, sondem predigte von einem auf dem Stephansfreithof aufgestellten Predigtstuhl. Vor 1489 wurde der Lettner abgebrochen und durch ein Eisengitter ersetzt. In dieser Zeit dürfte auch die berühmte "PUgramkanzel" entstanden sein. Freilich wurde diese bis jetzt fast einhellig Anton Pilgram zugeschrieben und in die Zeit 1514/1515 datiert Zuletzt hat aber Arthur Saliger^' mit guten Gründen dafür plädiert, die Kanzel schon früher, möglicherweise als Werk "einer Künstlerpersönlichkeit im Barme von Niclaes Gerhaert van Leyden"" anzusetzen. Deram 5. März 1964 verstorbene Prälat Karl Dorr war der letzte Domprediger, der regelmäßig von der "Pilgramkanzel" aus predigte. Im Zuge der vom Zweiten Vati kanischen Konzil ausgehenden Liturgiere form verlor auch die Dorakanzel ihre frü here Funktion. Seit 1991, beginnend mit einem Triduum zum Herz-Jesu-Fest, pre digt Kardinal Groer jeweils am Herz-JesuFreitag im Rahmen einer am,der Domkan zel benachbarten, Herz-Jesu-Altar ze lebrierten Messe wieder von der alten "Pilgramkanzel". Hier werden in jüngster Zeit auch in derAdvent- und Fastenzeit die "5 nach 5"-Kurzpredigten gehalten. Reihe der Domprediger von St Ste phan^: Johann Gaudentius Anhauser 15381542 P.Petms CanisiusSJ,1553-1555 Martin Eisengrein,1560-1562 P.Georg Scherer SJ,-1598 P.Joharmes ZehenderSJ,1604-1606 P.Georg Dingenauer SJ,1608-1610 P.Johannes Hylin SJ,1610-1617. P.Georg Köldrer SJ,1617-1624 P.Johannes B.LabbeSJ,1624-1633 P.Joharmes GansSJ,1633-1636 P.Bonifatius Förg SJ,1636-1643 P.Johannes Frey SJ,1643-1663(?) P.Karl Kuglmann SJ,1663-1669 P.Christoph TrauttSJ,1663-1669 P.Franz Xaver Wisman SJ,1669-1679 P.Friedrich JellenschitzSJ,1679-1690 P. Christoph Christalnig SJ, 16901691 P.Placidus SiessSJ,1691-1710 P.Ignaz ReiffcnstueJ SJ,1710-1720 P.FranzPeikhardtSJ,1720-1745 P. Anton Staudinger SJ,1745-1765 P. Joseph Schneller SJ, dann Weltprie ster,1767-3.Februar 1802(4) P.Jakob Mazzioli SJ,1767-1772 Philipp Purtscher, Exjcsuit, 1775 - 1. Dezember 1794(4) Joseph Wagner, 28. Jänner 1805 - 8. Jänner 1810(4) FranzBu^,28.Jänner 1805-1813 Johann BaptistSchmid,12. Jänner 1808 -1.Dezember 1810(4) Johann Leithncr,7. Juni 1813-1814 Johann RudolfKhünl,1810-1821. Joseph Zischka, 1. September 1814 - 1816 Joseph Schneider,1. November 18261831 Wilhelm Zoczek, 1. November 18261843 Johann Emanuel Veith, 14. September 1831-1845 Dominik Sochor,18.November 18431855 Joseph Holzapfel,23.Juli 1845-1846 Franz Setzer,19. November 1846-31. Mai 1869(4) Anton Gruscha, 9. November 1855 - 1871 Heinrich Schulthes,6.Juli 1869-1876 Josef Linhart, 23. November 1871 - 1884. Peter Heilnberg,22.Juli 1876-1885. Franz Binder, 6. September 1884 - 1899 Joseph Koch,21.Oktober 1885-1896 Johann M. Stöber, 16. Mai 1896 - 1904 Wilhelm Michele,23.Juli 1899-1907 Maximilian Brenner,17. Oktober 1904 -1923 Matthias Heumann, 1. April 1907 - 1913 Heinrich Hinner, 19. August 1913 - 1919 Anton Bauer 1. Juni 1919-1927 Friedrich Rauchcnwald 1. Oktober 1919-15.Februar 1927(4). Leopold Engelhart, 1. Mai 1927 - 1936 Walter Taubert,1. Mai1927-1934 Jakob Weinbacher, 1. Oktober 1934 - 1939 Karl Dorr,1. Juli 1936-1948 Anton Wesely,1. Juli 1941 -1945 Karl Hügel,1.Dezember 1946-1960 Otto Mauer,16.Juni 1954-3. Oktober 1973(4) Adolf Zimmermann,1. Jänner 196811.August 1991(4) Michael Wilhelm,1.September 1993Anmerkungen: ^) Vgl. dazu den Artikel von Annemarie Fend in diesem Heft. ^Abgedruckt in:[Carl Höfer], Beilagen und Berichtigungen zu Gott der Herr und Seine Diener im St. Stefansdome von Ludwig Donin,Wien 1883,S.1-17. Mit den "Achtem"(octonarii)sind die acht Mitglieder der Cur zu St. Stephan ge meint. -•) Ebd.S.9f. ®)Ebd.S. 15. ®) Vgl. Ludwig Donin, Der hl. Stefan und die Stefaner(Wien o. J.)115. ^ Abgedruckt in: Statuta disciplinaria sacerdotum Curiae Archiepiscopalis ad ecclesiam metropolitanam sancti Stephani Viennae modo vigentia unacum Ulis priorum temporum,Wien 1881,S.21-28. ®)Abgedruckt ebd.S.29-33,hier S.30. ^ Vgl. dazu den Beitrag von P. Johan nes Wrba in diesem Heft. ^°) DAW,Pfarraklen St. Stephan, sub dato. ")DAW, Pfarrakten SL Stephan, sub dato. ")Gedruckt in: [Carl Höfer], Ad gerendam penes ecclesiam S. Stephan! Vien nae nunc Metropolitanam curam animarum adscripti, Wien 1884,103ff. ")Höfer,ebd.61.
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